#62 Lebt Lia noch?

395 17 12
                                    

"Also, Senor Balsano..." Ich spürte Tränen in mir aufsteigen. Das klang schon gar nicht gut...


"Ja, sie lebt noch."


Ein großer Stein fällt mir von Herzen. "S-sie lebt?" Der Polizist nickt. "Vom Äußeren her scheint ihr auch nichts zu fehlen... Ärzte sind zwar schon vor Ort, aber wir hielten es für besser, Untersuchungen in Anwesenheit von Ihnen durchzuführen, weil sie, verständlicherweise, sehr unruhig und veränstigt ist." Ich nicke und dann umarme ich Esteban und den Polizisten einfach. "Ich danke Ihnen so sehr, dass Sie meine Tochter gefunden haben!" Mir laufen einige Tränen der Erleichtungen übers Gesicht. "Wir haben nur unseren Job gemacht." Senor Fernandez lächelt mich etwas an. "Bestimmt wollen Sie gleich zu Ihrer Tochter, oder?" Ich nicke sofort. "Gut, dann steigen Sie ein!" Er deutet auf den Streifwagen in unserer Auffahrt. Doch bevor ich einsteige, bedanke ich mich nochmal bei Esteban. "Nur wegen dir haben sie Lia gefunden! Danke, wirklich!" Ich umarme ihn wieder. "Wenn wir uns irgendwie dafür revanchieren können... Sag Bescheid!" "Hey, ihr müsst euch gar nicht revanchieren! Es war doch selbstverständlich, dass ich euch helfe. Vor allem soll Emilia endlich in den Knast kommen!", sagt er. "Danke, wirklich, danke!" Ich umarme ihn einfach noch einmal, bevor wir uns verabschieden und Senor Fernandez uns mit dem Streifenwagen zu Lia fährt.


Als wir nach etwa zwanzig Minuten Fahrt ankommen, springe ich sofort aus dem Auto und sehe, wie Emilia abgeführt wird. Als ich sie sehe, spüre ich solche unbendige Wut in mir! Ohne groß zu überlegen, stapfe ich zu ihr. "Du!", schreie ich wütend und will gerade tatsächlich zuschlagen, dann werde ich aber von hinten festgehalten. Emilia grinst mich nur böse an. "Hast du ihr was angetan?! Ich warne dich, wenn Lia auch nur etwas fehlen sollte, bringe ich dich persönlich zum Friedhof!" Ich probiere, mich aus dem Griff zu lösen und wieder auf Emilia loszugehen, aber diesmal werde ich noch stärker festgehalten und ein paar Meter zurückgezogen. "Beruhigen Sie sich, Senor Balsano!", bittet mich Senor Fernandez. "Widmen Sie sich nicht länger Emilia Mansfield, sie wird ihre Strafe schon bekommen!" Ich nicke langsam und beruhige mich wieder. "Verzeihen Sie... Sie zu sehen hat solche unbendige Wut in mir ausgelöst, ich konnte mich nicht mehr kontrolieren!" "Schon gut. Aber da ist jetzt jemand ganz anderes, der ihre Aufmerksamkeit braucht." Er deutet zu einem Notarzt, der Lia auf dem Arm hält.

"Lia!" Ich renne sofort zu ihr. "Papá!", ruft sie und sieht mich veränstigt an. Mir laufen wieder Tränen über mein Gesicht. Der Notarzt gibt mir mein Baby in den Arm und ich knuddele sie, so fest es geht. "Meine Maus... Du weißt gar nicht, was für Sorgen Mamá und Papá sich um dich gemacht haben!", schluchze ich. "Jetzt bist du endlich wieder bei uns... Mein Wirbelwind... Papá liebt dich so sehr!" Ich drücke ihr einen Kuss auf ihre Löckchen. "Mamá?", fragt sie dann. "Mamá ist krank, Mäuschen... Sie ist zuhause. Aber sie wird sich so sehr freuen, dich endlich wieder zu haben!" Lia nickt, als hätte sie genau verstanden, was ich gesagt habe. Dann schlinglt sie ihre kleinen Ärmchen um meinen Hals und ich drücke sie an mich. "Du bist das wichtigste für Mamá und Papá, vergiss das niemals.", flüstere ich leise in ihr Ohr.


Etwas später sitzen wir im Krankenwagen, wir werden von den Notärzten ins Krankenhaus gefahren, um die Kleine dort untersuchen zu lassen. Während der Fahrt schreibe ich schnell unseren Familien und Freunden, dass Lia gefunden und Emilia gefasst wurde. Dann packe ich mein Handy aber sofort wieder weg, weil ich jetzt für meine Maus da sein will.

Schnell kommen wir im Krankenhaus an und werden in der Notaufnahme sofort in ein Behandlungszimmer geschickt, wo eine Ärztin bereits auf uns wartet. Sie stellt sich als Dr. Castillo vor und erklärt mir, dass jetzt ein paar Untersuchungen bei Lia durchgeführt werden, um auszuschließen, dass Emilia ihr irgendetwas schädliches gegen hat. Ich nicke kurz und als erstes ist Blutabnehmen an der Reihe. Das wird gar nicht schön... Ich weiß noch, als Lia das erste Mal etwas Blut abgenommen wurde, da war sie ein paar Monate alt... Luna hat sogar angefangen zu weinen, weil sie es nicht ausgehalten hat, ihr Baby so zu sehen. Und ich musste Lia feshalten, dass war kein Zuckerschlecken, obwohl sie ein Baby war... Sie hat mit ihren Armen um sich geschlagen und einmal mit ihrer kleinen Faust sogar meine Nase getroffen. Sie hat so laut geschrien, ich hatte danach wirklich Ohrenschmerzen. Also konnte ich jetzt nur hoffen, dass es heute anders sein würde...

Aber nein, es ist genauso wie beim letzten Mal. Als eine Krankenschwester ihr das Blut abnehmen will, fängt sie wieder an, zu weinen und schlägt um sich, den Abwehrmechanismus hat sie jedenfalls drauf... "Hey, Maus, ganz ruhig, okay? Das ist nur ein kurzer Pickser, es tut gar nicht weh.", probiere ich, sie zu beruhigen, was aber nicht hilft. Ich überlege fieberhaft, wie ich sie beruhigen kann. Dann fällt mir ein, dass sie immer ruhig, wenn Luna oder ich ihr etwas vorsingen. Also beginne ich leise, Quédate zu singen... Und tatsächlich, das stimmt sie ruhig! Die Schwester nutzt den Moment und nimmt ihr das Blut ab. "Siehst du, Prinzessin, so schlimm war das doch gar nicht." Ich gebe ihr einen Stups auf die Nase und Lia lacht. "Papá weiter singen!", fordert sie. "Ich erfülle dir diesen Wunsch gerne zuhause, Prinzessin. Jetzt muss erstmal geguckt werden, ob es dir wirklich gut geht. Einverstanden?" Lia nickt tatsächlich kurz und ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange, dann werden aber die weiteren Untersuchungen gemacht.


Etwa zwei Stunden später haben wir die ganzen Erbgenisse der Untersuchungen. Zum Glück geht es ihr blendend, Emilia scheint sich gut um sie gekümmert zu haben!

"So, dann wollen wir mal nach Hause zu Mamá.", sage ich zu der Kleinen, als wir das Krankenhaus endlich verlassen haben. "Ja, Mamá!", ruft sie begeistert und ich laufe mit ihr Richtung nach Hause. Unser Haus liegt nicht allzu weit weg vom Krankenhaus, also können wir auch laufen, beziehungsweise Ich, denn Lia trage ich auf meinem Arm.

Auf dem Weg kommen wir an einem kleinen Blumenladen vorbei. "Wollen wir Mamá ein paar schöne Blumen mitnehmen, Lia?", frage ich sie. "Ja, Lumen!" Ich lache und gehe mit ihr in den Laden. Ein bunter Strauß springt mir da sofort ins Auge. "Gefällt dir der hier, Maus?" Lia nickt zufrieden, also nehme ich diesen Strauß gleich mit zur Kasse und bezahle dort, ehe wir weiter nach Hause laufen.


Als wir ins Haus kommen, ist alles still, Luna schläft also immer noch... hoffe ich jedenfalls. Nicht, dass sie jetzt irgendwo ohnmächtig auf dem Boden liegt...

Zur Sicherheit laufe ich mit Lia die ganze untere Etage ab, aber Luna ist nirgends ohnmächtig auf dem Boden. Gut...

Leise gehe ich mit ihr zum Schlafzimmer und halte dann den Blumenstrauß vor Lia. "Wir verstecken dich mal vor Mamá, okay?" Ich lächle mein Baby an und Lia lacht. Das deute ich jetzt als ja und öffne die Tür zum Schlafzimmer...


Lia ist also endlich wieder da! Jetzt muss nur noch Luna wieder gesund werden, dann ist das ganze Drama überstanden... Aber ob das so einfach wird? Es kommt noch einiges auf sie zu...

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt