Kapitel 117

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"Vorsicht, aus dem Weg, es ist heiß!", verkündete Paula laut und wir bahnten uns den Weg zum Esstisch. Die Hitze der großen Schüssel spürte ich gut durch das Geschirrtuch, bemühte mich aber keine Regung zu zeigen.
Mit äußerster Vorsicht stellten wir den Besten auf der letzten leeren Fläche in der Mitte des Tisches hin und atmeten beide gleichzeitig erleichtert auf, schauten uns dann an und lachten leicht. "Perfekt hinbekommen, wir sind ein super Team!" Ich lächelte nur und nickte begeistert.

"Oh, ich hab den Rotwein vergessen", bemerkte sie und schlug sich gegen die Stirn. "Stephan, Schatz, Holst du ihn kurz? Meine Arme werden mit der Zeit auch nicht länger.." Wortlos stand er auf und kehrte wenig später mit einer verstaubten Flasche Wein wieder.
"Dann können wir ja jetzt anfangen zu essen", meinte sie und deutete uns an, uns hinzusetzten. Sie schenkte der Reihe nach Wein ein, bis zu mir. Ich zögerte. Ich hatte lange nichts mehr alkoholisches zu mir genommen. Sollte i- ? "Manu trinkt nichts", nahm mir Palle die Entscheidung ab. "Oh in Ordnung, Entschuldigung, das wusste ich nicht" "macht doch nichts, woher denn auch?", tat sich es ab.
"Du trinkst nichts?", hakte Stephan nach. "Ja noch nie wirklich eigentlich" Er nickte. Dieses Nicken war wohl irgendwo zwischen anerkennend und verwirrt.

Nachdem unsere Teller gefüllt waren, ging "Guten Appetit" einmal die Runde und jeder fing an zu essen.
Patrick und sein Vater setzen ihre Unterhaltung von vorhin fort und gerade, als ich mein letztes Stück Fleisch auf die Gabel aufspießte, wurde ich nach meiner Meinung gefragt. "Tut mir Leid, ich interessiere mich nicht wirklich für Fußball und schaue auch nichts in die Richtung" "Wirklich?", fragte Stephan überrascht. "Ja, wenn ich Sport schaue, dann ist es Handball, das trifft einfach mehr meinen Geschmack.
Und so hatte ich einen Weg gefunden, wie ich an diesem Gespräch teilnehmen konnte. Wir verglichen jetzt Handball und Fußball mit jeweiligen Vorzügen und Nachteilen.
Es entwickelte sich eine nette Unterhaltung, bei der ich immer mehr gefallen daran fand, wie diese Familie miteinander umging. Respektvoll und doch sehr als wenn sie immer zankende Geschwister wären.
Ich spürte, wie Palle unter dem Tisch seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Ich sah zu ihm, er blickte zurück und blinzelte mir stolz zu.
"Manuel, magst du noch Nachschlag?" Ich riss mich aus den Tiefen Patricks Augen und blickte seine Mutter an. "Gerne, aber nur noch ein bisschen, bitte. Es schmeckt wirklich göttlich!" Sie lächelte freundlich und errötete etwas, schien sich aber zu freuen. Auch Palle nahm sich noch etwas, mehr als ich allerdings, was ich mit einem Lächeln und er wiederum mit einem leichten Seitenstoß quittierte.

Wein wurde zum zweiten Mal nachgeschenkt, langsam begann Palles Mundwerk etwas lockerer zu werden.
Es war insgesamt ein super lustiger Abend, je später es wurde, desto entspannter wurden wir alle und unterhielten uns sehr gut.
Als wir uns dann um kurz vor Mitternacht nach einer reichhaltigen Nachspeise ins Bett begaben, waren wir beide sterbensmüde.
In seinem alten Kinderzimmer war schon eine Matratze für mich bezogen worden, in seinem alten Kinderbett hätten wir unmöglich Platz gehabt, und auf den Regalen standen einige alte Bilder von ihm und seinen Eltern. Mal am Meer, ein anderes Mal im Wald, wieder ein anderes Mal mit einer Kirche im Hintergrund.
Lächelnd folgte er meinem Blick, bevor er sich rasch umzog und sich nach einem kleinen gute-Nacht-Kuss in sein altes Bett kuschelte.
Ich beobachtete ihn noch dabei, wie er seelig einschlief, dann legte auch ich mich hin.

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt