Kapitel 11

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Dank dieser Gedanken kamen mir wieder die Tränen und Schluchzer konnte ich nicht mehr unterdrücken. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so geweint hatte, doch es musste schon lange her sein.
"Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?", ertönte eine mir vertraute Stimme vor mir. Der Besitzer dieser tippte mir leicht auf die Schulter, was mich Aufschauen ließ. Mein Verdacht bestätigte sich, als ich in seine braunen, großen Augen schaute. 'Fuck!', schoss es mir durch den Kopf. Meine Augen weiteten sich, Ich sprang auf und rannte weg. Das war nicht passiert, das konnte nicht passiert sein. Nein... Ich hab mir das eingebildet. Das ist nicht real! Redete ich mir immer wieder ein. Ich merkte, dass ich in Gedanken immer verzweifelter wurde. Mein Atem ging schnell und rasselte etwas in meiner Lunge. Meine Glieder fühlten sich schwer und müde an und so war ich gezwungen, stehen zu bleiben. Kaum war ich hinter einem kleinen Haus in einer Sackgasse in einem sicheren Versteck und zum Stehen gekommen, lehnte ich mich erschöpft an die hellgelb gestrichene Hauswand und versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Im Nachhinein dachte ich mir, dass es in dieser Situation wohl besser gewesen wäre, mit ihm zu kommunizieren, auch wenn die Gefahr bestanden hätte, dass er mich erkannte.
Doch nun wusste er alles, was er brauchte, um die Wahrheit und mein Aussehen herauszufinden. Ich war auf einer Reise, mir ging es nicht gut, mein Aussehen war wenigstens ungefähr bekannt, meine Haare stießen definitiv aus der Menge raus und ich bin eben weggerannt. Auffälliger ging wohl nicht...
Mit dem einsetztenden Dämmerlicht tat meine Müdigkeit es ihr gleich und wurde immer intersiver, bis der Himmel rot leuchtete und mir meine Augen fast zufielen. Ich rieb mir diese, als sie drohten zuzufallen. 'Verdammt...' Wo sollte ich schlafen? Das war wohl gerade mein Hauptproblem. Ich wollte bei ihr sein, aber mein noch immer schmerzender Rücken hielt mich davon ab, eine weitere Nacht außerhalb eines Bettes zu verbringen. Da ich ja eh nur aus Haut und Knochen bestand, gab es bei mir auch nichts, was hätte polstern können...
Ich wäre fast schon wieder eingeschlafen, als mir ein meiner Meinung nach brillianter Plan in den Sinn kam. Entschlossenen, ihn auch auszuführen, stand ich auf, räkelte mich ein wenig und machte mich mit schnellen Schritten auf den Weg. Wohl wissend, dass ich es wohl kaum im Dunkeln schaffen würde, beeilte ich mich noch mehr. Völlig abgehetzt und wieder vollkommen außer Atem, kam ich bei meiner ersten Station an. Bemüht meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, betrat ich das Gebäude. Ich hatte Glück, denn es hatte noch eine Halbe Stunde offen. "Entschuldigen Sie, ich hätte ein Anliegen...", sprach ich die ältere Dame hinter dem Tresen an. Sie war mit dem Rücken zu mir gekehrt und drehte sich bei meinen Worten rasch um. Dabei hüpften ihre grauen Locken auf und ab. Milde lächelnd fragte sie mich: "Wie kann ich Ihnen helfen, junger Mann?" Ihre Augen waren irgendwie gruselig und funkelten mich bedrohlich an. Sie erinnerte mich an eine dieser Hexen aus Kindermärchen. In der Hoffnung, nicht von ihr in einen Ofen geschoben, vergiftet oder verzaubert zu werden, räusperte ich mich kaum merklich. Ihre Stimme klang etwas ungeduldiger, als sie nachhakte:"Ja?"

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt