Das Gesicht des Arztes zeigt keinerlei Mimik... Ich habe Angst, große Angst...
"Ja, sie lebt noch." Ich seufze erleichtert und umfasse meinen Ehering, wie heute Nacht. "Wie gesagt, wir mussten sie reanimieren. Kurz hatten wir sie auch verloren, aber dann konnten wir ihr Herz wieder zum Schlagen bringen, auch wieder im richtigen Rhythmus. Aber natürlich kann es immer wieder zu sowas kommen... Sie ist also noch lange nicht außer Gefahr. Wir geben ihr Medikamente, welche eigentlich alles im Normalzustand halten sollten. Sollten diese nicht helfen, werden wir ihr einen Herzschrittmacher einsetzen. Das ist kein gefährlicher Eingriff, aber wirklich nur eine Option, wenn es nicht besser werden sollte."
Ich nicke langsam. "K-kann ich zu ihr?" Dr. Munoz nickt. "Aber... Vorher sollten Sie wissen... Sie liegt im Koma. Nicht im tiefen Koma, sie sollte in den nächsten Tagen aufwachen, wenn alles gut läuft." Ich schlucke. Im Koma? Wenn sie ins Koma gefallen ist, dann steht es anscheinend doch nicht so gut um sie...
Nachdem ich das Sprechzimmer des Arztes wieder verlassen habe, gibt mir eine Krankenschwester mir die, bereits sehr vertraute, Schutzkleidung und leise klopfe ich dann an Lunas Tür, was eigentlich komplett sinnlos ist, da sie sowieso nicht wach ist...
Ich trete dann ein und bei Lunas Anblick wird mir sofort schlecht. Sie ist leichenblass und an unzählige Maschinen angeschlossen, eine Atemmaske liegt auf ihrem Gesicht. Es erinnert mich so sehr an damals, als sie vor genau vier Jahren im Koma lag. Bloß damals... Nicht als Ehefrau und Mutter.
Meine Ehefrau... Ich glaube, heute Nacht, als ich dieses merkwürdige Gefühl in mir hatte, war der Moment, wo die Ärzte sie kurz verloren hatten... Sagt man nicht, als Seelenverwandter spürt man das? Und die Eltern? Ich muss Maria später mal fragen, ob sie heute Nacht etwas gespürt hat...
Ich setze mich an ihr Bett und nehme ihre blasse und absolut kalte Hand. "Mein Schatz... Ich bin es, dein Snob." Ganz sanft streiche ich über ihr Haar. "Wie konnte das nur passieren? Es ging doch schon wieder bergauf mit dir..." Ich spüre Tränen in meine Augen steigen. "Bitte verlass mich nicht... Tu' mir das nicht an, tu' es Lia nicht an, unseren Freunden, deiner Familie...", schniefe ich. "D-der Arzt meinte, es kann jeder Zeit wieder das selbe passieren... D-du kannst jederzeit wieder einen Herzstillstand erleiden und vielleicht sterben..." Eine Träne tropft auf ihre Hand, ich wische sie mit dem Daumen der Hand, die die ihre hält, weg.
"Glauben Sie mir, Ihre Frau wird Sie nicht alleine lassen." Zu Tode erschrocken fahre ich herum, eine Krankenschwester steht bei der Tür. "Oh Gott, haben Sie mich erschreckt." Ich halte meine Hand an mein Herz, es schlägt wie verrückt. "Tut mir leid, dass wollte ich nicht. Darf ich?" Die Krankenschwester deutet auf den zweiten Stuhl neben dem Bett und ich nicke. Sie lächelt mich etwas an und setzt sich zu mir. "Ich war heute Nacht dabei, als ihre Frau beinahe gestorben wäre. Sie hat bis zur letzten Minute gekämpft." Ich blicke etwas lächelnd zu Luna. "Luna war schon immer eine echte Kämpferin.", sage ich. "Sie hat für Sie gekämpft, für Sie und Ihre gemeinsame Tochter." Ich blicke wieder zu der Schwester. "Was macht Sie da so sicher?" Sie legt ihre Hand an meinen Arm. "Ich hab schon viele Reanimationen miterlebt und die Patienten haben mir im Nachhinein immer von ihrer Nahetoderfahrung erzählt. Sie waren alle unterschiedlich, aber am Ende sind alle aus dem gleichen Grund auf der Erde geblieben: Wegen ihrer Liebsten." Sie macht eine kleine Pause. "Ihre Frau liebt Sie sehr. Sie hat uns hier so oft von Ihnen und Ihrer Kleinen erzählt, wie sehr sie Sie vermisst und wie viel Sie ihr bedeuten. Sie bedeuten ihr die Welt, manchmal weint sie sich bei uns aus, dass sie sich Vorwürfe macht, dass sie Ihnen das Leben viel zu sehr erschwert. Sie fragt sich, warum Sie genau sie ausgewählt haben, wenn Sie doch jede haben könnten. Sie frisst diese ganzen Fragen, diese ganzen Vorwürfe und Selbstzweifel in sich hinein. Also glauben Sie mir, das letzte, was Ihre Frau machen würde, ist, Sie alleine zu lassen."
Die Worte der Krankenschwester, und Lunas Gedanken, die sie nicht mit mir teilt, haben mich berührt, extrem berührt. Ich bin kein wirklich emotionaler Mensch, aber so etwas macht mich immer verdammt emotional.
Warum ich sie ausgewählt habe, obwohl ich jede haben könnte, fragt sie sich?
Weil sie einzigartig ist. Sie ist herzlich, freundlich, talentiert, schusselig, wunderschön, sexy, heiß, verständnisvoll, verantwortungsbewusst, stark, ehrgeizig, einfach perfekt. Sie ist meine Lieferfee, meine Prinzessin, mein Engel, mein Leben. Ich hätte mir nie bessere Frau als die Mutter meines Kinders, oder in ferner Zukunft meiner Kinder, vorstellen können. Sie ist die perfkete Frau an meiner Seite, wir ergänzen uns perfekt. Meine Liebe für sie gleicht der Unendlichkeit. Ich würde sie niemals diesen Weg alleine gehen lassen, sie macht mir das Leben nicht schwerer. Wie ich schon in meinem Song sage, No te voy a fallar - ich lasse dich nicht im Stich.
"Sie wird wieder aufwachen, oder?", frage ich die Krankenschwester, diese nickt. "Ganz bestimmt wird sie das. Sie brauch diese kleine Pause im Koma quasi, um wieder zu Kräften zu kommen.", antwortet sie. "Wenn sie aufwachen sollte, egal zu welcher Tageszeit... Dann rufen Sie mich bitte sofort an, in Ordnung? Oder wenn es ihr irgendwie schlechter gehen sollte... Ich will hier sein und sie unterstützen, ihr helfen, wenn etwas sein sollte." Die Schwester lächelt mich an und nickt erneut. "Versprochen, das mache ich." Ich nicke dankend und blicke wieder zu meiner Frau. Selbst wenn sie im Koma liegt, verliert sie ihre Schönheit nicht. Natürlich sieht man es ihr absolut an, dass sie gerade in der Genesungsphase von ihrer Leukämie ist und gerade im Koma liegt, aber... Sie ist immer noch wunderschön.
Die Krankenschwester verabschiedet sich, weil sie weiter zu den nächsten Patienten muss. Ich sitze weiter an Lunas Bett, halte ihre Hand und hoffe, dass sie aufwacht...
Da fällt mir ein, wie es das letzte Mal war, als sie im Koma lag und sie wieder aufgewacht ist. Ich habe ihr Allà voy vorgesungen und sie dann geküsst. Das mit dem Küssen geht jetzt natürlich schlecht, aber ich kann ihr etwas vorsingen... Ich entscheide mich dazu, No te voy a fallar zu singen. Also beginne ich leise, es zu singen.
Nachdem ich gesungen habe, streicht meine Hand über ihre Wange. "Stell dir vor, ich würde dich gerade küssen, Lieferfee.", hauche ich leise und wieder verlässt eine Träne mein eines Auge.
Sie ist nicht aufgewacht... Immer noch liegt sie da, wie eine leblose Puppe.
"Luna, ich bitte dich, lass mich nicht allein... Ich brauche dich!"
Dachtet ihr wirklich, ich würde Luna sterben lassen? Also so grausam bin ich nun auch wieder nicht! Aber trotzdem steht's jetzt wieder nicht ganz so gut um sie :/
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Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?
FanfictionEin weiteres Jahr ist vergangen, Luna und Matteos Hochzeit steht kurz bevor, doch nach der Hochzeit hält ihr Eheglück nicht lange: Schlag auf Schlag geschehen zwei schlimme Dinge, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Haben sie die nötige Kraft, u...