#116 Das Casting

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*ein paar Tage später*

*Matteos Sicht*

Heute findet das Casting für den Film statt!

Wir sind alle ein wenig nervös, auch wenn wir schon bei viel größeren Events geskatet sind. Aber diese Nervosität ist gut begründet, immer hin lobt man uns in den Medien oft bis in den Himmel, da haben die Jurymitglieder dort bestimmt einige Erwartungen an uns... Die wir dann natürlich auch erfüllen sollten, im Idealfall.


Gerade proben wir noch ein letztes Mal unsere Choreografie im Roller. Sie enthält viele einfache Elemente und wenig Hebefiguren, aber laut Juliana und Tamara, die sich einige Skateteams angesehen haben, die schonmal in einem Film geskatet sind, ist das üblich so. Wenn die Elemente dann noch perfekt ausführen, haben wir, laut unseren Trainerinnen, gute Chancen, dass Casting für uns zu entscheiden.

Irgendwie ist es aber ungewohnt, ohne Luna zu skaten... Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass wir irgendwo als Team ohne sie auftreten, irgendwie fehlt dann immer etwas. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, irgendwie fühlt es sich so an, als würde etwas Stimmung im Team fehlen, etwas gute Laune, etwas Motivation. Also wir sind immer noch motiviert und gut gelaunt, aber Luna ist quasi die Hochdosierung, mit ihr sind wir das noch mehr.


Nachdem wir die Choreo ein paar Mal durchgegangen sind, packen wir unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg zu der Halle, wo das Casting statt findet. Ich fuhr bei Ámbar und Simón mit, weil ich heute ohne Auto ins Roller gekommen bin. Da ich nicht fahre, schreibe ich Luna kurz eine Nachricht, dass wir jetzt auf dem Weg zum Casting sind. Sie will, dass ich sie auf dem Laufenden halte bezüglich des Castings. Das sollte ich bloß nicht vergessen, sonst wird sie mich zuspamen mit Nachrichten, bis mein Handy den Geist aufgibt.

Ein paar Minuten später trudelt ihre Antwort ein, sie wünscht uns ganz viel Glück und hält ihre Daumen gedrückt. Ich schicke ihr ein Herz als Dankeschön quasi, ehe ich mein Handy in meine Hosentasche stopfe, da wir auch schon an der Halle angekommen sind.


Drinnen an der Anmeldung erfahren wir, dass wir als fünftes von zwanzig Teams dran sind.

Wow, es nehmen echt so viele teil? Hätte ich nicht gedacht...

Tamara und Juliana müssen ein paar Formulare ausfüllen, als Teamleiter. Währenddessen werden wir schon in die Umkleide geschickt, damit wir uns vorbereiten und fertig machen können.


Es vergeht etwa eine Stunde, in der wir in der Umkleide warten, bis dann endlich Tamara und Juliana reinkommen und uns mitteilen, dass wir die nächsten sind. Also schnüren wir uns nochmal die Skates und fahren dann aus der Umkleide. 

Vor der Tür zur großen Halle warten wir, bis wir hereingelassen werden. Wir dehnen uns noch ein bisschen und Tamara und Juliana geben uns noch ein paar letzte Tipps.

Dann wird die Tür geöffnet und ein anderes Team kommt herausgefahren, wir werden somit hereingebeten. Wir fahren nacheinander rein, die Jury begrüßt uns freundlich, wir grüßen zurück. Tamara und Juliana stellen sich neben das Jurypult, wie alle Trainer es machen sollen, wir auf unsere Positionen.

"Gut, ihr könnt dann anfangen.", meint jemand aus der Jury zu uns. Wir schauen uns alle an, nicken und Juliana startet die Musik.



Geschafft, unsere Choreo ist vorbei. Der letzte Ton der Musik ist verklungen und die Jury applaudiert uns. Für uns gibt es erstmal eine Gruppenumarmung, ehe wir uns der Jury zu wenden.

"Ihr wart gut, sehr gut sogar.", werden wir gelobt. "Wir teilen euch später mit, ob ihr es in die Top 10 geschafft habt." Wir nickten und verließen dann wieder zusammen mit unseren Trainerinnen die Halle.


In der Umkleide warten wir also wieder eine gefühlte Ewigkeit. Gut, da wir auch als eine der ersten dran waren, müssen wir auch mit am längsten warten.

"Denkt ihr, wir waren gut genug?", fragt Ámbar dann nervös.

"Bestimmt, die Jury hat uns doch gelobt.", antworte ich gelassen und schreibe nebenbei Luna, dass wir jetzt durch sind. Sie hat, wie erwartet, mein Handy mit Nachrichten vollgebombt.

"Sagen die das nicht bei allen, um uns nicht vorzeitig runterzuziehen?", meint Jim dann und Yam stimmt ihr nickend zu.

"Mädels, chillt doch mal!", erwidert Ramiro daraufhin ganz cool. "Mein Gott, wir sind schon die Weltbesten, da werden die uns jetzt nicht damit kommen, dass wir schlecht waren!"

Irgendwo hatte er damit auch Recht, aber irgendwie auch wieder nicht. Ich meine, ja, wir sind Weltmeister, aber das ist auch schon wieder ein paar Monate her. Vielleicht hat unsere Leistung nachgelassen? Schließlich werden wir auch alle immer älter. Gut, nicht wirklich alt, aber älter nun mal. Sagt man nicht immer, nach dem Karrierehöhepunkt kommt ein Tief? Vielleicht kommt ja jetzt wirklich ein Tief für uns...


Also warten wir weiter, die Mädchen nervös, wir Jungs ganz gelassen. Gastón telefoniert mit Nina, während Jim Nico und Pedro auf dem Laufenden hält, die im Roller arbeiten müssen. Ich schreibe weiterhin mit Luna, sie scheint fast noch nervöser zu sein, als wir alle selber.

Dann endlich, nach fast zwei weiteren Stunden, werden wir wieder zu der Jury gebeten.

Gespannt stellen wir uns in der Halle alle vor der Jury auf. Ich kann an ihren Blicken nicht abschätzen, was sie uns gleich sagen werden. Sie sind recht neutral, ein kleines Lächeln ziert die Lippen aller.

"Also, Rollerteam.", beginnt eine Frau aus der Jury, die einzige. "Ihr wart gut, wirklich sehr gut. Man erkennt, dass ihr Profis seid und den Weltmeistertitel zurecht tragt." Ein Lächeln schleicht sich auf die Lippen von uns allen. Sowas zu hören, macht einem ziemliche Hoffnungen auf ein Weiterkommen.

"Wäre das ein Wettbewerb gewesen, hättet ihr diesen Locker gewonnen. 10 von10 Punkten, wirklich.", spricht ein Mann, links von der Frau, weiter. "Aber... Tut uns leid, ihr kommt nicht in die nächste Runde."


Erstaunt sehen wir die Jury an. Haben sie uns gerade wirklich aus dem Rennen geworfen?

"Aber Sie sagten doch, wir wären die Besten gewesen!", stellt Ámbar das Ergebnis sofort in Frage, so impulsiv wie sie ist.

"Ja und das wart ihr auch.", sagt jetzt der andere Mann in der Jury, rechts von der Frau. "Aber wir suchen einen anderen Skatestil für den Film. Euer Skatestil ist so einzigartig und perfekt, dass er schon zu gut für den Film ist."

Wow, wir wurden also rausgeworfen, weil wir zu gut waren? Das erlebt man auch nicht alle Tage.

"Aber lasst euch jetzt nicht von diesem Casting herunterziehen. Es sagt rein gar nichts über eure Leistung aus!", meint die Frau nochmal lächelnd zu uns.

Und sie hat Recht.

Wir sollten uns nicht davon herunterziehen lassen.

Es war ein Versuch, wir haben etwas neues ausprobiert.

Und wir haben gesehen, dass Castings wohl nichts für uns sind.

Wettbewerbe skaten, das ist unser Ding.



Das Casting haben sie nicht gewonnen :/ Aber natürlich wird es sich nochmal ums Skaten in dieser Story drehen, wenn Luna erstmal wieder auf die Bahn darf, wird es interesannt :)

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt