#67 Erschreckender Anblick

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*Matteos Sicht*

"Gute Nacht, mein Wirbelwind." Ich drücke Lia noch einen Kuss auf die Wange und gehe dann aus ihrem Zimmer. Es hat mal wieder eine halbe Ewigkeit gedauert, bis sie endlich geschlafen hat!

Ich gehe hinunter ins Wohnzimmer und rechne eigentlich damit, Luna dort vorzufinden, aber da ist sie nicht. Hm, komisch... Wollte sie nicht hier hin?

Ich sehe noch in der Küche, in unserem Schlafzimmer und im Badezimmer nach, aber dort ist sie auch nicht. Wo ist sie denn jetzt hin?


Da fällt mir auf, dass die Tür zum Garten offen steht. Ist sie in den Garten, so spät am Abend? Gut, Luna ist so gut wie unberechenbar, ihr kann immer plötzlich etwas in den Kopf schießen. Also beschließe ich, draußen nachzusehen.

Tatsächlich, dort liegt Luna auf einer unserer Sonnenliegen neben dem Pool und scheint zu schlafen. Lächelnd schüttele ich den Kopf und gehe dann zu ihr. Da ich sie jetzt nicht aufwecken will, nehme ich sie einfach vorsichtig hoch und trage sie rein. Dabei stelle ich etwas Erschreckendes fest: Luna ist verdammt leicht geworden. Sie ist leichter, als vor der Schwangerschaft, und vor ein paar Monaten hatte sie noch ein paar Kilos von ihr drauf. Ich hoffe wirklich, dass sie bald auf dem Weg der Besserung sein wird... Dieser ganze Stress und die Appetitlosigkeit haben sie echt dünn gemacht...


Vorsichtig, wirklich so vorsichtig, als wäre meine Ehefrau zerbrechlich, lege ich sie auf unserem Bett ab und ziehe ihr ihre Alltagsklamotten aus und ihren Pyjama an. Und der Anblick ihres Körpers entging mir dabei nicht, auch wenn es dunkel ist... Überall auf ihrer Haut erkennt man kleine, blaue Flecke... Man könnte meinen, sie wäre von jemandem zusammengeschlagen worden, aber da ich mich letztens auch über Leukämie informiert habe, weiß ich, dass das typisch dafür ist... Überall sind so witzige, punktartige Blutungen. Es sieht wirklich schrecklich aus, sie sieht wirklich schrecklich aus... Ich habe das noch nie über Luna gesagt, aber gerade sieht sie wirklich schrecklich aus. Auch wenn sie probiert, sich so stark zu schminken, dass man ihr an ihrem Gesicht nicht ansehen kann, dass sie krank ist, merkt man doch, dass sie nicht normal aussieht. Natürlich würde ich ihr das niemals ins Gesicht sagen... Aber ich bin mir sicher, dass sie wieder so wunderschön wie immer sein wird, wenn sie wieder gesund ist.

Ich mache mich dann bettfertig und lege mich dann zu Luna ins Bett. Meinen Arm lege ich um sie, im Schlaf hat sie mir den Rücken zugedreht. "Gute Nacht, mein Engel.", flüstere ich leise und streiche sanft durch ihr Haar, dann schließe ich auch schon meine Augen und schlafe wenig später ein.



*nächster Morgen*

Als ich am nächsten Morgen aufwache, schläft Luna neben mir noch. Eine Weile sitze ich wirklich nur neben ihr auf dem Bett und beobachte sie, mit einem klitzekleinen Lächeln auf den Lippen. Sie sieht so friedlich aus, wenn sie schläft, als ginge es ihr gut. Ich wünsche mir so sehr, dass das auch so wäre...

Leise steige ich aus dem Bett und gehe hinunter, um Frühstück zu machen. Ich bin mir fast sicher, dass Luna keinen Appetit haben wird, aber trotzdem kann ich ihr ja etwas Kleines ans Bett bringen. Also mache ich einen Tee und stelle die Tasse dann auf ein Tablet, einen Apfel lege ich dazu. Mir selber mache ich einen Kaffee und zwei Scheiben Toast, das stelle ich auch auf das Tablet und gehe dann wieder hoch.

Als ich wieder in unser Schlafzimmer komme, ist Luna bereits aufgewacht und sitzt aufrecht im Bett. "Guten Morgen, mein Engel.", sage ich und lächle etwas, das Tablet stelle vorsichtig auf das Bett. "Morgen..." Sie sieht sich im Zimmer um und sieht dabei irgendwie verwundert aus. "Ist was?", frage ich. "Nein, nur... Ich war doch im Garten.", antwortet sie und ich muss etwas schmunzeln. "Du bist dort auf der Sonnenliege eingeschlafen, was auch immer du am späten Abend im Garten gesucht hast. Ich hab dich dann dort gefunden und reingetragen." "Oh... Dann danke, mein Schatz.", sagt sie. "Nichts zu danken, dafür bin ich doch da." Ich setze mich neben sie aufs Bett. "Ich weiß, dass du sicherlich keinen Appetit hast, aber diesen einen Apfel isst du. Sonst wirst du wirklich noch untergewichtig!" "Hm... Ich kann ja nichts dafür, dass ich keinen Appetit habe...", murmelt sie leise. "Hey, das sage ich doch gar nicht! Ich mach mir einfach Sorgen, okay? Also iss bitte wenigstens etwas... Ich will nicht, dass du mir hier zusammenbrichst, weil du unterernährt bist." Luna seufzt etwas und nimmt sich den Apfel. "Wenn ich später kotzen sollte, machst du das sauber.", brummt sie, grinst aber etwas. "Gut, das Risiko gehe ich ein.", lache ich und beginne dann auch, zu essen.


Nach dem Frühstück sind wir noch etwas im Bett liegen geblieben und haben gekuschelt, ich glaube, Luna brauch diese Körpernähe gerade sehr. Ich weiß nicht, ob es wirklich so ist, aber ich denke, es gibt ihr das Gefühl, jetzt nicht alleine zu sein und dass ich immer da bin. Genau das will ich ihr auch jeden Tag übermitteln; dass ich da bin und sie niemals alleine lassen werde. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Die ganze Situation zur Zeit hat mich zu einem neuen Song inspiriert. Ich habe einen Teil des Textes und der Melodie schon im Kopf, in einer etwas ruhigeren Minute werde ich sie aufschreiben, ich will den Song so schnell wie möglich veröffentlichen.

Jetzt muss ich mich aber langsam fertig machen, denn das Training im Roller beginnt bald. "Soll ich mal nachsehen, ob Lia noch schläft?", frage ich Luna aber noch, sie nickt. Also gehe ich zu meinem kleinen Wirbelwind, aber überraschender Weise schläft sie noch tief und fest. Ich streiche mit meiner Hand kurz sanft über ihren Kopf und lächle. Sie sieht so süß aus, wenn sie schläft, genauso wie Luna. Ach, meine Maus...



Plötzlich höre ich einen Schrei. In mir schrillen sofort alle Alarmglocken: Luna!


Warum hat Luna da jetzt wohl plötzlich geschrien? 


Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt