#36 Panik

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*nächster Morgen*


Leise schleiche ich mich aus dem Bett und gehe ins Bad. Ich bin gestern mit Luna auf dem Bett eingeschlafen, wir beide in unserer Kleidung vom Vortag. Sie hat unruhig geschlafen, weshalb ich immer mal wieder wach war, bis sie sich dann zum Morgen hin etwas beruhigt hat.
Im Bad steige ich direkt unter die Dusche und lasse das Wasser auf meinen Kopf prasseln. Bisher habe ich mir zu viele Sorgen um Luna gemacht, um mir selber Sorgen um Lia zu machen. Wer ist denn so grausam und entführt ein Kleinkind?! Ich bin ein verdammt schlechter Vater... So oft habe ich gesagt, ich würde Luna und die Kleine beschützen, und so oft habe ich versagt...
Lange stand ich nur so da, das Wasser lief über meinen Körper. Ich begebe mich wieder aus der Dusche heraus, trockne mich ab und gehe wieder ins Schlafzimmer, wo ich mir frische Klamotten heraussuche und dann leise in die Küche schleiche, um Frühstück zu machen.
Mit einem Tablet, gefüllt mit Obst, Toast, Aufstrich und Kaffee, in der Hand gehe ich wieder nach oben, wo sich mir aber ein erschreckendes Bild bildet...

Luna sitzt wieder völlig aufgelöst auf unserem Bett, ihr Körper zittert, sie atmet unregelmäßig und starrt verängstigt ihr Handy an, welches vor ihr liegt. "Luna?" Ich stelle das Tablet ab und gehe zu ihr. Luna reagiert nicht, sie starrt weiterhin das Handy an. "Hey Schatz, was ist los?" Ich nehme ihre Hand, daraufhin wirft sie sich in meine Arme. "L-Lia wird s-sterben!", ruft sie total aufgebracht. Beruhigend streiche ich ihr über ihren Rücken. "Lia wird nicht sterben." "D-doch..." "Nein, es wird alles gut! Wie kommst du denn jetzt auf sowas?" Luna antwortet nicht, sie weint nur laut weiter. Da wir mir klar, dass es etwas mit ihrem Handy zu tun haben muss. Ich greife danach und gucke mir an, was da steht...

Unbekannt:  << Der Kleinen geht es gut. Wenn es so bleiben soll, keine Polizei. Wenn doch, wisst ihr ja was passiert. >>

"Ach du...", murmele ich. Ich lege das Handy beiseite. "Luna, wir müssen so oder so nochmal zur Polizei.", sage ich. Lunas Herz rast. "Nein, bloß nicht! Oh mein Gott, Matteo... Ich werde sterben! Ich kriege keine Luft mehr!" "Bleib ganz ruhig, alles ist gut, du wirst nicht sterben." Luna erwidert nichts mehr, stattdessen ringt sie hörbar laut mach Luft und fasst sich mit ihrer linken Hand an ihre Brust. Ihre rechte Hand liegt auf meinem Rücken und ist schwitzig. "Luna, du hast nur eine Panikattacke. Beruhige dich, alles wird gut." "N-nichts wird gut! I-ich sterbe, L-lia stirbt! M-matteo..." Sie schließt ihre Augen. "Ganz ruhig, atme ruhig ein und aus, ja?" Ich lege meine Hand an ihre Stirn. Sie ist heiß und schwitzig. "M-matteo... Mir ist so heiß und so schwindelig, I-ich sterbe! Und L-lia werden sie auch u-umbringen!" "Luna, ganz ruhig, okay? Du hast nur wieder Fieber, außerdem bin ich hier. Und Lia geht es gut. Das wird alles wieder, ja?" Luna schüttelt nur die ganze Zeit ihren Kopf. Gut, ich bin ja auch nicht davon überzeugt...


Nach einer Weile beruhigt sich Luna wieder einigermaßen. "Schlaf doch noch etwas, Schatz, und ruh dich aus." Luna nickt schwach und schließt schon wieder ihre Augen. Als ich mir sicher bin, dass sie wirklich schläft, gehe ich aus dem Zimmer und rufe Francisco an. Er als Psychologe weiß, was man jetzt machen sollte. Als er rangeht, erkläre ich ihm kurz die Situation. "Ich muss später nochmal zur Polizei, vielleicht könnt ihr beide ja kommen und du redest mal mit Luna?" "Okay, machen wir so. Wann sollen wir kommen?" "Gegen zwei.", antworte ich. "Okay, bis dann." "Bis dann." Ich lege auf und hole ein Glas Wasser für Luna, welches ich auf dem Nachttisch abstelle.

Kurz nach zwei klingelt es an der Tür. "Erwartest du wen?", fragt Luna leise. Wir saßen gerade in der Küche und haben etwas gegessen, auch wenn sie nicht wollte habe ich sie praktisch dazu gezwungen, weil sie etwas essen muss. "Maria und Francisco.", antworte ich und eile zur Tür. Wir begrüßen uns mit einer Umarmung und ich führe sie zu Luna in die Küche. Luna und Maria fallen sich sofort weinend um den Hals, während ich Francisco kurz bei Seite nehme. "Ich bin dann mal weg, wenn etwas sein sollte, meldet euch, okay? Und guck mal bitte, ob du sie irgendwie etwas beruhigen kannst, ihre Panikattacke vorhin war ziemlich heftig." Francisco nickt. "Gut, danke. Bis später." Nach einer kurzen Umarmung verschwinde ich aus dem Haus und mache mich mit unserem Auto auf den Weg zur Polizeiwache.


Dort angekommen schickt mich die Frau an der Anmeldung fast sofort durch ins Büro von Senor Martínez, dem Polizisten von gestern. "Sie meinten, die Entführer haben sich gemeldet?", fragt er, während auch der andere Polizist von gestern gekommen ist und wieder mitschreibt. Ich nicke und reiche ihm Lunas Handy, das habe ich vorhin noch schnell eingesteckt. Senor Martínez guckt sich die Nachricht an und scheint zu überlegen. "Gut, dann müssen wir jetzt verdeckt vorgehen. Es darf nichts an die Medien gelangen, das dürfen wir nicht riskieren.", sagt er. "Ich werde das Handy ein paar Fachleuten geben, in Ordnung? Die können probieren, die Nachricht zurück zu verfolgen und somit die Entführer zu finden. Das kann aber Tage, gar Wochen dauern, wenn es denn überhaupt klappt." Ich nicke. "Also war Ihre Suche gestern nicht erfolgreich?", frage ich, etwas zögerlich, nach. Der Polizist schüttelt den Kopf. "Wir haben ganz Buenos Aires abgesucht, nichts. Gerade sind nochmal ein paar Truppen los. Ehm, Fernandez, geben Sie bitte durch, dass wir verdeckt ermitteln müssen. Kein Wort zur Presse, verstanden?" Senor Fernandez nickt und geht dann in die andere Ecke des Raumes, vermutlich, um zu telefonieren. "Haben Sie denn nochmal darüber nachgedacht, wer der Entführer sein könnte? Beziehungsweise die Entführerin, Ihre Frau meinte ja, sie habe eine Frau mit Ihrer Tochter weggehen sehen." Ich denke nochmal scharf nach. Braune Haare... Der einzige Anhaltspunkt, den wir haben. "Mir fällt noch immer niemand ein." "Hm, gut, dann lassen Sie uns überlegen... Haben Sie irgendwie Feinde? Sie und Ihre Frau sind ja nun nicht gerade unbekannt." "Feinde im Geschäft eigentlich nicht, nein..." "Gut, dann können wir ausschließen, dass es um Geld geht, sonst hätten die Entführer das gleich geschrieben. Haben Sie Feinde in der Familie? Oder hat Ihre Familie andere Feinde, jetzt außerhalb des Geschäfts?" Als erstes kommen mir da mein Vater und meine Stiefmutter Cecilia in den Sinn. Sicherlich haben sie mitbekommen, dass ich Vater geworden bin, das war ja ganz großes Thema in der Presse. Aber würden sie wirklich ihre eigene Enkelin entführen? Nein, das traue ich ihnen nicht zu. Außerdem hat Cecilia keine braunen Haare. Gut, es könnte auch ihre Komplizin sein... Aber so grausam wären sie nun auch wieder nicht.


Da wird eiskalt klar, wer dahinter stecken muss.


"Emilia Mansfield."


Bam, Matteo hat einen Verdacht! (Und der ein oder andere von euch hatte ihn sicherlich auch, nicht umsonst stand sie ja in diesem Darsteller-Chap mit drinnen!)

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt