#126 Das Angebot

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*nächster Tag*

Am nächsten Tag verlasse ich um kurz vor halb 11 das Haus, mache mich auf den Weg zu Rodeo Bay für dieses Treffen.

Ja, ich habe mich entschlossen, hinzugehen. Kostet ja nichts, auch wenn es Vidias größter Gegner ist. Ich höre mir ja nur mal an, was die von mir wollen, denn ich bin mir fast zu 100% sicher, dass ich deren Angebot nicht annehmen werden. Wenn sie mich schon wegen meines Song kontaktiert haben, muss es schließlich etwas mit Musik zu tun haben. Aber die Musik ist nicht meine Welt. Klar, ich liebe es, zu singen, aber mein Traum und meine Karriere widmen sich ganz dem Skaten.

Matteo habe ich auch nichts erzählt. Wozu auch? Wenn ich dieses Angebot nicht annehmen werde, ist es sowieso egal, ob der davon weiß oder nicht. Bemerken, dass ich weg bin, wird er auch nicht, da er selber bei einem Meeting bei Vidia ist, mal wieder. Und wenn er doch etwas bemerkt, sag ich einfach, dass ich in der Stadt war. Wird er mir schon abkaufen. Rodeo Bay zu erwähnen würde nur unnötig für Probleme sorgen, da er natürlich nicht gut auf diesen Verein zu sprechen ist.


Zu Fuß brauchte ich knapp eine halbe Stunde bis dort hin, da ich mich auch nicht wirklich beeilt habe. Ist mir nämlich auch egal, ob ich zu spät komme oder nicht, solche Geschäftsleute telefonieren doch eh immer noch eine halbe Ewigkeit, bis du endlich zu ihnen ins Büro darfst.

Ich betrete das riesige, gläserne Gebäude. Unten im Eingangsbereich laufen unzählige Männer in Anzügen herum, manche telefonieren, oder schreien eher in ihr Telefon, andere checken irgendetwas in ihren Papieren oder scheinen auf jemanden zu warten. Das ganze Treiben erinnert mich schon an Vidia, bloß geht es da noch geordneter ab.

Ich gehe dann zum Empfang, um mich zu erkundigen, wo ich diesen Rodriguez da finde.

"Entschuldigung?", wende ich mich an die Frau hinter dem Tresen. "Können Sie mir sagen, wo ich Martín Rodriguez finde? Ich habe einen Termin mit ihm."

"Ah, dann müssen Sie bestimmt Luna Balsano sein!", vermutet sie und ich nicke.

"Gut, dann einfach mit dem Fahrstuhl in die 13. Etage und dann die erste Tür links.", erklärt sie und ich nicke dankend, ehe ich mich dann zum Fahrstuhl begebe und nach oben fahre.


Im Großen und Ganzen sieht das alles hier wie bei Vidia aus. Die selben langen Gänge, der selbe Ausblick auf Buenos Aires aus den riesigen Fenstern, ähnliche Bilder an den Wänden, von den Leuten, die sie schon nach oben gebracht haben.

Einen kurzen Moment hab ich noch, um einen Rückzieher zu machen, aber nichts da. Ich will jetzt schon wissen, was die mir zu sagen haben.

Ich klopfe dann also an der ersten Tür links. Es ertönt kein "Herein", also öffne ich schulterzuckend einfach selber die Tür und trete ein.

Hab ich es vorhin nicht gesagt? Ein Mann, vermutlich also dieser Rodriguez, läuft telefonierend in seinem Büro auf und ab.

Ich lehne mich an den Türrahmen und warte, bis er mich bemerkt, was aber nicht passiert, also räuspere ich mich kurz. Erst dann blickt er zu mir und beendet sein Telefonat, dann kommt er mit einem übertriebenen Lächeln auf mich zu.

"Luna, schön, dass Sie gekommen sind!"

Alleine, dass er mich beim Vornamen nennt und mich dazu siezt, regt mich auf. Entweder oder, Freundchen!

"Senor Rodriguez, sehr erfreut, Senora Balsano.", lächele ich gefaket und reiche ihm die Hand, welche er schüttelt.

"Natürlich, natürlich. Bitte, setzten Sie sich!" Er deutet auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und nimmt selber dahinter Platz, während ich mich also auf den Stuhl setze.

"Reden Sie gleich Klartext, was für ein Angebot das ist, bitte.", meine ich und er nickt, kramt ein paar Unterlagen heraus.

"Wir bieten Ihnen an, exklusiv bei Rodeo Bay ein Album aufzunehmen und herauszubringen.", erklärt er. "Sie müssten nur den Vertrag unterschreiben und die Chance Ihres Lebens wäre besiegelt. Das ist einmalig, nicht jeder bekommt diese Chance!"

Sowas in der Art habe ich auch schon gedacht, was er mir vorschlagen wird. Und einen ganz kurzen Moment überlege ich auch kurz, das Angebot anzunehmen. Aber wirklich nur einen ganz kurzen Moment, danach kommt es für mich überhaupt nicht mehr in Frage.

"Und warum genau wollen Sie mich? Sie wissen doch ganz genau, dass mein Mann bei Vidia unter Vertrag ist.", will ich wissen. Da steckt doch mehr dahinter, als mir einfach nur diese Chance zu geben.

Er schweigt, ich hebe abwartend die Augenbraue.

"Dachten Sie vielleicht, dass ich auch meinen Mann überzeugen könnte, zu Rodeo Bay überzusteigen?", äußere ich einen Verdacht, welcher mir sogar als äußerst logisch erscheint. Was sollte auch sonst der Grund sein?

"Nehmen Sie denn nun an oder nicht?", ignoriert er meinen Verdacht und ich stöhne auf.

"Halten Sie mich für so bescheuert, dass ich meinem eigenen Mann in den Rücken fallen würde? Immerhin sind Sie und Vidia in einem Konkurenzkampf!", steigert sich die Wut etwas in mir.

"Ich bitte Sie, das hat doch gar nichts mit Vidia hier zu tun!", erwidert er, doch ich lache nur auf.

"Natürlich, womit sonst? Hier geht's doch nur um Ihr Geschäft! Glauben Sie nicht, dass ich diese Masche nicht kenne! So eine Welt ist nichts für mich! Also, schönes Leben und das alles noch, ich gehe!"

Ich stehe wieder auf und nehme meine Handtasche, dann verlasse ich sein Büro ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick.


Dass der es auch noch wagt, mir ins Gesicht zu lügen! Es ist natürlich alles nur des Geschäftes wegen, bestimmt hätte ich Matteo überreden müssen, zu Rodeo Bay zu wechseln. Und wir wissen alle, wie das geendet wäre...

Zügig verlasse ich das Gebäude wieder, draußen werde ich aber von Tropfen übermannt. Es hat angefangen, zu regnen, ich habe es aber nicht bemerkt. Typisches Herbstwetter eben, richtig ungemütlich.

Da es vorhin noch relativ warm war, habe ich kurze Klamotten an, dementsprechend friere ich jetzt auch. Schnell beeile ich mich jetzt also auch, nach Hause zu kommen.


"Luna!", ruft jemand plötzlich und ich erstarre beinahe, als ich diese Stimme höre.

Matteo.

Scheiße, stimmt, er hatte ja dieses Meeting bei Vidia hier!

Ich wirbele herum und sehe unser Auto, Matteo ist rechts rangefahren und hat das Fenster runtergefahren.

"Was machst du hier? Komm, steig ein!"

Gesagt getan. Schnell gehe ich zum Auto und steige auf der Beifahrerseite ein. Sofort wird mir wieder etwas wärmer.

"So und jetzt erklär mir mal, was du hier suchst, im Geschäftsviertel von Buenos Aires, wie man es so schön nennt." Abwartend sieht er mich an, ich beiße mir auf die Unterlippe.

"Ich..."

Es bringt ja nichts mehr, ihm das jetzt zu verschweigen. Eine Ausrede habe ich auch nicht parat, also muss jetzt wohl oder übel die Wahrheit her.

Aber was ist dabei? Ich hab das Angebot sowieso abgelehnt.

Ich seufze kurz auf.

"Ich war bei Rodeo Bay."



Wie wird Matteo jetzt wohl reagieren? Bahnt sich der nächste Streit an?

Übrigens, wenn euch das Kapitel gefallen hat, könnt ihr natürlich ein Vote dalassen oder es mir in die Kommentare schreiben, damit ich das weiß ;) Oder ihr gebt mir Verbesserungsvorschläge, die sind auch immer willkommen <3

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt