Komplett verheult schließe ich unsere Haustür auf. Ich hab zu den Mädels gesagt, dass ich jetzt nach Hause gehe und das restliche Training ausfallen lasse, sie sollten mich bei Tamara und Juliana entschuldigen.
Kaum, dass ich meine Schuhe aushabe, renne ich nach oben ins Schlafzimmer und lasse meinen Tränen dort wieder freien Lauf. Ich schmeiße mich wortwörtlich mit dem Bauch auf unser Bett und heule was das Zeug hält. Mein Schluchzen wird immer lauter, das Kissen unter meinem Gesicht ist schon komplett durchnässt. Mir ist heiß, ich schwitze und fühle mich einfach nur dreckig. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, meine Nerven sind am Ende.
Alles in meinem Kopf dreht sich, ich zittere am ganzen Körper. Ich kriege mich einfach nicht beruhigt, im Gegenteil, es wird immer schlimmer und schlimmer. Wenn ich weiter so laut schluchze, bekommen es bald sicherlich noch die Nachbarn mit.
Irgendwann traue ich mich dann, aufzustehen und runter zu gehen, um mir ein Glas Wasser zu holen, aber immer noch dreht sich alles bei mir und ich heule immer noch. Auf der Treppe schwanke ich dann hin und her, meine Beine fühlen sich wie Wackelpudding an. Dann passiert es: Ich falle der Länge nach hin und rolle dir Treppe hinunter.
Da liege ich jetzt also: Am Fuße unserer Treppe im Flur, völlig verheult und verschwitzt, mit einer blutenden Wunde am Kopf. Ich probiere, mich aufzusetzen, scheitere aber, weil ich zu schwach bin. Also bleibe ich so liegen, mit dem Kopf in der Tränen- und Blutpfütze, die sich unter meinem Kopf gebildet hat. Angenehm ist es ganz und gar nicht. Und wieder wird mein Schluchzen immer lauter und lauter, ich realisiere gar nicht, was vor sich geht. Wie lange ich so da liege und heule weiß ich auch nicht, bloß irgendwann höre ich die Tür aufgehen, die eigentlich nur drei Meter von mir entfernt ist, aber es hört sich so an, als wäre sie Millionen von Lichtjahre von mir weg.
"Oh Gott, Luna!" Ich brauche ein paar Augenblicke, um die Stimme einer Person zuzuordnen: Matteo. "Luna!" Ich spüre seine Hand an meiner Wange. "Luna, hey, sag doch was, bitte!", ruft er, klingt verdammt verzweifelt und schlägt ein paar Mal ganz leicht gegen meine Wange, er denkt wohl, ich bin bewusstlos. Dann scheint er wohl aber endlich mein Schluchzen zu bemerken, denn er nimmt seine Hand von meiner Wange. "M-matteo?", frage ich leise zwischen den Schluchzern. "Gott sei Dank, du lebst! Was machst du bloß?!" Er zieht mich vorsichtig hoch und nimmt mich in den Arm, dass er sich direkt in die Blutpfütze auf dem Boden kniet, scheint ihm egal zu sein. "M-matteo!", schluchze ich und presse mich, so dicht es geht, an ihn. "Shh, ich bin da, alles ist gut." Ganz sanft streicht er über meinen Rücken. "Komm, beruhige dich erstmal und danach fahre ich dich ins Krankenhaus, wegen der Platzwunde am Kopf." Bei dem Wort Krankenhaus zieht sich alles in mir zusammen. "N-nein, nicht ins K-krankenhaus!" Ich höre mich jetzt ja schon wie ein Kleinkind an... "Luna, sei doch vernüntig. Vielleicht muss die Platzwunde ja auch genäht werden.", sagt er ruhig. "N-nein, b-bitte n-nicht... I-ich bin m-mit m-meinen N-nerven v-völlig a-am E-ende, d-da k-kann i-ich j-jetzt k-eine Ä-ärzte g-gebrauchen.", stottere ich und danach verlässt mich die Kraft zum Sprechen. "Gut, ganz ruhig. Du musst wissen, was du tust, ja?" Ich kann nicht antworten, sondern nur ganz schwach nicken. "Okay... Dann verarzte ich dich jetzt halt, so gut es geht jedenfalls." Ganz vorsichtig nimmt er mich im Brautstyle hoch und legt mich auf die Couch im Wohnzimmer, dann holt er unseren Erste-Hilfe-Kasten aus der Abstellkammer. Gerade bin ich echt froh, dass wir ihn haben, denn es war ein ewiger Kampf zwischen uns, ob wir ihn wirklich brauchen. Und leider hatte Matteo Recht, er meinte nämlich, wir könnten ihn irgendwann sicherlich gut gebrauchen, so schusselig und tollpatschig wie ich sei. Tja, und der Moment ist jetzt gekommen, nur wurde er nicht durch meine Schusseligkeit oder Tollpatschigkeit verursacht...
"Zum Glück hab ich vor Jahren mal einen Erste-Hilfe-Kurs in der Schule gemacht, also mal gucken, ob ich noch irgendwie was weiß und dir helfen kann, sonst müssen wir wohl oder übel ins Krankenhaus, tut mir leid, Engelchen." Es klingt wirklich so, als wäre ich ein Kleinkind, was Angst vor Krankenhäusern hat. "So, ehm... Soweit ich weiß, muss ich bei Platzwunde einfach nur einen Tupfer draufhalten, um die Blutung zu stoppen, und dann einen Verband anlegen..." Vorsichtig hält er den Tupfer auf die Wunde, dann übt er immer mehr Druck aus. Mit zusammengebissenen Zähnen halte ich es aus, dann nimmt er endlich den Tupfer weg. "Ich glaube, ich sollte dich doch besser in die Notaufnahme fahren, denn ich weiß nicht, ob ich das wirklich alles richtig mache...", murmelt er. "N-nein! D-du machst sicher alles r-richtig!" "Ich denke, das Krankenhaus wäre die bessere Lösung.", meint er. "B-bitte n-nicht, M-matteo!" Ich höre ihn seufzen. "Na gut, wie du meinst... Ich mach dann jetzt weiter.", sagt er und legt ganz vorsichtig den Verband an. Ich weiß, ich benehme mich gerade viel zu kindisch, aber wenn ich morgen sowieso zu meiner Ärztin gehe, kann sie sich ja mal die Wunde anschauen... Jetzt muss ich mir nur noch eine gute Ausrede einfallen lassen, warum ich morgen nicht zum Training kann.
"So, geschafft.", sagt Matteo dann und räumt den Verbandkasten wieder weg, danach jetzt er sich zu mir auf die Couch und zieht mich ganz vorsichtig an sich heran. "So, und was ist jetzt eigentlich passiert?", fragt er und streichelt über meinen Arm. "I-ich... I-ich bin T-treppe runtergefallen...", antworte ich. "Was?!" Erschrocken und besorgt schaut er mich an. "Und du hast nur die Platzwunde? Keine Schmerzen sonst wo? Nichts gebrochen?" "N-nein... S-sonst nichts..." "Und warum bist du die Treppe runtergefallen? War dir wieder schwindelig?" Ich schweige. "Luna?" Wieder schweige ich, fange aber wieder an, zu weinen. "Shh, ganz ruhig, ich bin da. Alles ist gut, ja?" Ich heule mich an seiner Schulter aus und nach einiger Zeit beruhige ich mich einmälich wieder. "D-das hatte ich vorhin a-auch... So einen N-nervenzusammenbruch... G-gleich zweimal... A-als ich n-nach Hause gekommen b-bin und n-nach meinem S-sturz...", bringe ich hervor und muss dann nach Luft ringen, da ich plötzlich nicht so gut atmen kann. "So plötzlich?", hakt er nach und ich nicke. Das Gespräch vorher mit Jim und Yam und dass ich danach schreckliche Schuldgefühle bekommen habe, weil sich alle solche Sorgen um mich machen, verschweige ich. "Und warum bist du nach Hause?" "I-ich... I-ich war m-müde...", lüge ich so halb. Ich war ja müde, aber da war ja noch viel mehr. "Du weißt gar nicht, was für einen Schreck ich bekommen habe, als ich wieder zum Training gekommen bin und du nicht da warst. Als Jim und Yam meinten, du bist nach Hause, bin ich sofort her." "T-tut m-mir l-leid...", stammele ich. "Shh, alles gut, es brauch dir gar nichts leid zu tun. Wichtig ist nur, dass du mir jetzt auf jeden Fall sagst, wenn dir schwindelig ist oder so, das könnte alles mit der Platzwunde zusammenhängen." Ich nicke kurz und Matteo küsst ganz sanft meine Schläfe. "D-danke, M-matteo." "Nichts zu danken, Lieferfee. Ich liebe dich und bin immer für dich da." Wieder küsst er meine Schläfe und ich schließe meine Augen.
Morgen geht's dann zum Arzt...
Und das so, dass Matteo nichts mitkriegt...
Whoops, noch ein kleiner Zusammenbruch und ein kleiner Unfall, bevor es dann im nächsten Kapitel zum Arzt für Luna geht... Denkt ihr, Luna schafft es, alles vor Matteo geheim zu halten?
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Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?
Fiksi PenggemarEin weiteres Jahr ist vergangen, Luna und Matteos Hochzeit steht kurz bevor, doch nach der Hochzeit hält ihr Eheglück nicht lange: Schlag auf Schlag geschehen zwei schlimme Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Haben sie die nötige Kraft, u...