Die Tränen laufen jetzt nur so über ihr blasses Gesicht und Luna sackt zu Boden. Ich lasse den Bericht fallen und nehme sie in den Arm. „Shh, alles gut, das war nicht so gemeint. Es ist... Es ist einfach ein Schock.", sage ich schnell. Sie scheint einen richtigen Nervenzusammenbruch zu haben, denn sie weint und weint immer weiter, während ich probiere, sie irgendwie zu beruhigen.
Immer wieder schnappt sie nach Luft und ihre Schluchzer werden immer lauter. Was habe ich mit meinen Wörtern bloß angerichtet... Ich hätte da viel sensibler rangehen müssen!"E-es tut m-mir leid...", stammelt sie dann und ringt wieder nach Luft. Ihr Herz rast, das spüre ich. "B-bitte verlasse m-mich nicht d-deswegen... Ich l-liebe dich doch!" "Ich könnte dich niemals verlassen, vor allem jetzt nicht! Wir schaffen das, zusammen." Ich trage sie vorsichtig aufs Bett und hole ein Taschentuch, um ihr den Schweiß von der Stirn zu wischen. "I-ich wollte dich nicht damit b-belasten...", murmelt sie dann. „Du belastest mich damit doch nicht, Prinzessin. Ich bin immer für dich da, ich helfe dir, wo ich kann. Wir schaffen das." Luna presst sich an meinen Körper heran. "Seit wann weißt du es?", frage ich dann vorsichtig nach. "Drei Wochen...", antwortet sie leise. „Ich war bei meiner Ärztin, weil es mir nicht gut ging..." Luna schließt die Augen. "Sie hat meine auffälligen Blutwerte gesehen und mich zu einer Knochenmarkpunktion geschickt..." "Deswegen auch dieser Verband? Du bist gar nicht beim Skaten gestürzt?" Luna nickt. "Akute Leukämie... Jetzt gehe ich zur Chemotherapie, alle paar Tage... Bisher weiß ich nicht, ob sie anschlagen oder nicht... E-es tut mir so leid, d-dass ich dir n-nichts erzählt habe, ich hatte einfach A-Angst..." Ich drücke ihr einen leichten Kuss aufs Haar. "Mach dir keine Gedanken darüber, wichtig ist nur, dass du dich schonst und schnellst möglich geheilt wirst. Meine Reaktion eben war mehr als übertrieben und verständnislos, tut mir leid, ja? Ich weiß ja, dass du mir vertraust. Es ist ja sicherlich für dich selber nicht leicht, das alles zu verarbeiten, und vor allem jetzt, wo Lia nicht bei uns ist... Ich habe ja selber nicht so wirklich bemerkt, was mit dir los ist... Ich hätte meine Drohungen mit dem Krankenhaus ja auch wahr machen können, aber ich habe es ja nicht gemacht! T-tut mir wirklich leid...", sage ich. „A-alles gut...", murmelt sie. "Du solltest am Samstag lieber nicht im Finale antreten... Du musst dich schonen." "Nein, Matteo... Ich muss... Ich kann das Team jetzt nicht hängen lassen..." "Deine Gesundheit geht vor, Luna. Sie werden es verstehen." "Sie wissen es ja nicht einmal... Niemand weiß das, außer dir und Lily... Sie war die Einzige, der ich es erzählt habe... Gerade e-eben, als ich w-weg war, h-habe i-ich mich mit i-ihr getroffen... I-ich wollte euch alle nicht damit belasten, hätte ich es meinen Eltern oder Maria erzählt, h-hätten sie sofort d-dir erzählt... Und unsere F-freunde ebenso...", murmelt sie. "Ganz ruhig, alles gut, du brauchst nichts zu erklären, ich regele das mit Tamara und Juliana." "Nein, ich werde antreten..." "Luna bitte, du bist viel zu schwach und dir geht es nicht gut." "Ich lasse nicht mit mir reden, Matteo... Das Skaten ist das Einzige, was mich momentan ablenken kann..." Ich nehme Lunas Hand in meine und drücke sie fest. "Ich kann dich nicht davon abbringen, oder?" "Nein, kannst du nicht... Du kennst mich doch...", antwortet sie. "Na gut, aber nach dem Finale wirst du dich schonen. Ich werde dich mit dem Auto zu den Chemos und zu den Untersuchungen fahren. Danach liegst du im Bett, okay?" Luna nickt schwach und kuschelt sich an meine Brust. "Wenn ich s-sterben sollte, sag Lia, wenn sie gefunden wird, meiner Familie und unseren Freunden, dass ich sie l-liebe und über sie wachen werde..." "Was redest du denn da?! Du wirst nicht sterben!", rufe ich entsetzt, aber Luna ist schon eingeschlafen, so müde und erschöpft ist sie anscheinend. Vorsichtig decke ich sie zu und drücke ihr einen leichten Kuss auf die Wange, bevor ich nach unten in die Küche gehe und nachdenke...
Ich fasse es immer noch nicht, meine Frau ist todkrank... Warum sie?! In ihrem Leben musste sie schon so viel Leid ertragen, Kinderheim, Camilla und der Treppensturz, dann vier Monate Koma, Knochenbrüche und lange Genesung, Emilia und das Feuer, und jetzt das. Luna so zu sehen tut mir so weh und bereitet mir solchen Herzschmerz, dass mir schon die Tränen langsam über mein Gesicht kullern... Warum müssen immer die besten Menschen leiden? Können nicht irgendwelche Diebe, Vergewaltiger und Entführer leiden? Nein, es muss immer meine Luna leiden!
Soll ich die anderen informieren? Nein, wahrscheinlich erstmal lieber nicht... Wenn Luna es ihnen erzählen möchte, wird sie das machen. Ich werde bei der nächsten Chemo mal persönlich mit dem Arzt sprechen und fragen, wie es um Luna steht. Ich kann und darf sie jetzt nicht alleine lassen, ich muss noch mehr für sie da sein als eh und je.Stunden vergehen, in denen Luna schläft und ich mir den Kopf zerbreche, wie es jetzt weiter geht. Was ist, wenn Luna wirklich... Ich wage es gar nicht, es auszusprechen... Was ist, wenn sie wirklich sterben sollte? Was passiert dann mit Lia und mir? Also, wenn wir Lia jemals wieder finden sollten... Unsere Familie wäre am Ende! Ich müsste aus dem Haus ausziehen, weil mich zu vieles hier an meinen Engel erinnern würde... Ich könnte nicht mehr ins Roller gehen, weil mich da auch alles an sie erinnern würde! Ich müsste Buenos Aires verlassen, wahrscheinlich das ganze Land, weil ich hier immer und überall an sie denken müsste! Würde ich dann nach Italien zurückkehren?
Halt, Matteo! Was denkst du da?! Luna wird nicht sterben! Nein, sie wird leben! Meine Lieferfee ist stark, sie wird es schaffen!
Leise, um sie nicht zu wecken, schleiche ich nach oben und gehe ins Schlafzimmer. Es sieht so aus, als würde sie friedlich schlafen. Aber ob sie in ihrem Inneren auch so friedlich ist, wie sie gerade aussieht?
Nein, bestimmt nicht. Sie ist psychisch total fertig, erst wegen der Entführung von Lia, und jetzt hat sie auch noch Leukämie... Hat sie das wirklich in sich hineingefressen, ihren ganzen Frust, ihre ganze Sorge, ihren Zustand? Wollte sie sich deshalb letztens von mir trennen? Bestimmt! Und ich Idiot habe danach nicht mehr daran gedacht, warum sie das wollte! Hatte sie wirklich solche große Angst, dass ich mich von ihr trenne? Aber warum? Ich weiß gerade nicht, ob mich das irgendwie verletzt, dass sie das gedacht hat... Nein, Matteo, sie war einfach nur verwirrt! Ich liebe Luna so sehr, ich könnte mich niemals von ihr trennen! Egal, ob sie nun Leukämie hat oder plötzlich nicht mehr laufen könnte. Ich würde selbst noch lieben, wenn sie mich plötzlich nicht mehr erkennen und sich nicht mehr an mich erinnern würde!
Ich hocke mich neben die Bettseite, auf der sie schläft, und streiche ganz sanft über ihre Wange. "Luna, ich verspreche dir, ich bin für dich da, immer. Egal, was ist. Mein Schatz, ich helfe dir, das alles zu schaffen.", flüstere ich leise und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
Ich wische mir ein paar Tränen aus dem Augenwinkel, die mir gerade wieder hochkommen.
Ich habe solche Angst um Luna... Aber sie ist stark, sie wird kämpfen, da bin ich mir sicher.
Happy New Year an euch alle! Ich hoffe, ihr seid gut reingekommen ^^
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Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?
FanfictionEin weiteres Jahr ist vergangen, Luna und Matteos Hochzeit steht kurz bevor, doch nach der Hochzeit hält ihr Eheglück nicht lange: Schlag auf Schlag geschehen zwei schlimme Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Haben sie die nötige Kraft, u...