Leseabend 28/12/19 - 7|8
*ein paar Tage später*
An diesem Morgen sprinte ich direkt nach dem Aufwachen ins Bad, um mich zu übergeben. Vorgestern hatte ich wieder eine Chemotherapie und seit dem geht es mir wirklich viel schlechter durch die Nebenwirkungen. Ich übergebe mich mehrmals täglich und bin schwacher denn je. Heute habe ich die nächste Chemo, ich hoffe, dass die Nebenwirkungen sich legen werden. Sonst werde ich womöglich stationär im Krankenhaus aufgenommen und darauf kann ich echt verzichten! Erstens müsste ich das Team beim Finale im Stich lassen, zweitens müsste ich Matteo alles erzählen und unsere Trennung riskieren. Seit unserem Streit, so kann man es wirklich nennen, am Abend nach dem Halbfinale, hat er mich noch mehr im Auge und deshalb muss ich es echt langsam beim Training angehen lassen, heißt, ungefähr jede halbe Stunde eine kleine Pause. Natürlich sind das dann nicht die idealsten Trainingsbedienungen für den Rest, aber da sie uns beiden schon hoch anrechnen, dass wir trotz Lias Entführung weiter machen, sagen sie nichts und warten diese paar Minuten einfach. Und außerdem wissen alle sowieso, dass ich die Pausen von Matteo aufgezwungen bekomme. Ich glaube, zur Zeit will sich lieber niemand mit Matteo anlegen...
"Luna?" Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt.
Matteo ist ins Bad gekommen, ich spüre seine Hand an meinem Rücken. "Hast du gebrochen?", fragt er besorgt. Da mir keine Ausrede einfällt, warum ich sonst über der Kloschüssel hängen könnte, nicke ich kurz. "H-hab wohl was f-falsches gegessen...", murmele ich. "Was falsches gegessen? Luna, das kannst du mir nicht erzählen, denn du isst so gut wie gar nicht." Ach Mist, da hat er natürlich Recht... "E-ehm...", stottere ich und suche nach einer weiteren, im Idealfall guten, Erklärung dafür, warum ich gebrochen habe. "D-dann ist es wohl der ganze S-stress..." Ich spüre seinen skeptischen Blick. "Soll ich dir einen Tee machen oder so?", fragt er dann. "N-ne, d-danke..." "Willst du das Training nicht dann heute lieber sein lasen? Ruhe tut dir sicherlich gut." Ich überlege einen Moment. Meine Chemo beginnt schon heute Nachmittag um halb drei, weil es heute keinen anderen freien Termin gab, ich hätte also trotzdem ein paar Stunden früher vom Training weg gemusst, und eine Ausrede hätte ich mir auch noch überlegen müssen. "O-okay, ich b-bleibe heute z-zuhause... E-entschuldigst du m-mich?" Langsam stehe ich wieder auf. "Na klar, mach ich. Ich komme aber etwas später, ich gehe noch mit Esteban zur Polizei. Er will ihnen von seinem Plan erzählen, wie wir Emilia ausfindig machen können.", sagt er. "Komm, ich bringe dich ins Bett." Matteo zieht mich näher an sich heran und so gehen wir dann ins Schlafzimmer. Ich lege mich ins Bett und kuschele mich in die Decke, Matteo streicht mir sanft über den Kopf. "Ich gehe gleich los. Du rufst mich an, wenn was sein sollte, okay?" Ich nicke. "Dann bis später." "B-bis später." Er drückt mir noch einen Kuss auf die Wange und geht dann.
Kaum, dass er weg ist, fange ich an, zu weinen. Ich hoffe so sehr, dass Estebans Plan, welcher auch immer das ist, funktioniert und wir Emilia, und so dann auch Lia, finden können! Ich will einfach meine Tochter wieder im Arm halten können und ihr versprechen, dass ich sie nie wieder alleine lassen werde.
Wenn ich recht überlege, kann ich ihr das gar nicht versprechen... Wenn ich nicht geheilt werden sollte, werde ich von dieser Erde gehen und sie und Matteo hier zurück lassen!
Ein paar Stunden Schlaf, ein paar Mal Brechen und ein paar besorgte Anrufe von Matteo später mache ich mich fertig, um ins Krankenhaus für die Chemo zu fahren. Da Matteo zu Fuß ins Roller ist, kann ich das Auto nehmen, ohne, dass er es bemerkt. Als ich sonst immer zur Chemo bin, war er zuhause, da konnte ich schlecht das Auto nehmen und gleichzeitig die Ausrede benutzen, dass ich spazieren gehe.
Wenig später sitze ich also im Auto auf dem Weg ins Krankenhaus. Meine Hände zittern, ich weiß nicht, ob wirklich aus Nervosität, denn die Chemo wird ja langsam Alltag für mich. Da in der Stadt kaum Verkehr herrscht, bin ich schnell da. Ich suche einen Parkplatz und als ich einen gefunden habe, parke ich dort und betrete dann mit zittrigen Knien das Krankenhaus.
Es verläuft alles, wie jedes Mal: Erst werden meine Werte kontrolliert und geguckt, ob sich etwas geändert hat. Heute ist keine Veränderung zu sehen, aber beim letzten Mal haben sich die Werte ins schlechte verändert... Dann soll ich es mir auf der Krankenliege bequem machen und die Zugänge werden mir gelegt, dann die Medikamente eingeführt. Mein Handy liegt griffbereit neben mir, falls Matteo anrufen sollte, wovon ich aber sehr stark ausgehe. Jetzt schließe ich aber erstmal meine Augen und probiere, mich weiter auszuruhen. Ausruhen - das klappt bei mir gar nicht. Mein Leben geht gerade so den Bach hinunter, da kann ich mich doch nicht einfach ausruhen! Wohl oder übel sollte ich das aber mal probieren, denn ich habe Matteo ja versprochen, mehr auf mich zu achten...
Nach etwa einer Stunde klingelt mein Handy. Ohne hinzusehen weiß ich schon, dass es Matteo ist, denn nur er würde mich jetzt anrufen. "Ja?", melde ich mich leise, nachdem ich den Anruf angenommen habe. "Hey, mein Schatz. Geht's dir besser?", fragt Matteos sanfte, und zugleich natürlich besorgte Stimme. "Mh, j-ja...", murmele ich. "Also nicht wirklich...", schlussfolgert er. "D-doch!" Ich wette, wenn ich ihn nicht davon überzeugen kann, dass es mir besser geht, steht er in zehn Minuten vor unserer Haustür. "M-mach du dir überhaupt keine S-sorgen." "Die mach ich mir doch immer, weißt du doch..." Er seufzt. "Was machst du? Ruhst du dich auch ja aus?" "J-ja, ich probier's...", antworte ich. "Okay... Das Training geht weiter, ich melde mich später, okay?" "O-okay, bis dann..." "Bis später, ich liebe dich." "I-ich dich auch..." Nach diesen Worten lege ich auf und packe mein Handy wieder neben mich.
Eine weitere Stunde später sind die Medikamente durchgelaufen und die Krankenschwester zieht mir gerade wieder die Zugänge, als mir ruckartig aber wieder schlecht wird und ich wieder brechen muss. Ich halte mir die Hand vor den Mund und die Krankenschwester scheint zu verstehen, was los ist, denn sie holt mir schnell einen Papierkorb, in den ich dann reinbreche. Nachdem alles raus ist, atme ich einmal tief durch. "S-sind diese starken N-Nebenwirkungen nochmal?", frage ich leise. "Leider ja." Sie sieht mich mitfühlend an. "Dr. Munoz wollte Sie nochmal untersuchen, ich bringe Sie gleich zu ihm.", teilt sie mir dann noch mit und ich nicke. Langsam stehe ich dann auf und folge der Krankenschwester zu meinem Arzt.
"Guten Tag, Senora Balsano.", begrüßt mich mein Arzt etwas lächelnd und schüttelt mir die Hand, ehe ich mich gegenüber von ihm auf den Stuhl setze. "H-hallo...", sage ich leise. "Gut, ich würde sagen, wir verlieren keine Zeit und fangen gleich an. Ich wollte noch ein paar tiefgreifende Untersuchungen machen, um den genauen Fortschritt zu sehen, wenn er denn vorhanden ist." Ich nicke. "Setzen Sie sich doch einfach schonmal auf die Untersuchungsliege und ich hole noch ein paar Sachen." Wieder nicke ich und gehe dann zu der Untersuchungsliege.
Ich hoffe nur, dass gleich nichts schlechtes herauskommt...
"Also...", beginnt mein Arzt nach den Untersuchungen. "Ich habe leider keine wirklich guten Neuigkeiten: Auch wenn heute bei den normalen Blutproben keine Veränderung zu sehen war, sehe ich bei diesen Untersuchungen klare Veränderungen... Leider keine positive. Die Chemos schlagen nicht an und Sie schreiten im Stadium der Leukämie immer weiter voran..." Ich beiße mir auf die Lippe und probiere, mir die Tränen zu verkneifen. "Wir werden jetzt eine höhere Dosis an Medikamenten mit stärkerer Wirkung nehmen. Sollten diese nicht anschlagen... Dann ist eine Stammzellenspende die letzte Möglichkeit, die uns noch bleibt." Ich nicke stumm und wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln. "Jetzt weinen Sie doch nicht." Er lächelt mich etwas väterlich an. "Sie schaffen das, die stärkere Chemo wirkt bei den meisten dann aber wirklich. Und sobald wir einen passenden Spender für Sie finden, egal, ob morgen oder in einer Woche, ziehen wir die Spende durch. Was Sie jetzt brauchen ist viel Ruhe, um die Nebenwirkungen und Symptome zu lindern." Ich nicke noch einmal und versinke dann in meinen Gedanken.
Scheiße, ich habe es doch gewusst... Es steht absolut schlecht um mich und so wie er sich anhört, werde ich wahrscheinlich sterben!
Um Luna stehst also schlechter als zuvor und Matteo weiß noch immer nichts... Aber für wie lange? Und wie geht's jetzt weiter mit Luna, wird ein passender Spender gefunden oder muss sie weiterhin auf den Erfolg der Chemos hoffen?
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Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?
FanfictionEin weiteres Jahr ist vergangen, Luna und Matteos Hochzeit steht kurz bevor, doch nach der Hochzeit hält ihr Eheglück nicht lange: Schlag auf Schlag geschehen zwei schlimme Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Haben sie die nötige Kraft, u...