Leseabend 28/12/19 - 6|8
"Luna, was machst du?" Das Team kommt nochmal zurück und Matteo sieht mich eindringlich an, er scheint zu wissen, was ich vorhabe. "Ich skate.", sage ich und probiere, so selbstbewusst wie möglich zu klingen. Eigentlich habe ich Angst, große Angst, aber ich kann sie jetzt nicht hängen lassen.
"Luna, aber...", setzt mein Ehemann an, ich unterbreche ihn aber. "I-ich skate.", sage ich wieder und merke, wie meine Stimme angefangen hat, zu zittern, durch die Aufregung und die Angst. "Bist du ganz sicher?", fragt Ámbar und ich nicke. "I-ich schaffe das." "Nein, Luna.", sagt Matteo ernst und bestimmend. "Du skatest ganz bestimmt nicht." "D-doch." "Rollerteam, kommt ihr bitte?", ruft der Moderator uns nun zum zweiten Mal auf die Bahn. Da ich weiß, dass Matteo und ich jetzt noch drei Stunden weiter diskutieren könnten, fahre ich an ihm vorbei auf die Bahn, gefolgt von allen anderen, Matteo kommt als letzter und stellt sich neben mich. "Wir reden später.", raunt er mir zu und klingt beinahe etwas sauer.
"Und da jetzt das Rollerteam endlich da ist, bitte ich nun auch das zweite Team auf die Bahn! Hier ist das Team aus Italien!" Es wird applaudiert und das andere Team stellt sich gegenüber von uns auf. "Auf dem Bildschirm wird gleich der Name des Teams erscheinen, welches zu erst skaten wird!" Wie auch beim Viertelfinale schon schauen wir alle nun gespannt zu dem Bildschirm und warten darauf, dass der Zufallsgenerator ein Team auswählt.
Dann erscheint endlich der Name des Teams, welches zuerst auftreten wird: Es ist der unsere.
"Das Rollerteam eröffnet das erste Halbfinale also mit ihrer Performance!", sagt der Moderator und es wird wieder applaudiert. Die Italiener fahren von der Bahn und wir stellen uns auf unsere Positionen. Ich stehe vor Matteo und er hat seine Arme von hinten um mich gelegt, aber ich spüre die Spannung zwischen uns, die man sicherlich auch beim Skaten merken wird, da in dieser Choreo vor allem viele Elemente paarweise getanzt werden.
Die Musik setzt langsam sein und wir beginnen mit unserer Choreografie.
Geschafft. Der letzte Teil der Choreo wurde getanzt, die letzten Zeilen des Songs wurden gesungen. Jetzt stehe ich wieder vor Matteo und stemme den linken Arm in die Höhe, er den rechten. Erst, als der Applaus im Publikum beginnt, nehme ich den Arm herunter und drehe mich zu Matteo. Er sieht mich sauer, aber irgendwie auch erleichtert, an. Kurzerhand falle ich ihm um den Hals, zu meinem Glück erwidert er die Umarmung. Kurz darauf werden wir in eine Gruppenumarmung gezogen, ehe wir alle von der Bahn fahren und uns hinsetzen. Ein Seitenblick zu Matteo verrät mir, dass er wieder sauer aussieht.
Ich verstehe ihn hierbei aber auch nicht! Es ist meine Entscheidung, ob ich skate oder nicht! Es ist mein Körper und ich entscheide alleine, ob ich dazu in der Lage bin! Natürlich bin ich das nicht, ich weiß, aber ich brauche das! Ich brauche diese Ablenkung verdammt nochmal! Wenn ich nur rumsitze, schweifen meine Gedanken wieder zu Lia und ich würde wieder anfangen, zu weinen, womöglich sogar wieder einen Nervenzusammenbruch erleiden!
Nachdem auch das italienische Team dann geskatet ist, werden wir auch wieder auf die Bahn gebeten. Leider war ihr Auftritt ziemlich stark und ich bin mir nicht sicher, ob wir da rankommen können oder nicht... Wir stellen uns gegenüber von unseren Gegnern auf, ich wieder neben Matteo. Unsere Hände berühren sich ein wenig, aber keiner von uns nimmt die Hand des anderen. Irgendwie sind wir gerade so distanziert...
"Es scheint keine leichte Entscheidung für die Jury zu sein, wenn sie ins Finale schicken!" Angespannt blicken wir auf den Bildschirm, auf dem die Punkte erscheinen sollten. "Wie es aussieht, haben sie jetzt ihre Entscheidung über die Punktevergabe getroffen!" Zögerlich greife ich doch nach Matteos Hand. Er zeigt keinerlei Reaktion und lässt es geschehen.
"Jeden Moment erscheinen die Punkte für beide Teams auf dem Monitor!", sagt der Moderator. Die Spannung ist in der ganzen Halle zu spüren, alles ist leise. "Ins Finale kommt..."
Die Punkte erscheinen auf dem Bildschirm, aber ohne die Teamnamen. Eines der Teams hat 27 Punkte, das andere 26.
Die Teamnamen erscheinen...
"Das Team vom Jam&Roller!"
"Nein, als ob!" Jubel bricht aus und Matteo umarmt mich. "I-ich... OMG!" Er und ich hüpfen auf und ab, dadurch wird mir zwar schwindeliger, als mir so schon ist, aber ich blende es so gut es geht aus und probiere, diesen Erfolg zu genießen, zu mindestens für einen Moment. Kurz dürfen wir feiern, aber solange meine Tochter nicht wieder hier ist, gibt es nichts, worüber ich glücklich sein sollte.
Nachdem wir dort in der Halle noch etwas gefeiert haben, hat Matteo mich ins Auto geschleift und wir sind auf dem Weg nach Hause, der Rest feiert noch weiter. Die Fahrt über reden wir nicht, es ist wieder so angespannt zwischen uns. Ich blicke aus dem Fenster, mit Tränen in den Augen. Wenn meine Maus jetzt hier wäre, könnte ich mich wenigstens über unseren Sieg heute freuen... Warum musste ich sie nur alleine auf diesem Spielplatz lassen, warum?!
Zuhause schließt Matteo, immer noch schweigend, unsere Haustür auf. Er verschwindet dann in der Küche, während ich mich auf die Couch lege und die Augen schließe. Mir ist sau schwindelig und mein ganzer Körper schmerzt.
Einige Zeit bleibe ich liegen, Matteo kommt nicht einmal zu mir. Also beschließe ich irgendwann, zu ihm zu gehen. Langsam stehe ich auf und gehe in die Küche, halte mich aber immer irgendwo fest, da mir das Risiko, umzukippen, zu hoch ist. In der Küche stützt Matteo sich mit den Händen am Tisch ab und sieht nach unten, er bemerkt mich erst gar nicht. "W-was ist los, M-Matteo?", frage ich leise und er sieht mich an. "Was mit mir los ist, fragst du? Du bist los, Luna!" Er geht vom Tisch weg und auf mich zu. Ich spüre wieder die Tränen in meinen Augen aufsteigen, mir wird im ganzen Körper heiß. Sein Blick spiegelt seine Wut wieder, aber auch Besorgnis ist zu erkennen. "W-was, a-aber...", beginne ich, irgendetwas zu stottern, aber Matteo unterbricht mich gleich wieder. "Wann fängst du endlich mal an, wie eine Erwachsene zu denken?! Verdammt, es geht dir nicht gut! Du willst immer nur den anderen helfen, aber denkst nie an dich! Hast du mal daran gedacht, wie das für mich ist?! Jede Sekunde lebe ich mit der Angst, dass dir irgendetwas passieren könnte! Und du bist so stur und verstehst einfach nicht, dass es dir nur schadet, wenn du skatest! Was mache ich, wenn dir was passieren sollte?! Schalt doch endlich mal deinen gesunden Menschenverstand an!" Die Tränen laufen jetzt unaufhörlich über meine Wangen. Wenn er schon so drauf ist, ohne von meiner Krankheit zu wissen, wie wird es dann, wenn er davon erfährt? Wird er mir eine noch größere Szene machen? Wird er mich keinen Meter mehr aus den Augen lassen?
Ich spüre, wie mich langsam meine Kraft verlässt, ich anfange an, zu schluchzen. Ich stütze mich mit einer Hand an dem Stuhl neben mir ab. Ich weiß nicht, was ich ihm darauf erwidern soll, ich kann meine Gedanken gerade nicht klar ordnen, meine Schluchzern werden immer lauter.
Matteo scheint jetzt wohl zu merken, dass das zu viel für mich war. Sein Blick wird weicher und er hält mich an der Taille fest. "Scheiße...", flucht er leise. "D-das wollte ich nicht... I-ich...", stottert er und hält mich noch fester fest. "I-ich... I-ich bring dich h-hoch." Er nimmt mich im Brautstyle hoch und trägt mich vorsichtig hoch. Er lägt mich auf unserem Bett ab und legt sich zu mir. "L-Luna, e-es tut mir so l-leid, i-ich..." Ich lege ihm meinen zitternden Zeigefinger an die Lippen. "Shhh, a-alles gut, d-du hast ja R-recht.", sage ich und er streicht mir durchs Haar. "I-ich will nicht mit d-dir streiten!" "I-ich auch nicht mit d-dir... I-ich hab einfach A-angst um dich, i-ich will dich nicht verlieren, L-Luna!" Ich nicke. "I-ich mach mir einfach solche S-sorgen um dich!" Das schlechte Gewissen plagt mich. Er macht sich Sorgen um mich und ich verheimliche ihm alles!
"L-Luna, bitte p-pass bitte auf d-dich auf." Seine Stimme zittert. Ich nicke und rücke noch näher an ihn ran. "V-versprochen." Ich verschränke seine Hand mit meiner.
Er hat Recht, ich sollte mehr auf mich Acht geben. Ich kann Matteo es nicht antun, wenn mir etwas passiert.
Ein bisschen Lutteo Stress, dann also versöhnen sie sich schnell wieder und das Rollerteam steht im Finale! Was passiert wohl noch alles bei dem Leseabend? Zwei Kapitel gibt es ja noch!
DU LIEST GERADE
Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?
FanfictionEin weiteres Jahr ist vergangen, Luna und Matteos Hochzeit steht kurz bevor, doch nach der Hochzeit hält ihr Eheglück nicht lange: Schlag auf Schlag geschehen zwei schlimme Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Haben sie die nötige Kraft, u...