#60 Eine mögliche Lösung?

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*übernächster Tag*

Heute begleite ich Luna das erste Mal zu ihrer Chemotherapie. Nach dem Training fahre ich uns sofort ins Krankenhaus, ich bin extrem nervös. Ich habe, um ehrlich zu sein, große Angst vor dem, was der Arzt über Lunas Zustand sagen wird...

Als ich beim Krankenhaus einen Parkplatz gefunden habe, gehen wir gemeinsam rein. "M-matteo, du musst nicht m-mitkommen... D-du hast sicherlich b-besseres zu tun...", sagt Luna mit zittriger Stimme zu mir. Ich halte an, nehme ihre beiden Hände und stelle mich vor sie. "Luna, du hörst jetzt sofort auf, sowas zu denken! Erstens, du bist das Wichtigste für mich und niemals hätte ich etwas besseres zu tun, zweitens habe ich dir versprochen, dir hierbei beizustehen und dich zu unterstützen, wo ich nur kann, sei es dich irgendwo hinfahren oder einfach als moralische Unterstützung! Klar wird es kein schöner Anblick für mich sein, zu sehen, wie dir was weiß ich welche Medikamente eingeführt werden, aber ich stehe dir bei!" Nach meinen Worten ziehe ich sie erstmal in eine lange und feste Umarmung, bevor wir dann ohne ein weiteres Wort weitergehen.

Als wir bei dem Raum angekommen sind, wo die besagten Chemos durchgeführt werden, meldet sich Luna bei der Krankenschwester an der Anmeldung an, diese führt uns dann zu einer Krankenliege. Luna legt sich darauf und die Schwester legt ihr die Zugänge, ich setze mich auf einen Stuhl neben der Krankenliege und lege meine Hand auf Lunas Oberarm. Die Schwester geht wieder und Luna blickt mich an, ich lächle sie etwas aufmunternd an. "Wie lange dauert die Chemo?", frage ich. "Zwei Stunden...", antwortet Luna leise und schließt ihre Augen. Sie scheint sehr erschöpft vom Training zu sein, was ja kein Wunder ist, wenn sie durch die Krankheit ohnehin schon sehr geschwächt wird.

Niemand von uns sagt etwas, was vermutlich auch erstmal besser ist, denn ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen könnte. Diese Situation ist so... komisch. Ich meine, meine vierundzwanzig Jährige, also wohlbemerkt noch sehr junge, Frau, liegt hier todkrank und kriegt irgendwelche Medikamente eingeführt! Was kann man da schon sagen? Zu fragen, wie es ihr geht, wäre das sinnloseste Ding überhaupt, denn wenn es ihr gut gehen würde, würde sie ja nicht hier liegen... Und sonst? Ich muss ehrlich zu geben... ich bin überfordert mit der Gesamtsituation. Aber will man es mir verübeln? Ich habe vor nicht einmal 48 Stunden erfahren, dass meine Frau Krebs hat! Zu allem Überfluss geht es mit der Suche nach Lia auch nicht weiter, denn bisher hat die Polizei ja nichts neues für mich! Auch meine verzweifelten Anrufe mehrmals täglich bei Esteban bringen nichts neues... Ich muss mich also um die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben sorgen, die beide in Lebensgefahr schweben!

Stumm streiche ich ganz sanft immer mal wieder über ihren Oberarm, um ihr so das Gefühl zu geben, dass ich für sie da bin und sie nicht alleine lassen werde. Irgendwann ist Luna tatsächlich eingeschlafen, sie atmet einigermaßen gleichmäßig und ich höre in klitzekleines Schnarrchen, was aber irgendwie süß ist. Ich streiche ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht hinters Ohr und blicke meine Frau einfach nur an. Meine Fingerspitzen berühren ganz leicht ihre Wange, meine andere Hand ruht immer noch auf ihrem Oberarm.

"Dann müssen Sie also der Mann von Senora Balsano sein, richtig?", ertönt es plötzlich neben mir und ich drehe meinen Kopf zur Seite. Ein Mann in einem weißen Kittel, also dann vermutlich Lunas Arzt, steht dort und lächelt mich etwas an. "Ja, ehm... Matteo Balsano." Ich schüttele ihm die Hand. "Dr. Munoz.", stellt er sich vor. "Sie sind zum ersten Mal hier dabei, nicht?" Ich nicke kurz. "Darf ich fragen, warum? Ich meine, Ihre Frau könnte die Unterstützung wirklich gebrauchen." Es klingt beinahe wie ein Vorwurf. "Ehm... Ich habe erst vorgestern erfahren, dass meine Frau Leukämie hat... Sie hat es mir verschwiegen...", rechtfertige ich mich. "Ach herrje... Ihre Frau scheint das in schwere Angstzustände versetzt zu haben... Es geht den meisten Patienten so, nur ist sie meine erste Patientin, die es tatsächlich ihrer Familie verschweigt..." Ich blicke kurz zu Luna, die immer noch schläft, und dann wage ich mich an die Frage nach ihrem Zustand... "Wie... Wie steht es denn um sie? Wird sie es schaffen, schlagen die Chemos an?" Dr. Munoz seufzt. "Nicht gut... Ihr Zustand verschlechtert sich stätig, die Chemos schlagen bisher nicht an. Ich hoffe, dass sich das bald ändert, sonst bleibt als letzte Lösung nur noch eine Stammzellenspende. Aber den richtigen Spender zu finden kann manchmal Monate dauern..." Ich schlucke und nicke dann langsam. "Wichtig ist viel Ruhe... Ihre Immunsystem ist geschwächt und manche Symptome, wie Ohnmacht und Herzrasen, werden durch große Anstregung gefördet." Um es in unserer Sprache auszudrücken: Das Skaten tut Luna nicht gut und schwächt sie nur mehr und mehr. Ich muss sie unbedingt dazu bringen, nicht beim Finale zu skaten! "O-okay... danke." "Ich glaube, heute lassen wir eine Untersuchung nach der Chemo bleiben und machen das beim nächsten Mal. Sagen Sie das bitte Ihrer Frau, ja?" Ich nicke. "Gut, danke. Dann auf Wiedersehen, Senor Balsano." Er schüttelt mir die Hand und geht dann.

Luna wacht tatsächlich erst wieder auf, als die Chemo vorbei ist. Nein, anders, dann muss ich sie leider wecken. Als ihr alle Zugänge gezogen wurden, kriegt sie noch einen Termin für die nächste Chemo am Donnerstag, dann verlassen wir den Raum.

"W-wartest du kurz hier? I-ich muss mal.", sagt Luna, als wir an den Toiletten vorbeikommen. Ich nicke, auch wenn ich sie nur ungerne alleine gehen lasse, weil ich Angst habe, dass sie umkippt oder so, aber ich kann ja nun schlecht mit aufs Frauenklo mitkommen. Luna geht also auf die Toilette, während mir ein Plakat an einer Pinnwand an der Wand gegenüber auffällt...

STÄBCHEN REIN, SPENDER SEIN!

Mund auf gegen Blutkrebs!

Weltweit warten Millionen von Menschen auf ihren Stammzellenspender, manche warten schon seit Monaten ohne Erfolg. Vielleicht können Sie aber dafür sorgen, dass dieses Warten bei einigen ein Ende nimmt!

Wie funktioniert das? - Ganz einfach! Holen Sie sich vorne bei der Schwester einfach ein Stäbchen und das dazu auszufüllende Formular ab und führen Sie die Anweisungen durch! Das ganze dauert nur ein paar Minuten! Ein paar Minuten dafür aufbringen kann doch jeder, und dann noch vielleicht  ein Menschenleben retten!

Also, Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein!

Plötzlich habe ich die Lösung! Naja, viel mehr eine Idee für eine mögliche Lösung...

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es erfolgreich sein wird, liegt fast bei 0%, aber...

Ich werde es probieren!

Na, was denkt ihr, welche Idee hat Matteo für eine Lösung? ^^

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt