Kapitel 44

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Am nächsten Morgen wachte ich mit Kreislaufproblemen auf. Mir war schwindelig und ich sah lauter große Punkte in meinem Blickfeld tanzen. So schnell es mir möglich war, eilte ich in Palutens Küche, stellte den Wasserhahn an und trank mit meinen Händen, die ich zu einer Schale geformt hatte, so viel kühles Wasser, wie ich konnte. Ich wollte um jeden Preis vermeiden, dass ich umfiel. Schließlich wollte ich mich doch jetzt auf den Weg ins Krankenhaus machen. So hatten Palle und ich es gestern Abend ausgemacht. Dieses Mal würde er noch nicht mitgehen, aber ich hatte ihm versprochen, dass ich ihn so bald wie möglich meiner Schwester vorstelle. Das wäre das Mindeste, womit ich ihm seine erneute Gastfreundschaft danken konnte.
Ich blinzelte noch einige Male, bis ich mir ganz sicher war, dass es wieder ging und packte schnell die wichtigsten Sachen zusammen. Handy? Check! Geldbeutel? Check! Powerbank für das Handy? Auch Check! Dann hätte ich alles, oder? Ja, das müsste alles sein.
Mit ausgezeichneter Laune ging ich federnd den Bürgersteig entlang, der mich zu dem Gebäude führen würde.
Dort angekommen ignorierte ich die Empfangsdame gekonnt, die immer noch nicht danach aussah, dass sie wenigstens etwas Intelligenz dazugewonnen hatte. Ziemlich enttäuschend, wie ich fand.
Mit der großen Hoffnung, dass man meine Schwester nicht verlegt hatte, schritt auf besagten Raum zu.
Das breite Grinsen, das mein Gesicht zierte, wollte nicht weichen und ich öffnete voller Vorfreude die Tür.
Als ich sie sah, saß sie fast aufrecht in dem Krankenbett und wandte ihren Kopf sofort mir zu, als ich den Raum betrat.
Sie fing wie eine Irre an zu lächeln und schien unfassbar erleichtert. "Julia!", rief ich begeistert aus und eilte auf sie zu. Ein bisschen komisch umarmten wir uns halb, weil sie an viele Schläuche angeschlossen war. "Wie geht's dir? Was ist passiert? Warum hab' ich das ganze erst so spät erfahren? Weiß Mama davon? Wie lange musst du noch hierbleiben und was genau hast du eigentlich?", überschüttete ich sie mit Fragen, die ich mir vorher teilweise schon ein bisschen zurechtgelegt hatte. Beschwichtigend hab sie, sogut es ihr möglich war, ihre Arme, um mich in meiner Fahrt zu stoppen. "Ruhig, Brauer! Eins nach dem anderen! Nur mit der Ruhe! Ich bin gerade erst wieder aufgewacht und weiß auch nicht wirklich mehr als du", antwortete sie rau und grinste dabei. Ihre Stimme klang, als hätte sie sie heute das erste Mal benutzt. Wie hatte ich sie doch vermisst. Unglaubliche Erleichterung, dass es ihr gut zu gehen schien, durchflutete mich und eine Leichtigkeit, die ich schon ewig nicht mehr gespürt hatte, breitete sich in meiner Brust aus. "Erzähl doch mal: was hast du eigentlich in der Zeit so gemacht? Läuft alles wie immer? Wie geht es der Familie? Ist da alles okay?" "Joa, alles gut. Ich hab in der letzten Zeit nicht wirklich viel von Mama, Peter, Basti und Tobi mitbekommen, aber wenn was passiert wäre, hätten wir das doch mitbekommen" "Du, nicht wir! Du vergisst wohl, dass bei mir in letzter Zeit wenig los war mit 'mitbekommen'. Ich hab bis jetzt nichtmal mein Handy und ich bin schon seit drei Tagen wach!", meinte sie und klang überaus empört und tat so, als wäre das der Weltuntergang schlechthin. Ich lachte. Wir hatten uns wohl noch viel zu erzählen...

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt