Kapitel 119

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P.o.V. Germanletsplay

"Man, ist es laut hier..", murmelte ich schlecht gelaunt. "Komm, Manu, freu dich mal. Tobi heiratet, das wird sicher Ultra schön!" "Jeeeeeeiii", gab ich von mir. "Also, Manu! Heute richtig enthusiastisch!" "Total", antwortete ich trocken.

Wir stießen vor der Kirche auf den Rest der buckligen Familie, begrüßten sie einmal die Runde und -zumindest ich- waren heilfroh, als wir uns etwas abseits hinstellen und Luft schnappen konnten. Menschenmassen waren noch nie mein Ding gewesen und wenn ich mit der Hälfte auch noch näher etwas zu tun hatte und dementsprechend immer freundlich lächeln musste, machte die Situation nicht besser.

"Manuel, kommst du mit auf das Foto?" Ich blickte zu Tobi rüber, der bittend zu mir sah. "Tobi, muss das sein?" Palle trat hinter mich und flüsterte: "Manu, es ist seine Hochzeit, erfüll' ihm den Wunsch. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es an die Öffentlichkeit kommt?" 'eigentlich gleich null, aber sie ist da', dachte ich bei mir, ging aber trotz meiner inneren Zweifel zu ihn herüber und stellte mich neben Sebi, der auch gerade erst gekommen war.

"Nein, stellen sie sich lieber neben die Eltern der Braut, dann passt das Größenschema besser", warf die Fotografin ein, die Tobi extra für die Hochzeit engagiert hatte. Leicht angepisst stellte ich mich von meiner Familie weg, sagte aber aus Höflichkeit nichts. "Lächeln bitte", forderte die Dame hinter der Kamera uns auf und zählte von drei herunter. Der Auslöser wurde gedrückt, während alle sich ein Lächeln auf die Lippen gezwungen hatten. Sobald das gewohnte Geräusch ertönt war, streuten wir auseinander und verteilten uns wieder in Kleingrüppchen, meine Mutter folgte mir zu Palle und wir schlugen gemeinsam die restliche halbe Stunde tot, in der wir auf Sabrina warteten und dementsprechend auch den Gottesdienstbeginn. Standesamtlich hatten sie schon geheiratet, jetzt fehlte nur noch der Eheschluss unter der Kirche. Tobi begab sich mit unserer Mutter in das kühle Innere des Gotteshauses.

Als schließlich Sabrina aus dem schwarzen BWM ausstieg, der auf dem Kirchparkplatz vorgefahren war, hörten alle auf zu reden und sogar ich staunte nicht schlecht. Sie sah wundervoll aus in dem Kleid. Wider meiner Erwartungen trug sie kein kitschiges Prinzessinnenkleid, sondern eine eng geschnittene A-Linie. An ihrer schmalen Taille schmückte ein dezenter Spitzenstoff den sonst schlichten, weißen Stoff. Ihre Schulter waren frei und sie trug einen Recht tiefen Ausschnitt, dessen Ränder ebenfalls den Spitzenstoff trugen. Der Rock fiel wallend, aber nicht zu voluminös bis zu ihren hohen, ebenfalls weißen Schuhen. Sofort beschlich mich Anerkennung ihr gegenüber, einfach, weil sie es schaffte in diesen Tretern zu laufen und nicht auf der Stelle umzuknicken.

Sabrina nickte meiner Mutter zu, die sich meinen Unterarm schnappte und mich die ersten Meter in Richtung Kirche zog. "Mama, ich kann alleine laufen" Genervt verdrehte ich die Augen wie ein kleines Kind und riss mich aus ihrem Griff. Sie lachte nur und ging keinen Meter hinter mir in die Kirche hinein. Ein Schwall kalter, abgestandener Kellerluft kam uns entgegen und es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an die verhältnismäßig funkte Umgebung gewohnt hatten. Danach sah ich mich auch in der Kirche genauer um. Es gab zwei lange Bankblöcke, ein breiter Mittelgang führte zum Altarraum, der drei Stufen höher lag. Es wurde mit weißen Blüten geschmückt und für eine Kirche sah alles wirklich einladend aus. Am Ende des Mittelgangs stand eine kleine Kniebank, breit genug für das Ehepaar. Tobi stand mit seinem Trauzeugen Peter schon davor. Langsam strömten auch der Rest der Feiergemeinschaft, zugegebenermaßen waren es wirklich wenige, vielleicht zwanzig Leute, in den Innenraum und belegte die ersten Bänke.
Meine Mutter wies uns auf die Namenskärtchen hin, die auf allen Plätzen lagen. Darum war das Liedgut des heutigen Gottesdienstes. Mama, Palle und ich hatten einen Platz in der ersten Reihe und ich musste mich zusammenreißen, nicht zu Tobi zu rennen und ihn abzuknutschen, dafür, dass er daran gedacht hatte, Patrick neben mir sitzen zu lassen.

Eine Glocke ertönte und die rechte, hintere Flügeltüre wurde geöffnet. Herein schritt langsam Sabrina, die einen hübsch gebundenen Blumenstrauß in beiden Händen hielt. Ihr Vater hatte sich bei ihr eingehakt und führte sie den Mittelgang entlang. Ihnen folgten die Altardiener.

Obwohl ich nicht auf Kitsch stand, also wirklich nicht, berührte mich der Verliebte Blick in Tobis Augen ganz tief in meinem Herzen. Ich sag Palle an, in dessen Augen sich kleine Tränen spiegeln. Er beugte sich zu meinem Ohr hin "Das könnten wir sein, oder?" "Ne", raunte ich zurück, "ich werde kein Hochzeitskleid tragen, vergiss es. Und in einer Kirche werden wir auch nicht heiraten können" er verdrehte die Augen. "Nein, ich meinte eigentlich, dass wir irgendwann ein genauso glückliches Ehepaar sein könnten.." mein Herz ging auf bei dem Gedanken. Wie schön das wäre, fest an seiner Seite zu stehen, zusammenzuleben, noch mehr zu teilen und immer und überall füreinander da zu sein. "irgendwann, Palle. Irgendwann.."

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Ich weiß, das Ende ist ein bisschen lieblos, aber ich habe mich an der Ff wirklich etwas sattgeschrieben. Ich hoffe es war trotzdem irgendwie ein würdiger Abschluss für dieses kleine Projekt, das mir doch irgendwie ans Herz gewachsen ist, auch wenn ich für das kleine Problemkind in letzter Zeit nicht so dermaßen viel Zeit hatte.
Es folgen dann noch Epilog und Danksagung und dann Stelle ich diese Geschichte auf beendet und ändere den Klappentext.

Bis in einer halben Stunde!

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt