#93 Erleichterung

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*Matteos Sicht*

Immer noch so niedergeschlagen wie gestern klopfe ich an Lunas Zimmertür im Krankenhaus.

Ach, warum klopfe ich eigentlich? Sie ist ja eh nicht aufgewacht, sonst hätte mich jemand angerufen und Bescheid gesagt.

Ich drücke die Türklinke herunter und öffne die Tür. Ein kurzer Blick ins Zimmer reicht, um mich ohnmachtreif zu machen.

Luna... Sie hat ihre Augen geöffnet! Sie ist wach! Sie lebt!


"L-luna... D-du lebst!", stottere ich perplex und zögere nicht lange, renne beinahe schon zu ihrem Bett und umarme sie. Eigentlich darf ich nicht so nah zu ihr, aber es ist mir gerade sowas von egal. Sie lebt!

"Gleich nicht mehr, denn du erdrückst mich gleich.", lacht sie und sofort löse ich mich von ihr. "Tut mir leid, ich... Oh Gott, du lebst! Ich bin so froh, das glaubts du gar nicht!" Luna streckt ihre Hand nach meiner Wange aus und streicht vorsichtig über sie. "Mein Snob... Ich bin so froh, dich zu sehen." Ich lege meine Hand ebenfalls an ihre Wange. "Meine Lieferfee... Du hast mir so einen riesigen Schreck eingejagt, ich dachte, dass es das war und ich dich für immer verloren habe..." Ich muss mich zurückhalten, nicht gleich zu weinen. "Na hör mal, denkst du, ich würde dich und Lia einfach so alleine lassen? Niemals!" Ich lächele sie etwas an. "Ich weiß, das würdest du niemals tuen. Aber trotzdem hatte ich solche Angst um dich..." "Du und deine ganzen Sorgen immer... Aber mir geht es einigermaßen gut. Später kommen wohl noch mein Arzt und ein Kardiologe, um nach meinem Herzen zu sehen." "Wirklich, hast du dich einigermaßen erholt?", frage ich und sie nickt. "Gut, aber erstmal abwarten, was die Ärzte dann später sagen. Aber sag mal, wie lange bist du denn schon wach? Man sollte mich doch sofort anrufen!" "Mh, seit etwa fünf Uhr morgens. Und, ich habe der Krankenschwester gesagt, dass sie dich nicht anrufen soll, denn es war noch so früh und wie ich dich kenne, wärst du sofort aus dem Bett gesprungen und hergekommen. Das wollte ich nicht, du brauchst schließlich auch mal deine Ruhe.", antwortet meine bezaubernde Ehefrau und ich muss wieder etwas lächeln.

"Ich liebe dich.", sage ich, aber es ist kaum mehr als ein leises Hauchen. "Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe, Baby.", sagt Luna und auf meine Lippen schleicht sich ein Grinsen. "Willst du etwa schon unserer Wette verlieren oder warum nennst du mich Baby?", frage ich, weil sie das ja bekanntlich nicht oft macht. "Oh nein, unsere Wette werde ich definitiv nicht verlieren. Vielleicht mach ich das jetzt öfter, wer weiß." Sie schmunzelt. "Du weißt genau, was du damit bei mir auslöst. Das wäre nicht so toll in der Öffentlichkeit.", werfe ich ein, ihr Schmunzeln wird nur noch breiter. "Dann mache ich es, um dich zu ärgern, ganz einfach.", meint sie. "Du bist blöd, Senora Balsano.", knurre ich. "Guckst du gerade in den Spiegel?", lacht sie. "Manchmal könnte ich dir eine scheuern.", knurre ich. "Mach doch, ich halte das aus." Gott, war Luna schon immer so schlagfertig und frech gewesen? "Senora, Sie sind ganz schön frech geworden." "Ach ja? Haben Sie wohl irgendwie an mich weitergegeben." Ich schüttele nur lachend den Kopf und lege mich dann neben sie, so gut es jedenfalls geht mit den ganzen Kabeln von den Maschinen, an die sie angeschlossen ist.


"Luna... Mich interessiert es echt brennend, wie deine Nahetoderfahrung war. Würdest du es mir erzählen? Du musst nicht, wenn dir die Erinnerung zu sehr schmerzt oder so.", sage ich dann, nachdem wir einige Zeit einfach nur stumm nebeneinander gelegen und es genossen haben, wieder zusammen zu sein und den Moment für uns zu haben.

"Natürlich erzähle ich dir davon, das hatte ich eh noch vor.", antwortet sie. "Also... Eine dunkele Stimme fragte mich, ob ich wirklich gehen will und meine Liebsten hier zurück lassen will. Ich sah erst mich, wie ich leblos auf meinem Krankenbett lag, umzingelt von Ärzten und Krankenschwestern, die mich reanimierten... Dann schwebte ich vor einem Tor und mir wurde ein Bild gezeigt, du und Lia... Ein Bild, wie du verzweifelt weinend vor einem Grab stehst, auf deinem Arm unsere Kleine... Ich dachte nur einen Moment daran, dass ich euch es nicht antuen kann, zu gehen... Danach war alles schwarz."

"Wow...", kommt mir nur leise über die Lippen. "Also waren wir wirklich der Grund, warum du nicht gegangen bist..." Luna lächelt ein wenig und nickt. "Natürlich, ihr seid doch mein ein und alles." Sie lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter und ich streiche sanft über ihr Haar. "Du bist so stark, Baby... Ich liebe dich." "Nur wegen euch kann ich so stark sein... Und ich liebe dich viel mehr.", sagt sie. "Geht nicht, ich liebe dich viel mehr.", meine ich schmunzelnd. "Nein, ich liebe dich mehr!", lacht sie und ich drücke sie etwas näher an mich.

"Ich kann es kaum mehr erwarten, bis du endlich wieder bei mir zuhause bist.", sage ich und Luna nickt. "Mir geht es genauso... Dann kann ich dir wieder die Wäsche waschen, das kannst du ja anscheinend nicht." Sie wieder an, zu grinsen. "Natürlich kann ich das, ich bin schließlich Matteo Balsano, ich kann alles!", lüge ich. "Ach bitte, du Snob. Ich hab heute früh im Frühstücksfernsehen ein Video gesehen, wie du zur Wäscherei bist." Was? Was sucht ein Video von mir in der Wäscherei dort? "Vielleicht ist unsere Waschmaschine einfach nur kaputt?" Luna schüttelt ihren Kopf. "Mich kannst du nicht reinlegen, Snob.", meint sie. "Aber das Netz spekuliert fleißig, was bei uns los ist... Ich habe nicht vor, mich in irgendeiner Weise vor der Presse zu erklären. Es geht niemanden etwas an, so sehr ich unsere Fans auch liebe." "Keine Sorge, du musst dich nicht rechtfertigen und das werden wir auch nicht. Wenn du willst, rede ich mit Gastón und er sorgt dafür, dass alle Artikel darüber im Netz verschwinden.", biete ich an. "Nein, brauchst du nicht. Gastón hat doch sicherlich genug mit Julio zu tun, da will ich ihm jetzt keine extra Arbeit aufdrücken.", antwortet Luna und ich nicke zustimmend. "Du hast Recht, das wird schon irgendwann vorbeigehen."


Plötzlich klopft es an der Tür und Dr. Munoz kommt rein, mit einem weiteren Arzt im Schlepptau. Ich verlasse Lunas Bett und setze mich auf den Stuhl daneben.

"Guten Morgen, Senora Balsano, Senor Balsano.", begrüßt er uns freundlich lächelnd. "Das ist mein Kollege aus der Kardiologie. Wir würden gerne ein paar Untersuchungen mit Ihnen machen, Senora Balsano." Luna nickt und dann kommen zwei Krankenschwestern rein, die sie von den Überwachungsgeräten ab stöpseln. Ich sehe, dass meine Frau etwas nervös wird. "Keine Sorge, es wird alles gut sein.", spreche ich ihr Mut zu. "Ich warte hier." "Okay.", meint sie leise und dann fahren die Krankenschwestern sie in dem Bett aus dem Zimmer, die Ärzte folgen ihnen.

Oh Gott, ich hoffe so sehr, dass die Untersuchungen gute Ergebnisse bringen... 



Das hoffen wir wohl alle und nicht nur Matteo...

Ich habe überlegt, so eine Art kleines Spin-off zu schreiben, ein "was wäre, wenn..." - und zwar, was wäre, wenn Luna doch gestorben wäre... Wie würde dann das Leben von Matteo, Lia und all ihren Freunden aussehen? Wärt ihr an sowas interessiert? Wenn ja, würde ich das auf jeden Fall in Angriff nehmen und in einem One-Shot Buch veröffentlichen.

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt