#75 Besuch

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*nächster Morgen*

Mit ausschlafen ist hier im Krankenhaus absolut nichts. Bereits um halb acht kriege ich mein Frühstück, lediglich zwei Scheiben Toast mit Aufschnitt und ein Tee, um acht ist Visite. Wie ich das alles doch hasse! Zu oft musste ich die ganze Krankenhausprozedur schon durchmachen!

Um halb neun kriege ich dann heute meine Chemo. Die Krankenschwester führt mir die Medikamente durch den Zugang ein, der mir bereits dann gelegt wurde, als ich hier im Krankenhaus ankam. Wie ich dieses Ding hasse!


Eine Stunde später, nachdem ich erst mit Nina und Gastón, dann mit Jim und Yam und zum Schluss mit Tamara und Juliana telefoniert habe, klopft es an meiner Tür und Matteo blickt herein. An ihm vorbei läuft ein kleines Menschlein ins Zimmer und mir wird direkt ganz warm ums Herz, er hat Lia mitgenommen. "Mamá!", ruft sie fröhlich und rennt zu meinem Krankenbett. "Hey Maus.", sage ich und Matteo setzt sie zu mir aufs Bett. Sofort krabbelt sie auf meinen Schoß und ich drücke sie an mich. "Und kriege ich kein Hallo?", fragt mein Ehemann. "Mh, nein, tut mir leid.", scherze ich und Matteo verschränkt gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. Ich verdrehe grinsend meine Augen. "Na komm schon her." Wie ein kleiner Junge grinst er und setzt sich auf die Bettkante, dann umarmt er mich und drückt einen sanften Kuss auf meine Schläfe. "Ich hab dich so sehr vermisst...", nuschele ich gegen seine Halsbeuge. "Ich dich mindestens genauso sehr." Matteo drückt mich fest an sich und ich atme seinen vertrauen Geruch ein, ein Lächeln legt sich auf meine Lippen und ich will Matteo am liebsten nie wieder los lassen.

Aber nach ein paar weiteren Sekunden löst er sich wieder von mir und steht vom Bett auf.  Er stellt eine Tüte auf einen Stuhl und holt irgendetwas heraus. "Ich hab dir eine Kleinigkeit mitgebracht, quasi als Ausgleich für dieses eklige Krankenhausessen.", sagt er und stellt eine Packung Erdbeeren auf meinen Nachttisch. "Wie lieb von dir, danke." Ich lächle ihn an und Matteo holt noch etwas aus der Tüte, bei genauerem Hinsehen kann ich erkennen, dass es ein paar Tafeln Schokolade sind. "Danke, mein Snob, du bist der beste.", hauche ich und Matteo setzt sich auf einen Stuhl neben das Bett. "Weiß ich doch, Lieferfee." Er grinst versnobt und ich verdrehe meine Augen. "Du sollst doch nicht so ein Snob vor der Kleinen sein.", ermahne ich ihn. "Und was, wenn ich das doch mache? Legst du mich dann übers Knie und versohlst meinen sexy Hintern?", spielt er auf unser Telefonat gestern an. Ich schüttele grinsend meinen Kopf. "Du bist echt so ein Spinner, Matteo.", meine ich. "Damit wirst du mich noch bis zu meinem Lebensende verfolgen, richtig?" Matteo nickt. "Aber natürlich, ich muss dich doch jeden Tag an meinen sexy Hintern erinnern." "Spast.", brumme ich. "Aber Luna, sagt doch keine Ausdrücke vor Lia." Er grinst mich an und ich fühle mich ganz kurz in unsere Flitterwochen zurückversetzt, wo mir sein Grinsen auch so auf die Nerven gegangen ist. "Steck dir dein Grinsen sonst wo hin." Matteo grinst noch breiter, war ja klar. "Irgendwie erinnert mich das gerade an unsere Flitterwochen.", meint er. "Ich habe gerade genau das gleiche gedacht.", sage ich. "Da ging mir dein Grinsen auch so auf die Nerven und jetzt, im Krankenhaus, musst du mich auch damit nerven! Vielen Dank, echt." Er lacht nur und nach kurzer Zeit muss ich mich dem hingeben und stimme seinem Lachen mit ein.


"Wie geht's dir?", fragt Matteo dann, als wir uns wieder beruhigt haben. "So wie gestern, ich kriege gerade meine Chemo.", antworte ich und deute auf den Zugang. "War der Arzt schon da?" Ich nicke. "Meine Werte sind so wie gestern, sie sind nicht gut, aber gehen noch klar, jedenfalls für ein paar Tage, dauerhaft sollten sie nicht so bleiben." Matteo nickt langsam. "Ich hoffe so sehr, dass das alles bald endlich vorbei ist..." Tränen finden sich in meinen Augen wieder und ich spüre, wie er meine Hand in seine nimmt. "Hey, das wird alles, versprochen! Und jetzt wein bitte nicht, ja? Sonst fange ich auch an, zu weinen." Mein Mann lächelt mich aufmunternd an und ich wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln. "So, was hältst du davon, dass ich jetzt zu euch ins Bett komme und wir einen Film gucken?", schlägt er vor. Ich nicke und rücke etwas mehr an den Rand, immer noch mit Lia auf meine Schoß, Matteo kommt neben uns und startet Netflix auf dem Fernseher in meinem Zimmer, zum Glück gibt es Netflix hier, sonst wüsste ich echt nicht, wie ich mich die ganze Zeit lang hier beschäftigen sollte.

Matteo wählt irgendeinen Disneyfilm für Lia aus, die jetzt ganz gespannt  auf den Bildschirm schaut, während ich meinen Kopf an seine Schulter lehne. Er legt einen Arm um mich und ich genieße diese ein paar Momente Ruhe mit meinen zwei Schätzen.



Am Nachmittag klopft es an meiner Zimmertür, Ámbar und Simón kommen rein. "Hey, ihr zwei.", begrüße ich sie. "Hey Süße, wie geht's dir?" Ámbar kommt zu mir und umarmt mich. "Geht soweit, halt den Umständen entsprechend.", antworte ich und Simón umarmt mich auch. "Wir haben dir Blumen mitgebracht.", sagt er und hält einen bunten Blumenstrauß hoch. "Danke, lieb von euch. Ich frage die Krankenschwester später mal, ob sie eine Vase für den Strauß hat." Simón legt den Blumenstrauß auf meinem Nachttisch ab und meine beiden Besucher holen sich jeweils einen Stuhl ans Bett.

"Wie lange musst du hier bleiben?", will Ámbar wissen. Ich zucke mit den Schultern. "Weiß ich noch nicht... Ich warte immer noch auf meinen Stammzellspender... Wenn ich denn überhaupt einen kriegen werde..." "Kopf hoch, du musst positiv denken, dann wird auch alles gut.", meint Simón. "Simón hat Recht, du musst optimistisch bleiben, so, wie du es sonst auch immer warst.", stimmt Ámbar ihm zu. "Und wenn Matteo noch einmal so unverantwortlich ist und dich nicht davon abhält, etwas zu machen, was dir schadet, hacke ich ihm persönlich den Kopf ab." Sie schickt einen vorwurfsvollen Blick zu meinem Ehemann, der beschwiftigend die Hände hebt. "Als hätte ich es nicht probiert und als würde ich mir keine Vorwürfe machen!", verteidigt er sich. "Erstens sollst du dir keine Vorwürfe machen, Matteo, denn, zweitens bin ich so stur gewesen und alleine für die jetzige Situation verantwortlich! Also brauchst du ihm auch nicht den Kopf abzuhacken, Ámbar." Matteo lächelt mich ein wenig an und streichelt meinen Handrücken. "Wie dem auch sei... Pass besser auf dich auf!" Meine Freundin sieht mich eindringlich an. "Ja, versprochen.", erwidere ich darauf. "Ich werde besser auf mich selber aufpassen."



Soll ich euch mal etwas für das nächste Kapitel spoilern? - Es gibt vielleicht gute Nachrichten ;) Aber mehr sage ich auch nicht, hehe. Da müsst ihr jetzt bis Dienstag warten!


Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt