Kapitel 89

1.2K 73 43
                                    

Der Rückweg war nicht gemütlich. Ich lief gestresst voraus und Zombey konnte kaum mit mir Schritt halten. Für Gespräche hatte ich keinen Nerv und so kamen wir eine Weile später leicht außer Atem an meiner Wohnung an. Schnell schloss ich auf und ließ uns herein.

Während ich hektisch zu meinem Schreibtisch rannte und den PC ungeduldig herauffuhr, schaute sich Zombey in der kleinen Wohnung um. Schnell drehte er sich um, als ich entnervt aufstöhnte. "Was ist los?" "Ich kompletter Haufen Müll hab schon was hochgeladen! Das hätte alles geklappt! Man, warum bin ich so dumm!", ärgerte ich mich und ließ mich entkräftet auf meinem Schreibtischstuhl nieder. "Och, Manu, du bist doch nicht dumm. Nur vielleicht ein bisschen... schusselig." "Haha, super toll", gab ich trocken von mir und schaute ihn ungläubig an. Zudem mischte sich langsam das schlechte Gewissen zu meiner Wut auf mich selbst. Wir hatten sicherlich Paluten mit unserem schnellem Aufbruch gestresst und bestimmt auch verletzt. Und es war für nichts gewesen. Für nichts und wieder nichts.

Mit einem Blick auf meinen Monitor, auf dem uns gerade fast fünfzehn fertige Videos entgegen leuchteten, fragte mich Zombey verwirrt: "Was zur Hölle... Warum hast du so viel aufgenommen? Wir haben ja mitbekommen, dass du eine Menge gespielt hast, aber das?" Verlegen um Worte wusste ich nicht was ich sagen sollte, um ihn nicht komplett aufzuklären. Schließlich konnte ich ihm schlecht sagen, dass meine Schwester im Krankenhaus lag und ihr Zustand sich täglich drastisch verschlechtern und sie sterben könnte, die Sache mit Paluten und in meine seltsamen Stimmungsschwankungen, die mich wirken ließen, als ob ich eine Schwangere wäre, konnte ich ihn auch nicht einweihen und nicht in die Tatsache, dass das alles nur zu meiner Ablenkung gedient hatte.

Schließlich gab ich ein nicht ganz so überzeugendes: "I-Ich hatte einfach viel Zeit" von mir. Ich sah ganz genau an seinem Blick, dass er mir nicht glaubte, aber er beließ es dabei und wechselte das Thema, wofür ich ihm sehr dankbar war.

Scheinbar endlose Stunden und viele Gespräche über alles mögliche - der Landschaft und Familie, YouTube, belanglosem wie dem eintretenden Herbst und dem Wetter - später, beschlossen wir einstimmig, uns etwas zu Essen zu bestellen. In der Aufregung, dass wir Zombey getroffen hatten, was das Verlangen, zu essen eher in den Hintergrund gerückt. Umso heftiger kehrte der Hunger jetzt zurück und wir konnten es kaum erwarten, bis unser Essen - Pizza, was sonst - ankam.

Vollgefuttert und zufrieden hatten wir uns auf die Couch gesetzt und... was genau machten wir da eigentlich? Ich lag irgendwie halb auf ihm und halb an ihn gelehnt. Er aber schien sich nicht daran zu stören, im Gegenteil, er hatte einen Arm beschützerisch um mich gelegt.

Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so geborgen gefühlt hatte. Seine Nähe, seine Wärme fühlten sich an, als ob ich vor allem sicher wäre. Ein ganz sanftes, angenehmes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit, als er langsam anfing, mit seinem Daumen meinen nackten Oberarm zu streicheln. War das Liebe? Nein, das kann doch nicht sein...

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt