"Wie, weg? Luna?" Ich bin wie erstarrt, ich bekomme kein Wort mehr heraus. "Luna? Hey, sprich mit mir!" Meine Knie werden weich, ich habe das Gefühl, dass ich jeden Moment umfalle. "W-weg... Einfach w-weg...", schluchze ich. "Also, wenn das ein Scherz ist, ist er ziemlich schlecht!" Ich kann das Handy noch kaum an mein Ohr halten, so sehr zittern meine Hände. "D-das ist kein Scherz, M-matteo... S-sie ist wirklich weg!" Es ist still am anderen Ende der Leitung. "Was?! Wie? Hä? Was?! Was ist passiert? Luna?!" Ich atme einmal kurz tief ein und aus. "I-ich war mit ihr auf dem S-Spielplatz... Da kam irgend so ein T-typ und hat meine T-tasche geklaut... I-ich bin hinter i-ihm her... Meine T-tasche hat er in ein Gebüsch geworfen... I-ich habe s-sie geholt und bin dann schnell z-zurück zum Spielplatz, a-aber..." Weiter komme ich nicht, da ich von meinen Tränen überrollt werde. "Moment, du hast Lia alleine auf dem Spielplatz gelassen?!" "J-ja... I-ich hab nicht nachgedacht..." "Ach du scheiße...", murmelt er. Okay, beruhige dich erstmal wieder. Ich komme jetzt gleich zu dir und dann suchen wir sie nochmal. Wo genau bist du jetzt?" Matteo scheint ganz ruhig zu bleiben... Wie kann er bitte ruhig bleiben, wenn ich gerade unser Kind verloren habe?! "W-wieder beim Spielplatz..." "Okay, bleib, wo du bist, ich bin schon auf dem Weg!" Er legt auf und ich nehme mein Handy vom Ohr. Meine Hände zittern so stark, dass es mir nun endgültig kraftlos aus der Hand fällt. Schnell hebe ich es wieder auf, zum Glück ist es noch heil. Ich stecke es schnell in meine Tasche und schaue mich nochmal nach Lia um. Dadurch, dass ich einen kompletten Tränenschleier vor dem Gesicht habe, sehe ich so gut wie nichts. Außerdem spüre ich, wie mir wieder schwindelig wird und ich immer verschwommener sehe. Mein Herz rast auch schon wieder, und obwohl ich am ganzen Leib zittere und Gänsehaut habe, spüre ich den Schweiß auf meiner Stirn.
Trotzdem renne ich weiter im Park umher und suche meine Tochter. Mein Kopf pocht, mein Herz rast weiter. Matteo hat zwar gesagt, ich soll am Spielplatz bleiben, aber sehe ich ernsthaft so aus, als würde ich dort tatenlos rumstehen und einfach auf ihn warten?! Niemals! Ich muss Lia finden! Wenn sie von selber weggelaufen ist, was ich aber nicht denke, kann sie noch nicht so weit weg sein!
"Lia?!" Wieder nichts. Nirgendwo kann ich sie finden!
Ich habe das Gefühl, gleich zu sterben. Psychisch und physisch geht es mir abartig, in meinem Kopf spielen sich grausame Szenarien ab, was mit ihr geschehen sein könnte... Sie ist vor ein Auto gerannt und nun tot, sie wurde entführt, sie wurde entführt und ermordet... Ich schüttele meinen Kopf, um diese Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben, aber das sorgt nur dafür, dass mir noch schwindeliger wird. Ich höre mein Handy klingeln. Ich krame es aus meiner Tasche und gucke auf das Display, um zu sehen, wer anruft, aber ich sehe immer noch nichts durch den Tränenschleier. Irgendwann schaffe ich es, den Anruf anzunehmen. "Luna, wo bist du? Wo ist Matteo? Das Training geht weiter!" Jims Stimme. Ich habe jetzt keinen Nerv dazu. Irgendwie beende ich den Anruf und stopfe das Handy wieder in meine Tasche, ehe ich dann weiter herumrenne und nach Lia suche.
Ich falle bestimmt zehn Mal hin, bestimmt kriege ich gleich wieder Nasenbluten. Soweit ich es erkennen kann, ist kein Mensch weit und breit in der Nähe, der mir helfen könnte. Ich renne immer und immer weiter, rufe immer und immer wieder ihren Namen, nichts. Einfach nichts. Ihre Hilfeschreie, ihr Weinen ertönt in meinem Kopf. Wieder spielen sich die grässlichen Szenarien ab. Ich will sie loswerden, aber ich schaffe es nicht. Es ist, als wäre ich in ihnen gefangen.
Wieder klingelt mein Handy, diesmal ignoriere es ich. Es ist bestimmt jemand anderes aus dem Team. Nein, ich kann gerade mit niemandem reden. Ich kann nicht einmal klar denken. Mein psychischer Zustand wird immer schlechter, meine Gesundheit nimmt immer weiter ab. Mir wird immer heißer, mein Herz wird immer schneller, ich kriege kaum noch Luft.
Feuer. Es fühlt sich an, als wäre ich in einem brennenden Raum gefangen, wie im letzten Jahr. Feuer, eine meiner größten Ängste.
Das Szenario, wie Lia in einem brennenden Raum festsitzt, ganz alleine, steigt in mir hoch. Ganz alleine ist sie in einem brennenden Raum, ruft nach Matteo und mir, will leben, weint. Und wegen mir wird sie jetzt sterben! Wegen mir, weil ich unbedingt dem Typen mit meiner Handtasche nachrennen musste!
Ich bin Schuld, ich bin an allem Schuld!
Da sehe ich ein kleines Mädchen auf der anderen Straßenseite, auf dem Arm einer Frau. Zwar sehe ich nur verschwommen, aber diese braunen Löckchen würde ich überall erkennen! Schnell sprinte ich los zur Straße, falle noch zweimal hin, stehe wieder auf und renne weiter. "Halt!", rufe ich so laut ich kann, doch die Frau bleibt nicht stehen. Im Gegenteil, sie läuft noch schneller! "Halten Sie an! Lia!"
Ich komme der Straße immer näher, nochmal falle ich hin. Ich sehe die Frau immer schlechter, immer verschwommener, bis ich gar nichts mehr erkenne.
"Lia?!" "Mamá!" Habe ich mir das gerade eingebildet oder hat sie nach mir gerufen?!
Sie hat nach mir gerufen!
Ich komme an der Straße, halte aber nicht an. Ich renne einfach rüber, bis ich wie paralysiert stehen bleibe. Ein Geräusch kommt immer näher, es klingt nach einem Auto. Ich will wegrennen, aber ich stehe wie versteinert da. Ich kann mich nicht bewegen, ich kann nicht schreien, ich kann gar nichts. Ich höre nur meinen viel zu lauten und viel zu schnellen Herzschlag und meinen Untergang näher kommen.
"Luna!"
Lia ist weg, wird Luna jetzt auch noch angefahren? Und hat sie wirklich die Kleine gehört, oder hat sie sich das nur eingebildet? Was denkt ihr? Und wenn Luna sich das nicht eingebildet hat, und sie wirklich diese Frau mit Lia auf dem Arm gesehen hat, was denkt ihr, wer war diese Frau? Kennt sie Luna, Matteo und Lia?
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Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?
FanfictionEin weiteres Jahr ist vergangen, Luna und Matteos Hochzeit steht kurz bevor, doch nach der Hochzeit hält ihr Eheglück nicht lange: Schlag auf Schlag geschehen zwei schlimme Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Haben sie die nötige Kraft, u...