#139 Hochzeitstag

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Ich zittere am ganzen Leib, als ich wenig später im Badezimmer auf dem Boden sitze, die Beine fest an meinen Körper herangezogen und die Arme drum herum geschlungen, während ich darauf warte, dass zehn Minuten endlich vergehen.

Die zehn Minuten meines Lebens, die ich nun schon zum dritten Mal durchmache.

Das Warten auf das Ergebnis des Schwangerschaftstests.

Ja richtig, ich mache einen Schwangerschaftstest.

Als erstes dachte ich, dass ich einen Rückfall und somit wieder Leukämie habe, der Schwindel und das Nasenbluten hätten dazu gepasst, auch, dass ich schneller erschöpft werde, aber die Übelkeit nicht, das kam damals erst mit den Chemos.

Und es waren die typischen Anzeichen von Morgenübelkeit, die ich damals auch bei Lia hatte, genauso wie Nasenbluten, das kann wegen der Hormonumstellung kommen.

Vielleicht bin ich auch gar nicht schwanger und einfach nur krank, habe was falsches gegessen oder so, aber beinahe alles spricht dafür.

Tja und jetzt sitze ich hier, muss noch ein paar Minuten warten, bis ich endlich das Testergebnis habe.

Wenigstens musste ich nicht losgehen und mir einen holen, da lag noch einer in unserem Schrank, Matteo meint mal, es ist immer besser, einen im Schrank zu haben, für alle Fälle.

Und dieser Fall ist jetzt eingetroffen...


Ich weiß gar nicht, ob das gerade ein guter Zeitpunkt für ein zweites Kind ist. Ich bin gerade erst wieder zurück im Team und unser Leben hat sich wieder normalisiert, aber natürlich werde ich es dann behalten und mich wirklich riesig drüber freuen. 

Und Matteo? Matteo freut sich bestimmt auch wahnsinnig. Er war doch damals so enttäuscht, als wir in Italien den Schwangerschaftstest gemacht haben und er negativ war.

Matteo... Wenn ich jetzt wirklich schwanger sein sollte, verpasst er doch alles, wenn er auf Tour geht! 

Ich weiß gar nicht... Davon abhalten, zu gehen, würde ich ihn ganz sicher nicht, obwohl ich mich natürlich deutlich sicherer und besser mit ihm an meiner Seite fühlen würde.

Okay nein Luna, denk noch gar nicht so weit... Es kann immer noch sein, dass du nicht schwanger bist.


Endlich sind die zehn Minuten um. Mit zitternder Hand nehme ich den Test vom Waschbeckenrand und gucke auf den Bildschirm.

Zwei Striche.

Ich sehe zwei Striche.

Zwei Striche stehen für schwanger.

Schwanger...

Ich bin tatsächlich schwanger!


Völlig überrumpelt schlage ich die Hände vor den Mund und fange an, zu schluchzen. Auch wenn ich vorher noch nicht ganz davon überzeugt war, dass es der richtige Zeitpunkt für ein zweites Kind ist, freue ich mich jetzt wirklich um so mehr und bin so erleichtert, dass ich nicht wieder krank bin, sondern schwanger.

Schwanger!

Ich lege meine Hände auf meinen klitzekleinen Bauch, der herausragt, was ich ja gestern schon bemerkt habe. Und dabei habe ich mir wirklich nichts gedacht!

Unglaublich, bald wird dort wieder ein kleines Baby heranwachsen. Unser zweites Baby, Lias kleines Geschwisterchen.

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich gerade fühle. Es ist so unglaublich, zu wissen, dass ich wieder Mutter werde. Ich werde einem kleinen Wesen wieder das Leben schenken, auch wenn ich dafür den grauenvollsten Schmerz meines Lebens durchmachen muss. Und gleichzeitig wird es wieder einer der schönsten Momente meines Lebens sein.

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt