Kapitel 61

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Ich öffnete leise die Türe. Ich hoffte, dass er mich nicht gehört hatte, obwohl ich mir bewusst war, dass ich geklopft hatte. Vielleicht hatte er es ja trotzdem nicht gehört?

Eine halbe Ewigkeit stand ich im Türrahmen, den Blick auf den Boden vor mir gesenkt. Ich wusste nicht, ob er mich ansah oder ob ich unbemerkt geblieben bin. Es kostete mich einiges an Überwindung, meinen Blick vom Boden zu lösen und aufzusehen, aber ich tat es letztendlich, als meine Neugierde zu groß geworden war. Er saß auf dem Bett, die Knie hatte er angezogen und sein Kinn auf ihnen aufgestützt. Seine Arme hatte er um seine angewinkelten Beine geschlungen. Von ihm ging kein Geräusch aus, weswegen ich nicht wusste, ob er weinte.

Mitleid überkam mich und ich näherte mich ihm leise und ganz vorsichtig. Ob er mich bemerkt hatte? Entweder er ignorierte mich oder er hatte mich noch nicht gehört. Leicht lasse ich mich neben ihm auf seinem Bett nieder und sah ihn an. Er beachtete mich immer noch nicht. Aus der Nähe konnte ich sehen, dass sein Gesicht und vor allem seine Augen leer aussahen und sein Blick stur auf die gegenüber liegende Wand gerichtet war. Wieder ein bisschen Überwindung kostete es mich, meinen Arm zu heben und ihn vorsichtig um seine Schultern zu legen.

Auf einmal lehnte er sich stark gegen mich und vergrub seinen Kopf an meiner Schulter. Ich zwang mich, gegen meinen Instinkt, zurückzuweichen, mich nicht zu lösen, schließlich würde ich ihn damit nur noch mehr verletzen. Als drückte ich ihn sogar noch näher an mich und bald spürte ich, wie mein T-Shirt nass wurde. Er gab keinen Laut von sich, bewegte sich keinen Zentimeter, weinte komplett geräuschlos.

Doch es musste so viel gesagt werden. Mir lagen tausend Wörter auf der Zunge, doch keines davon machte Anstalten meinen Mund zu verlassen. Ich löste mich von ihm, nicht nur, weil ich beschlossen hatte, jetzt mit ihm zu sprechen, sondern auch, weil ein mir bekanntes Ekelgefühl sich in meiner Brust breitmachte. So gerne ich ihm auch mit meiner Nähe Trost spenden wollte, er war ein Mann und damit absolut Tabu. Dennoch ruhte meine eine Hand auf der mir zugeneigten Schulter und ich hoffte, damit den Körperkontakt ausreichend aufrecht zu erhalten. "Palette?" Er gab nur ein Brummen von sich. Ich sah ihm in sie Augen. leichte Tränenspuren waren auf seinen Wangen zu sehen und das Weiße in seinen Augen war leicht rötlich verfärbt. "Wir klären das jetzt, okay?" Wieder gab er ein Brummen von sich, doch ich meinte zu sehen, dass er seinen Kopf kurz zustimmend bewegte. "Wenn das für dich in Ordnung ist, würde ich gerne unsere Beziehung so lassen wie sie ist. Ich will nicht, dass wir den Kontakt abbrechen oder so. Dafür ist mir unsere Freundschaft zu wichtig. Aber du musst bitte einsehen, dass ich nicht schwul bin und es nie sein werde, okay. Also bitte versuch einfach, normal weiterzumachen. Ich werde in Zukunft ganz normal mit dir umgehen. Also lass uns einfach ganz normal befreundet sein."

Er nickte kurz und schniefte. "Und die beste Medizin bei Liebeskummer ist Ablenkung. Das heißt, wir zwei beiden hübschen gehen jetzt spazieren. Schnapp dir deine Sachen und ab geht's!" Ich sah zu meiner Erleichterung, dass er wieder leicht lächelte und zustimmend nickte. Ich umarmte ihn noch ein letztes Mal, dann verließ ich sein Zimmer. Draußen an der Wand lehnte ich mich an und fasste mir an die Brunst. Mein Herz schlug ein bisschen schneller als gewöhnlich. Warum? Lag das an ihm? Nein, das kam sicher nur wegen der Aufregung und wegen der Erleichterung, dass wir wieder normale Freunde waren und nichts mehr zwischen uns war. Er würde sich einfach entlieben und Schluss. Punkt. Genauso wird es laufen.

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt