Kapitel 118 (normale Version)

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Ein leicht hysterischer Schrei riss mich aus meiner konzentrierten Suche nach meiner Krawatte, die wohl irgendwo unter meiner Ersatzhose und meinem Kulturbeutel vergraben war. "Manu?", rief ich in die Richtung, aus der ich meinte, das Geräusch hätte seinen Ursprung, "alles in Ordnung?", fügte ich besorgt hinzu, als ich keine Antwort bekam. Keine fünf Sekunden danach erschien Manu mit Jackett in der Hand im Türrahmen. Etwas Staub hin in seinen Haaren und auch ein Teil seines T-Shirts war weißer als normal. Ich wollte gerade zu einer weiteren Frage ansetzen, doch er unterbrach mich, als ich den Mund aufmachte. "Spar's dir." Bei seinem vernichtenden Gesichtsausdruck musste ich lachen. "Grins nicht so dumm, du würdest genauso aussehen, wenn du gerade im Keller deinen Anzug gesucht und auf die fetteste Spinne auf der ganzen Welt gestoßen wärst!" Jetzt musste ich wirklich lachen "Och, Manu, komm her", kichernd kam ich auf ihn zu und umarmte ihn fest. Er kuschelte sich schutzsuchend an meinen Hals und murmelte leise in meine Halsbeuge: "Ich hab mich so erschreckt.." ihm war es sichtlich peinlich, denn ich spürte auf meiner Haut, wie sein Gesicht heiß wurde. "Armes kleines Manu.." "Haha, mach dich ruhig über mich lustig. Ich hab's aber geschafft, sie zu töten."

"Das ist doch gut.." ich strich ihm sanft über die leicht verwuschelten Haare und machte sein Vogelnest noch schlimmer. "Wollen wir rausgehen? Wir haben doch noch drei Stunden, bis wir losmüssen." "Okay", meinte Manu wenig begeistert. Ich wusste, dass er eigentlich alles erledigt haben wollte, bevor wir irgendetwas anderes taten, doch mit seinen durcheinandergewirbelten Gedanken war es sinnvoller und effizienter, erst einmal runterzukommen und danach weiter zu machen.

Schnell hatten wir uns Jacken übergestriffen und trotz der Tatsache, dass es bald November wurde, war es heute erfrischend sonnig und fast windstill. Manu ließ sich auf die Stufen vor der Haustüre nieder, ich lehnte mich am Nachbarszaun an. Die Sonne wärmte angenehm unsere Gesichter und wir genossen die entstandene, entspannte Stille.

Irgendwann wies Manu mich auf einen Löwenzahn hin, der aus dem aufgebrochenen Asphalt hervorschaute. Er trug keine Blüten mehr, es war schließlich Herbst, aber er sah noch recht grün aus. "Es ist schon krass, dass die kleine Pflanze einfach eine Schicht Asphalt durchbrechen kann, oder?" Ich brummte nur. Manu verfiel wohl grade in philosophische, nachdenkliche Stimmung und sprach weiter: "Schau, wie viel Macht so eine kleine Pflanze haben kann.. über Sachen, die wir Menschen gebaut haben.."

Seine Worte hallten in der Stille nach. Wieder brummte ich nur und wandte mein Gesicht wieder der Sonne zu und dachte über Manus Worte nach. Ich hörte nicht, wie er aufstand und sich neben mich lehnte. Seine Hand legte er auf meine und ich öffnete meine Augen, schwenkte meinen Kopf in seine Richtung. Er drückte mir einen sanfte Kuss auf die Lippen, der schneller vorbei war, als ich ihn erwidern konnte. "Wir sollten reingehen, ich hab mich glaube ich beruhigt" Er grinste schief, was einfach nur zum knuddeln niedlich aussah. Ich küsste ihn nochmal und nahm seine Hand, um ihn in Richtung Treppenhaus zu bugsieren.

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Warum werden die alternativen Kapitel eigentlich immer so langweilig ;-;

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt