Geschockt sehen die beiden mich an und Maria schießen sofort Tränen in die Augen. "L-liebes..." Ihre Stimme zittert und sie steht auf, um mich in den Arm zu nehmen. Ich fange auch an zu weinen und meine Mutter drückt mich fest an sich.
Ich kann mich genau in sie hineinversetzen, ich verstehe genau, was sie fühlt. Ich würde hysterisch werden, wenn man mir sagen würde, dass Lia todkrank ist. Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, Angst davor zu haben, dass das eigene Kind stirbt...
"A-aber... Du wirst es schaffen... oder?", fragt sie. "I-ich weiß es n-nicht...", murmele ich leise und langsam löst sich Maria von mir. Sie legt ihre Hände an meine Wangen und wischt die Tränen weg. "D-du bist stark, mein Kind... D-du wirst es schaffen." Ich nickte langsam. "W-wir sind für dich da... für euch."
Nachdem wir uns alle etwas beruhigt haben, jedenfalls nach Außen hin, essen wir erstmal, beziehungsweise probieren, etwas herunterzubekommen, denn so richtig Appetit scheint keiner mehr zu haben, bis auf Lia, die selbstständig ihren Kartoffelbrei ist. "Und... wie lange wisst ihr es schon?", fragt Francisco, nachdem wir eine ganze Zeit lang geschwiegen haben. "E-etwa vier Wochen.", antworte ich. "Oh je... Und jetzt gehst du zu Chemotherapien?" Ich nicke kurz. "S-sie schlagen aber bisher nicht an... D-die optimalste Lösung wäre eine Stammzellspende..." "Ich bin mir sicher, dass du das schaffst." Ich lächle den Freund meiner Mutter etwas an und schiebe mir etwas Essen in den Mund. Etwas muss ich schließlich essen, sonst magere ich am Ende noch ab...
Ein paar Stunden später sind wir wieder zuhause und Matteo und ich liegen gemeinsam im Bett, ich dicht an ihn ran gekuschelt. Bei Maria und Francisco haben wir nach dem Essen probiert, das Thema Leukämie zu meiden, was auch ganz gut gelungen ist, aber natürlich war die Stimmung dann sehr traurig und auch angespannt...
"Schatz, alles gut bei dir?", fragt er, denn seit der Schwindelattacke heute morgen macht er sich gefühlt noch mehr Sorgen als vorher schon... "Soweit schon." Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und er spielt an einer meiner Haarsträhnen herum. "Kein Schwindel, keine Übelkeit?" Ich schüttele den Kopf. "Ich hab nur das Bedürfnis, mit meinem Mann zu kuscheln." Ich blicke hoch zu ihm und sehe, wie er schmunzelt und mich dann fest in den Arm nimmt. Er platziert einen sanften Kuss auf meinem Kopf. "Ich liebe dich so sehr, mein Engel. Ich liebe dich so sehr, dass Worte es gar nicht beschreiben können." Ich spüre, wie ich etwas rot geworden bin. "Du bist so süß, Matteo.", sage ich. "Ich liebe dich auch, mindestens genauso sehr." Er streicht mit seiner Hand meinen Arm auf und ab. "Ich werde alles dafür tun, dass ich dir auch in der Zukunft weiterhin jeden Tag sagen kann, dass ich dich liebe.", sagt er. "Nur leider kannst du das überhaupt nicht beeinflussen...", murmele ich niedergeschlagen. "Vielleicht ja doch." Verwirrt blicke ich zu ihm. "Was? Wie meinst du das?" Aber Matteo ignoriert meine Nachfrage und drückt mich nur noch mehr an sich...
*nächster Tag*
Am späten Vormittag mache ich mich mit Lia auf den Weg ins Roller. Ich muss gleich zur Chemotherapie und meine kleine Tochter kann ich natürlich schlecht mitnehmen, also haben Matteo und ich abgemacht, dass ich sie ins Roller bringe und Pedro oder Nico auf sie aufpassen. Natürlich wollte Matteo wieder mitkommen, aber er hat Training und zwei Tage vor dem Finale kann er es nicht ausfallen lassen. Um ihm das klarzumachen, habe ich gefühlt tausend Stunden gebraucht! Aber am Ende hat er nachgegeben, aber ich musste ihm versprechen, dass ich ihm schreibe, wenn ich angekommen bin, zwischendurch ein paar Mal und wenn ich wieder losgehe.
"Hey, Nico." Ich bin gerade ins Roller gekommen und treffe in der Cafeteria sofort auf den Bassisten der Rollerband. "Hey, Luna." Er lächelt mich an und kniet sich dann vor Lia. "Na, wer ist denn da wieder da?" Er gibt ihr einen Stups auf die Nase und knuddelt sie dann. Ich muss lächeln, ich finde es einfach zu schön, dass unsere Freunde sich sehr darüber freuen, dass Lia wieder da ist. "Nico, du musst mir einen riesigen Gefallen tun!" Mit Lia auf dem Arm steht er wieder auf. "Klar, worum geht's denn?" "Ich muss gleich weg, zu einem Termin... Und Matteo trainiert... Könntest du vielleicht mit Pedro auf Lia aufpassen?" Er nickt. "Natürlich, mach ich gerne." "Danke, du bist ein Schatz!" Ich umarme ihn. "Ich bin dann weg. Bis später!" Ich drücke meiner Tochter einen Kuss auf die Wange und mache mich dann auf den Weg ins Krankenhaus zur Chemo.
Im Krankenhaus angekommen schreibe ich sofort Matteo, dass ich gut angekommen bin, damit er sich auch ja keine Sorgen macht. Wenig später liege ich wieder auf der üblichen Krankenliege und kriege die Medikamente eingeführt. Währenddessen bete ich bei Gott, dass die Chemos endlich wirken werden! Es kann doch nicht sein, dass sie wirklich nicht anschlagen! Ich wusste von Anfang an, dass ich die Krankheit nicht überstehen werde! Warum habe ich überhaupt noch Hoffnungen, dass ich geheilt werde? Und warum hat Matteo noch Hoffnungen? Ich werde es sowieso nicht schaffen!
Kleine Tränen laufen langsam über meine Wangen. Warum nur?! Mein ganzes Leben ist jetzt verpfuscht!
Aus dem Augenwinkel sehe ich den Bildschirm meines Handys aufleuchten, Matteo ruft an. Ich nehme den Anruf an und ziehe die Nase hoch, ich hoffe, er hört nicht, dass ich geweint habe...
"Hey, mein Schatz.", melde ich mich. "Hey, Lieferfee." Ich muss schmunzeln. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, die vergangen ist, seitdem er mich das letzte Mal so genannt hat. "Wie geht's dir? Gibt es irgendetwas neues? Hast du schon mit dem Arzt gesprochen?", will er sofort alles wissen. "Nein... die Chemo hat erst gerade eben angefangen.", antworte ich. "Okay. Soll ich dich später abholen kommen?" "Brauchst du nicht, ich schaffe es schon alleine... Konzentriere du dich mal lieber aufs Training." "Sicher, Luna?" "Sicher. Ist es okay für dich, wenn ich jetzt auflege? Ich will während der Chemo etwas schlafen." "Na klar. Bis später dann also. Und pass ja auf dich auf, wenn du auf dem Weg nach Hause bist!" Ich kann mir seinen besorgten und mahnenden Blick nahezu bildlich vorstellen. "Ja, mach ich, Matteo. Also, bis später." Ich lege auf und packe mein Handy wieder zur Seite, ehe ich dann meine Augen schließe und schnell weg döse.
Fast drei Stunden später lasse ich mich zuhause auf unser Bett fallen. Nach der Chemo musste ich noch zur Untersuchung bei Dr. Munoz, die leider nur gesagt hat, dass meine Werte sich weiter verschlechtern und auch die stärkere Dosis Medikamente bisher nicht hilft... Demnach bin ich jetzt völlig niedergeschlagen!
Matteo meinte vorhin ihn einer Nachricht, dass ich gleich nach Hause gehen könne und er Lia nach dem Training mitnehmen wird, damit ich nicht extra zum Roller latschen muss, um sie abzuholen. Deshalb bin ich jetzt erstmal alleine zuhause und kann meinen ganzen Frust rauslassen...
Also weine ich eine ordentliche Runde und verfluche mein Leben, bis mich ein Anruf erreicht, von meinem Bruder. Ich brauche kurz, um mich wieder einigermaßen zu beruhigen, dann gehe ich ran.
"Hey, Benicio. Geht's dir gut?" "Hallo Schwesterherz. Ja, mir geht es besser denn je, denn... Ich rufe an, um dir zu sagen, dass du Tante geworden bist." Mein Herz setzt kurz für einen Moment aus, vor Freunde. "Soll das heißen... die Kleine ist da?" "Ja, letzte Nacht kam sie zur Welt. Sie ist gesund und munter, Ada auch, bloß erholt sie sich noch von der Geburt und schläft fest.", antwortet er. "Wow... Glückwunsch! Ich bin stolz auf euch.", sage ich. "Und wie heißt sie?" "Nova." Ich lächle etwas. "Nova, ein schöner Name.", meine ich. "Dann knuddele die Kleine mal von ihrer Tante. Und Ada auch!" "Werde ich machen.", sagt mein Bruder. "Und wie geht's dir? Matteo hat mir geschrieben, dass Lia wieder da ist." "Wir erholen uns immer noch von diesem Schock, aber... soweit ganz gut.", antworte ich und verschweige ihm meine Krankheit. Er soll sein Familienglück jetzt erstmal genießen, das könnte er gar nicht wirklich, wenn ich ihm das jetzt erzählen würde. "Freut mich! Du, ich muss dann aber auch auflegen, die Kleine weint." "Klar, mach nur. Bis bald, wir hören uns!", sage ich. "Ja, wir hören uns, ciao!" Er legt auf und ich muss wieder lächeln.
Ab jetzt bin ich Tante!
Ein neues Leben in der Familie ist entstanden, doch geht bald ein anderes wieder? Sieht ja immer noch nicht besser aus für Luna...
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Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?
FanfictionEin weiteres Jahr ist vergangen, Luna und Matteos Hochzeit steht kurz bevor, doch nach der Hochzeit hält ihr Eheglück nicht lange: Schlag auf Schlag geschehen zwei schlimme Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Haben sie die nötige Kraft, u...