#133 Zweifel und Enttäuschung

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Ich muss mich beherrschen, nicht gleich dort reinzustürmen und Matteo meine Meinung zu geigen!

Glaubt er ernsthaft, dass das River Live Festival zu viel für mich ist und ich das nicht schaffe?

Ich bin schon viel wichtigere Wettbewerbe geskatet und habe dafür viel mehr trainiert, als für dieses Festival! Da kann er mir jetzt doch nicht erzählen, dass ich es nicht packe, dort zu skaten!

Nein, ich packe das definitiv! Und genau das werde ich Matteo auch beweisen! Ich werde ihm zeigen, dass ich dem Training standhalten kann und ich genug Kraft habe, um das zu schaffen!


Und deshalb wird jetzt nichts aus meinem Plan, das Extratraining heute sausen zu lassen. Ich mache mich jetzt direkt wieder auf den Weg zu meinem Spind, um meine Skates wieder herauszuholen und dann jetzt weiter zu trainieren.

Während ich mir dann die Skates anziehe, schweifen meine Gedanken nochmal zu dem, was Matteo zu Gastón gesagt hat.

Irgendwie macht es mich schon wütend, dass er so denkt, dass er quasi nicht an mich und meine Fähigkeiten glaubt!

Aber auf der anderen Seite ist er natürlich mein Ehemann und macht sich halt Sorgen, wie so oft... Aber ich habe ihm doch gesagt, dass er sich keine Sorgen machen muss! Ich weiß genau, wann ich eine Pause machen sollte und wann meine Energie zu Ende geht!

Ich seufze auf und binde meine Skates zu, dann fahre ich wieder auf die Bahn und drehe dort erstmal einfach ein paar Runden, um den Kopf freizubekommen. Normalerweise klappt das immer super, heute eher weniger...

Ich drehe ein paar Pirouetten und lasse mich einfach von meiner Leidenschaft gleiten. Ich fliege beinahe über die Bahn, aber wenn das alles hier ein Film wäre, würde im Hintergrund traurige Musik spielen. Ich fliege nicht so über die Bahn, wie, als wenn ich glücklich und ganz sorglos wäre. Ich bin mit meinen Gedanken nicht auf dem Mond, sondern auf einer dunklen Regenwolke, die jeden Moment Wasser lassen wird.

Nur kann ich mich kontrollieren und weine nicht los. Ich habe zwar Tränen in den Augen, aber es sind eher Tränen der Wut und Enttäuschung. Mein Sichtfeld ist so etwas verschwommen, aber ich blinzele die Tränen weg.

Ich will nicht weinen, nicht wegen dieser Sache. Ich bin erwachsen und kein Teenager mehr, der wegen jedem Scheiß weint. Ich bin zwar emotional und nahe am Wasser gebaut, aber hier gibt es keinen Grund, zu weinen. Außerdem soll Matteo nicht sehen, dass ich deswegen weine. Ich will ihm zeigen, ich stark ich wirklich bin, nicht, wie sehr mich jede kleinste Kleinigkeit schwach machen kann.


Nach ein paar Minuten lege ich mich einfach mitten auf die Bahn und mache eine kurze Pause. Nicht, weil ich nach den paar Runden schon erschöpft bin, sondern, weil ich einfach mal kurz entspannen wollte.

Meine Hände liegen auf meinem Bauch übereinander, wie früher oft, während in mit Lia schwanger war. Nur hatte ich damals eine riesige Kugel dort, jetzt herrscht Flachland.

Wo ich schonmal daran denke, schweifen meine Erinnerungen zurück an die Zeit vor zwei Jahren, mit meinem kleinen Baby im Bauch. Die Zeit vergeht so schnell, bald wird sie einfach schon zwei Jahre alt!

Und bald haben Matteo und ich unseren ersten Hochzeitstag... Ich sollte mich also mal um ein Geschenk für mich kümmern. Wahrscheinlich kommt er wieder mit so einem unfassbar teurem Geschenk an, welches ich am liebsten gar nicht annehmen will...

Wirklich toll, Luna! Da bist du gerade noch sauer und enttäuscht wegen ihm, jetzt denkst du an euren Hochzeitstag!


Schluss mit der Pause. Schluss mit diesen Gedanken.

Ich richte mich wieder auf und beginne damit, die Schritte aus unserer Choreo durchzugehen. Ich gehe alle einmal durch, bis ich mich dann auf die konzentriere, die mir noch nicht ganz so gelingen.

Ich bin ganz in meinem Element und merke deshalb, wie jemand, wie er, auf die Bahn kommt...


"Luna!" Matteos Stimme holt mich wieder in die Realität.

"Was?", blaffe ich ihn an, nicht beabsichtigt, es kam einfach aus mir heraus.

"Woah, was ist denn in dich gefahren?", fragt er und kommt zu mir.

"Die Frage ist wohl eher, was in dich gefahren ist!", erwidere ich darauf und skate ein paar Meter von ihm weg.

"Was meinst du jetzt? Es war vorhin doch alles gut! Außerdem, wollten wir nicht nach Hause? Ich hab in der Cafeteria auf dich gewartet!"

"Du solltest besser aufpassen, wo du wem was erzählst.", verschränke ich etwas genervt die Arme vor der Brust.

Daraufhin stöhnt er auf und legt seine Hand an die Stirn.

"Du hast Gastón und mich belauscht, oder?", will er wissen, ich nicke nur.

"Luna... Du hast das falsch verstanden!"

"Wie hätte ich es denn verstehen sollen?", hebe ich eine Augenbraue, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt.

"Ich hab nicht gemeint, dass ich nicht an dich glaube oder sowas... Ich meinte das eher mit deiner Gesundheit, dass du noch nicht bereit bist, wieder so viel und so lange zu trainieren! Und mit deinem Herzen, wenn du so aufgeregt bist oder dich ärgerst, weil etwas nicht klappt...", erklärt er, vielleicht verstehe ich ihn jetzt ein bisschen besser, aber nur vielleicht.

"Trotzdem hat es mich enttäuscht, dass von dir zu hören! Mir wird absolut nichts passieren, okay?", erwidere ich und er kommt ein paar Schritte auf mich zu.

"Komm schon, ich meinte das wirklich nicht so! Ich weiß doch, was für eine gute Skaterin du bist, ich meine, du bist Weltmeisterin! Natürlich bist du gut genug, das hast du schon so oft bewiesen! Aber denke an deine Gesundheit, okay? Ich will dich erst wieder im Krankenhaus sehen, wenn wir wieder ein Baby bekommen."

Dieser Gedanke bringt mich zum Schmunzeln, allerdings sorge ich schnell dafür, dass es wieder verschwindet.

"Gut, verstanden. Aber jetzt möchte ich weiter trainieren, bitte!"

Schon kehre ich ihm den Rücken zu und mache weiter.

"Lass uns doch nach Hause!", meint er aber, ich verdrehe die Augen, was er zum Glück nicht sehen kann.

"Hol du Lia ab, ich komme dann!", antworte ich darauf, brumme ich schon beinahe wieder etwas genervt.

Ich höre Matteo seufzen, anscheinend gibt der Herr schon auf.

"Na gut, mach ich. Aber komm nicht zu spät nach Hause, ja? Ich mache dann schonmal was zum Abendessen."

Während ich auf meine Füße schaue und eine Schrittfolge durchgehe, strecke ich einen Daumen nach oben, um ihm zu zeigen, dass ich einverstanden bin.

"Okay, bis dann also...", meint er relativ leise und ich höre ihn gehen.

Als er weg ist, blicke ich zum Ausgang der Bahn und seufze.

Warum ist das alles manchmal so kompliziert?



Leuteeeeee, in nicht mal zwei Wochen kommt das große Finale! Seid ihr readyyyy? Es wird noch einiges in diesen letzten Kapiteln passieren...

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt