Kapitel 23

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Auf dem Weg zum Krankenhaus kam dieses eklige Gefühl in mir wieder hoch. Es war wie Galle, die meinen Hals heraufkroch. Mir wurde schlecht und ein bisschen schwindlig. Ich stützte mich leicht an dem Zaun ab, der neben dem Gehweg war. Meine Hand glitt im vorbeigehen über das alte Holz und verschaffte mit wieder etwas Gefühl in den Fingern. Ich hoffte, dass er nicht bemerkte, wie scheiße es mir ging.

Doch zu früh gefreut. "Manu? Brauchst du was? Du siehst so blass aus. Ist dir schlecht? Oder Schwindelig?" Ich schüttelte nur leicht den Kopf und ignorierte die Blicke der anderen Menschen, die immer wieder auf mich fielen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Immerhin sah man nicht alle Tage, wie ein junger Mann mit Maske durch Köln lief und sich an allem festhielt, was ihm unter die Finger kam. Immer noch mit besorgtem Blick beobachtete Paluten mich und ging nun ein Stück hinter mir, um mich gut im Auge haben zu können. Ich spürte seinen Blick auf mir, als ich versuchte mich an den Weg zum Krankenhaus zu erinnern. "Sag, wenn was ist, Manu, okay? Ich mache mir Sorgen." Ich drehte mich zu ihm um. Ich sah zu Boden, als ich sagte: "Alles in Ordnung, Patrick. Ich sage schon Bescheid, wenn etwas nicht stimmt." Ich hoffte, dass er den kühlen Unterton in meiner Stimme nicht zu ernst nahm, aber wie es schien hatte er das schon. Er sah nämlich wieder zu Boden und murmelte so leise, dass ich es auch fast nicht verstehen konnte: "Entschuldigung. Ich wollte doch nur nett sein..." Traurig klang er und verletzt und sofort tat mir leid, was ich gesagt hatte. Er hatte sich doch nur Gedanken gemacht. Obwohl es mich ein bisschen anwiderte, nahm ich ihn kurz in den Arm und er legte auch nach kurzem Zögern seine Arme um mich. Doch als er sein Gesicht in meine Halsbeuge legen wollte, löste ich mich von ihm und ging wieder auf Abstand. Das war wirklich zu viel Körperkontakt mit einem Mann gewesen.  "Tut mir leid, Palle. Ich bin ein Arschloch. Du machst dir so viel Mühe und ich bin so gemein zu dir.", murmelte ich bedrückt. Er klopfte mir leicht auf die Schulter. "Nicht schlimm, Manu. Ich will gar nicht wissen, wie ich mich in deiner Situation fühlen würde. Du musst dich nicht entschuldigen. Ich bin froh, dass du da bist und dass wir Zeit miteinander verbringen können." Ich war von Glücksgefühlen und unfassbarer Dankbarkeit erfüllt. Egal, wie es von Außen aussehen würde, ich zog ihn nochmal zu mir und drückte ich kurz. Ich fand das weniger schlimm als gedacht, einen Mann anzufassen. Vielleicht hatte es mir sogar gefallen. Aber das konnte gar nicht sein. Ich war nicht schwul. Ich durfte das nicht sein. Ich durfte nicht.

Wir gingen noch ein Stück nebeneinander, bis wir ankamen. Seine Nähe hatte mir irgendwie Kraft und Hoffnung gegeben. Wie, wollte ich gar nicht wissen.

Als wir den grauen Betonblock betraten, saß wieder die Frau am Empfang, die schon an meinem ersten Tag da war. In diesem Moment war ich heilfroh, diese Maske aufzuhaben. An Patrick schien sie wohl kein Interesse zu haben, denn sie zog nicht die gleich Show ab, wie bei mir. Wober ich eher darauf tippte, dass sie von meiner Reaktion eingeschüchtert war, denn ich wüsste nicht, was eine Schlampe wie sie davon abhalten sollte mit ihm was anfangen zu wollen. Denn rein objektiv gesehen, war er ein recht Stattlicher, hübscher, gut gebauter Mann, an dessen Äußerem man nichts zu meckern hatte. Manuel, hör auf sowas schwules zu denken!

Aber es stimmte. Also rein Objektiv gesehen. Natürlich.

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt