#52 Trennung?

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Leseabend 28/12/19 - 2|8

"U-und... W-wie geht es jetzt w-weiter?", frage ich. "B-besser gesagt... I-ist der K-krebs heilbar?" "Heilbar auf jeden Fall. Wir werden erstmal mit Chemotherapien zweimal die Woche anfangen und dann sehen, ob sie anschlagen oder nicht. Die Chemos können aber so einige Nebenwirkungen mit sich bringen, wie Haarausfall oder auch Unfruchtbarkeit... Ich nehme an, die Familienplanung ist bei Ihnen und Ihrem Mann noch nicht abgeschlossen?" Ich schüttele kurz den Kopf. "Gut, dann müssen wir da aufpassen. Eine ideale Lösung wäre natürlich eine Stammzellenspende, aber bis man den passenden Spender findet, dauert es meist Monate, wenn man ihn denn überhaupt findet.", erklärt er. "Sie müssen sich auf jeden Fall schonen, denn schwere körperliche Anstrengung kann diese Symptome wie Herzrasen, Schwindel und Knochenschmerzen fördern. Außerdem könnte es durchaus auch mal zur Ohnmacht kommen... Wenn das passieren sollte, bitte ich Sie, sofort das Krankenhaus aufzusuchen, denn vorerst werden sie ambulant behandelt. Aber wenn es ein zu hohes Risiko ist, Sie nach Hause zu schicken, werde ich Sie stationär aufnehmen." "O-okay..." Schonen? Das wird ja mit dem Skateteam definitiv nichts! "Ich würde gerne gleich übermorgen mit der ersten Chemotherapie anfangen. Sagen Sie, wann haben Sie Zeit?" "E-erst am Abend." Training und so, ihr wisst ja... "Gut, zum Glück führen wir solche Therapien bis 20 Uhr hier durch. Dann, um 18 Uhr?" Ich nicke. "Gut. Dann hoffen wir mal, dass sich bei Ihnen alles zum Guten wendet und wir diesen Krebs schnell in den Griff kriegen." Er lächelt mich aufmunternd an. "Wie kommen Sie jetzt nach Hause? Ich möchte Sie ungerne alleine nach Hause lassen, das ist in Ihrem Zustand nicht gut." "I-ich nehme mir ein T-taxi.", antworte ich. "Was ist mit Ihrem Ehemann, kann er Sie nicht abholen? Es wäre mir ehrlich gesagt lieber, wenn er kommt und Sie abholt, falls etwas passieren sollte" "N-nein, er ist b-beschäftigt. I-ich schaffe das schon mit dem T-taxi.", antworte ich. "Na gut, wie Sie meinen... Die Schwester wird Ihnen draußen an der Anmeldung gleich noch den Befundbericht geben, wo alles genau und im Detail draufsteht. Dann sehen wir uns übermorgen!" Er steht auf, ich ebenfalls und er begleitet mich noch zur Tür. "Wir sehen uns!" Er schüttelt mir die Hand. "J-ja, auf W-wiedersehen."

Eine Dreiviertelstunde später lasse ich mich zuhause auf unser Bett fallen. Den Befundbericht habe ich in den Tiefen meiner Nachttischschublade vergraben, ohne mir ihn einmal durchgelesen zu haben. Ich hoffe nur, dass Matteo ihn dort nicht finden wird! Schon fließen bei mir wieder die Tränen. Ich kann doch nicht Leukämie haben! Das ist doch... Warum?! Mein Leben wird nie mehr so sein, wie es vorher war! Matteo wird sich scheiden lassen, bestimmt! Er ist doch erst 24, da kann er doch nicht schon Witwer werden! Nein... Am besten, ich trenne mich zuerst. Dann kann er mit einer neuen glücklich werden und mich vergessen... Er wird meinen Tod gar nicht mitbekommen! Wenn man etwas liebt, soll man es doch gehen lassen, nicht? Dann muss ich ihn gehen lassen, damit er woanders und mit wem anders glücklich wird... Weil ich ihn liebe und ich nur will, dass er glücklich wird!

Ja, ich weiß, der Arzt hat gesagt, der Krebs ist heilbar, aber... Ich glaube nicht daran! Ich bin verloren, es ist nur noch eine Frage der Zeit! Ich sollte schonmal die Abschiedsbriefe an meine Familie und Freunde schreiben... Außerdem, wie oft war ich schon in Lebensgefahr? Ist das nicht langsam eine Art Zeichen, dass meine Zeit hier abgelaufen ist? Damals, bei dem Treppensturz, bin ich beinahe gestorben. Wäre der Krankenwagen auch nur ein paar Sekunden später gekommen, wäre ich tot gewesen! Dann der Bühnensturz im Roller letztes Jahr. Eine unglückliche Landung und Lia und ich wären beide draufgegangen! Später die Entführung und das Feuer. Hätte Esteban mich nicht gerettet, wären meine Maus und ich gestorben. Und jetzt die Leukämie?! Nein, nein, nein, das darf doch alles nicht war sein!

Oh Gott, dann werde ich Lia ja wirklich nie wieder sehen! Meine arme kleine Tochter... Sie ist immer noch in der Hand der Entführer... oder besser gesagt Emilia. Sie hat sicherlich furchtbare Angst... wenn sie überhaupt noch lebt!

Jetzt hat Matteo schon zwei Gründe, um sich von mir scheiden zu lassen. Erstens habe ich unser Kind verloren und zweitens meine Krankheit! Wie konnte das alles nur passieren?!


Plötzlich höre ich unten die Tür aufgehen. Das wird dann wohl Matteo sein... Also gut, dann jetzt oder nie.

Schon höre ich Schritte auf der Treppe. Ich atme tief durch und dann geht die Tür zu unserem Schlafzimmer auf. "Hey, Schatz." Matteo kommt mit einem kleinen Lächeln auf mich zu und will mich wohl küssen, aber ich weihe zurück. Sofort wechselt sein Gesichtsausdruck zu besorgt und irgendwie auch verwundert, verständlicher Weise... Immerhin habe ich gerade meinen Ehemann zurückgewiesen, ohne das zwischen uns etwas passiert ist... "Alles in Ordnung, Luna?" Er nimmt meine Hand, ich ziehe sie aber zurück, rücke noch etwas weiter von ihm weg und meine Augen füllen sich erneut mit Tränen. "Was ist los, Schatz? Du weißt doch, du kannst mit mir über alles reden." Seine Stimme hört sich unsicher und zitterig an. "I-ich weiß und... M-matteo, i-ich...", stottere ich und nehme meinen ganzen Mut zusammen. "Sprich mit mir, bitte! Sag mir, was los ist! Ist etwas passiert?" Nochmal atme ich tief ein und aus. Denk dran, Luna, du machst das, weil du ihn liebst und es das Beste für ihn ist! "M-matteo, i-ich denke, w-wir b-beide brauchen eine P-pause." Das klingt wenigstens nicht ganz so hart wie sich scheiden lassen...

Denkt ihr, dass es wirklich zur Trennung kommt?

Das Kapitel ist mal etwas kürzer als die anderen geraten, tut mir leid ^^ Aber ich wollte unbedingt diesen Cut haben!

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt