Kapitel 31

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"Pfff... Keine Ahnung. Vielleicht einen Film schauen? Ich hätte einige hier", antwortete er schulterzuckend. Ich fand die Idee gut, so würde er nämlich den Fernseher und nicht mehr mich anschauen. Das würde mir wohl einiges an meinem Unwohlsein nehmen. "Können wir machen. Sollen wir dann zusammen einen aussuchen?" Er nickte als Antwort und bedeutete mir, ihm ins Wohnzimmer zu folgen.
Er zeigte mir seine Filmsammlung und wirkte ein bisschen stolz dabei. Schlussendlich entschieden wir uns für "Pirates of the Caribbeans". Ich hatte den Film ewig nicht mehr gesehen und so freute ich mich sehr, als auch seine Wahl auf diesen Film fiel. Er legte die DVD ein und schnappte sich die Fernbedienung. "Englisch oder Deutsch?", want er sich an mich. "Englisch, natürlich!", antwortete ich, während ich mich langsam auf die Couch sinken ließ und sah ihn verwundert an. "Ich wollt' doch nur fragen...", murmelte er und stellte eben die Sprache ein.
Er setzte sich neben mich auf die Couch und reflexartig rutschte ich so weit wie möglich von ihm weg und schmiegte mich leicht an die Lehne. Ich mied immer noch Körperkontakt zu ihm und verdrängte immer seine verletzten Blicke, die er daraufhin immer versuchte zu verbergen. Trotzdem sah ich es immer und trotzdem tat ich nie etwas. Oder ich konnte nichts tun. Ich dachte nicht, dass ich etwas erreichen könnte. Ich wollte ihn nicht richtig berühren. Ich...konnte es nicht. Es ging einfach nicht. Sobald ich an sowas dachte, fing meine Brust an, sich zusammenzuziehen und wurde ganz eng. Ich hatte das Gefühl, eingesperrt zu sein, nicht richtig atmen zu können. Das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Ich wusste selbst gar nichtn richtig, warum ich so dachte, immerhin hatte ich mit der Homosexualität anderer nie ein Problem gehabt. Auch die Vorstellung, dass der Mann neben mir schwul ist, bereitete mir nicht dieses Gefühl. Irgendetwas in mir sperrte alles diesbezüglich mir gegenüber. Warum? Ich war christlich erzogen worden und auch wenn ich an keinen Gott wirklich glaubte, wurde mir eben in Kinderjahren angewöhnt, dass Mann und Frau zusammengehörten. Sie sollten heiraten, sich fortpflanzen und zusammen alt werden. Mit zunehmendem Alter reifte ich in dieser Ansicht mehr und mehr und begann zu akzeptieren, dass es überhaupt nicht schlimm war, wenn man auf dass eigene Geschlecht stand, dass Menschen gab, die im falschen Körper geboren waren und in der heutigen Zeit sogar etwas daran ändern konnten.

Nur ich selbst? Schwul? In irgendeiner Form bi? Nein. Mein Problem damit lag wohl an der Unerfahrenheit und dem Unwissen, in diesem Thema. Ich sperrte es einfach, ohne darüber nachzudenken. Warum eigentlich tat ich das immer noch? Ich merkte doch, dass ich ihm weh tat, wenn ich so auf Abstand ging.

Ich fasste also einen Entschluss: ich wollte mich ihm nähern. Wenigstens wollte ich es versuchen. Nur ein bisschen näher an ihn heranrutschen.

Inzwischen fochten der Schmied und der Kapitän miteinander in der Werkstatt. Fasziniert schaute ich zu, wie elegant sie sich durch den Raum bewegten und versuchte währenddessen mich daran zu erinnern, wie es zu dieser Situation gekommen war, denn ich hatte kaum etwas mitbekommen.  

Als ich meinen Blick leicht nach rechts schwenkte, sah ich Patrick, der den Boden betrachtete und seine Hände knetete. Er sah bedrückt aus. Sollte ich vielleicht jetzt? Er schien so traurig und bedrückt und ich wollte ihm helfen. Ich überlegte kurz. Sollte ich wirklich? Ich atmete nochmal kurz auf und überwand mich. 



Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt