Kapitel 88

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"Oder du kommst zu mir, dann müsstest du nicht auf einer Couch schlafen. Da habe ich schon Erfahrungen mit, ist nicht so geil. Meine Luftmatratze ich breit genug für uns beide und inzwischen auch aufgeblasen" Ich warf Paluten einen verschwörerischen Blick zu, der genau wusste, wie schwer ich es mir gemachte hatte, das Teil aufzublasen, bevor er mir eine Luftpumpe zur Verfügung gestellt hatte. Man sah ihm an, dass er eigentlich diesen nicht erwidern wollte, aber seine Mundwinkel, die verräterisch nach oben zuckten, machten mir klar, dass er mir nicht böse war.

"Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit, danke Manu. Wenn es für dich okay wäre, Palle.", erwiderte Zombey, der zwar verwirrt wirkte, weil Manu sagte 'Zu sich', aber anscheinend beschlossen hatte, nicht nachzufragen. "Ähm, ja. Ich kann ja schlecht verbieten, dass ihr Zeit miteinander verbringt..", antwortete der Angesprochene, wenn auch offensichtlich widerwillig. "Dann ist das abgemacht!" , freute ich mich und erreichte somit mein Ziel, weiteres über meine Gefühle herausfinden zu können. Die Zeit zu zweit würde hoffentlich einiges klarstellen.

Die Einkäufe lagen unaufgeräumt auf dem schmalen Küchentisch und warteten darauf, dass sie entweder von uns eingeräumt werden oder von selbst an den Richtigen Platz flogen. Leider trat Zweiteres nicht auf, also mussten wir, beziehungsweise Patrick alleine, der seine Küche natürlich am besten kannte, sich dranmachen, die Sachen wegzuräumen. Zombey und ich gingen derweil ins Wohnzimmer und setzten uns zu zweit auf das recht kurze Sofa.

"Wie kommt es, dass du in Köln eine Wohnung hast, Manu? Ich dachte immer, du wohnst in Essen?" "Tue ich auch. Das hier ist nur eine Notfallunterkunft." "Und warum?" Ich zögerte. Eigentlich wollte ich nicht, dass er das wusste. Es machte mich irgendwie... angreifbarer.

Während ich noch überlegte, fing Zombey wieder an zu reden: "Du musst es mir nicht sagen, keine Sorge. Manche Sachen bleiben doch lieber unbesprochen. Aber du weißt hoffentlich, dass du, wenn etwas ist, immer zu mir kommen kannst" "Danke" Ich lächelte. Trotzdem brachte mich das ins Grübeln. Irgendwie schien Zimbels Angebot so viel weniger verlockend, wenn ich daran dachte, wie gut Patrick mir zuhören und mich mit seiner Art trösten konnte. Was, warum verglich ich jetzt Paluten mit Zombey? Das war doch etwas komplett unterschiedliches!

In diesem Moment kam auch die dritte Person unseres Trios herein und gesellte sich zu uns auch die Couch. Wie sollte es anders sein, als dass er sich in die Mitte quetschte. So unauffällig wie möglich rutschte ich bis an die Armlehne. Er bemerkte es natürlich trotzdem du in seinem Blick, den er fest auf einen Punkt hinter mir gerichtete hatte, lag so unglaublich viel Schmerz und Trauer, dass ich wieder näher zu ihm rückte. Das beengende Gefühl in meiner Brust war immer noch da, aber irgendwie... schwächer und unbedeutender als mein Wille, ihn auch einmal zu trösten. Es war gut, etwas dagegen zu tun, das spürte ich.

Es war wie Kommentare löschen. Ganz einfach und doch effektiv. Apropos Kommentare..."Leute, wie viel Uhr ist es?", frage ich leicht panisch. Zombey zog sein Handy heraus und hielt es mir über Palutens Kopf ins Gesicht. 15:59. Fuck.

"Was ist denn, Manu?" "Ich muss  schnell nach Hause, YouTube", murmelte ich hektisch, während ich meinen Geldbeutel von neben der Couch aufhob, den ich dort hingelegt hatte, weil sitzen damit in der Hosentasche ziemlich unangenehm ist und überlegte nun fieberhaft, wo mein Handy war. "Küchentisch, Manu", beantwortete Patrick meine unausgesprochene Frage und klang dabei wieder resigniert.

Kurz wunderte ich mich, warum er das wusste, lief dann aber schnell in den besagten Raum und steckte auch das ein. "Zombey? Kommst du?" "Ja, warte kurz!", antwortete er in gehobener Lautstärke und eilte auch zu mir in Richtung Wohnungstüre. Patrick dicht hinter ihm.

Die Verabschiedung fiel recht klein aus, Zombey umarmte ihn kurz und ich hob kurz die Hand und lächelte gestresst, weil ich nicht die Nerven hatte, mich der Angst, im nahe zu kommen, zu stellen.

Den Stich in meiner Brust, den ich beim Anblick ihrer Umarmung gespürt hatte, ignorierte ich gekonnt.

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt