P.o.V. Paluten
Nach einer Aufnahme chillte ich noch mit maudado und Zombey in TS, als mein Handy, das neben mir auf dem Schreibtisch lag, klingelte.
Verwundert erblickte ich Manus Avtar groß auf dem Bildschirm leuchten und fragte mich besorgt, weswegen er anrufen würde. Er konnte unmöglich schon geschlafen haben, weswegen ich einen seiner bösen Träume, die ihn in letzter Zeit heimgesucht und psychisch ein wenig wacklig gemacht hatten und er deswegen mich gebraucht hatte, ausschloss. Was könnte es sonst sein?
Schnell ging ich hin und konnte kaum meinen Mund aufmachen, als ich schon Manus Stimme hörte. Ich hatte ihn noch nie so monoton reden hören. Es war, als ob einfach alle Emotionen aus seiner Stimme gewischt worden waren. "Palle? Kommst du bitte ins Krankenhaus?" "Ja, klar, warum? Ist was mit Julia?" Meine Besorgnis wuchs. "Gut, wir sehen uns da.", gab er von sich und legte auf.
Mein Magen schien unendlich tief zu fallen und verkrampfte sich schmerzhaft. Was war los?
So schnell wie es ging, zog ich mir etwas ordentliches an, suchte schnell meine sieben Sachen zusammen und verließ die Wohnung im Eilschritt. Hoffentlich kam ich nicht nach Manu am Krankenhaus an. Der Weg, der mir inzwischen leider mehr als vertraut war, legte ich wahrscheinlich gerade schneller den je zurück, aber ich wollte so bald wie möglich zu Manu und wissen, was genau passiert war.
In dem Raum angekommen, standen mehrere Personen bereits in der hinteren Ecke. Eine ältere Dame, ein Herr im gleichen Alter und noch drei junge Männer, von denen ich einen als DebitorLP identifizieren konnte. Dessen Blick weitete sich vor Überraschung, als er mich sah und ließ seine traurig blickenden Augen eine Sekunde lang ihren Ausdruck verlieren. "Paluten?", fragte er mit belegter Stimme. Ich nickte nur kurz bestätigend, dann schüttelten wir uns die Hand. "Wo ist Manu?", erkundigte ich mich. "Nicht da", antwortete er knapp.
Ich verstand gar nichts mehr. Wenn die ganze Familie anwesend war, ich schätzte den älteren Mann als Julias Vater ein, sie hatten die gleiche Nasenform, dann musste es doch bedeuten, dass...
In diesem Moment ging die Türe auf und ein gehetzt scheinender Manuel kam herein. Seine braunen, langen, weichen Haare standen wuschelig von seinem Kopf ab. Auch wenn sein Gesichtsausdruck hölzern wirkte, war er immer noch wunderschön und ich konnte nicht anders, als wieder das Gefühl zu genießen, wie mein Magen fröhlich Purzelbäume schlug.
Er warf einen kurzen Blick auf seine Familie, wobei sein Blick deutlich länger auf Julias Vater lag, als auf den anderen, dann kam er zu mir und umarmte mich fest. Erst überfordert schlang ich meine Arme um seinen zierlichen Oberkörper, dann strich ich ihm sanft über den Rücken. Ich spürte seinen Körper beben und danach, wie er sich komplett fallen ließ. Nur noch meine Arme hielten ihn jetzt.
Das Schnauben, das von seiner Mutter im Hintergrund kommen musste, ignorierte ich und widmete meine gesamte Aufmerksamkeit dem vollkommen fertigen jungen Mann, den ich liebte, vor mir. Beruhigend flüsterte ich in sein Ohr: "Shhh, Manu. Alles ist gut. Was ist los?" Statt zu antworten, klammerte er sich noch fester an mich, als ob er Halt suchen würde. Ich fing an, seinen Hinterkopf zu streicheln und bemerkte mit Erleichterung, dass er sich tatsächlich zu beruhigen schien. So gerne ich seine Nähe wollte, ich mochte den fröhlichen, aufgedrehten, witzigen Manu mehr, als den, der gerade vor mir stand. Ihn so traurig zu sehen, ließ mein Herz sich zusammenkrampfen und zu fordern, ich Idiot solle ihn wieder glücklich machen.
Als er sich löste, nahm er meine Hand und führte mich nach draußen. Dort ließ er sich eine Wand hinabsinken und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ich konnte nicht verstehen, warum er sich nicht vor seiner Familie so darstellte, schließlich waren sie doch auch dafür da, ihn zu trösten, oder? Wie als hätte er meine Gedanken gelesen, sprach er zittrig: "Ich will einfach nicht, dass sie sehen, dass ich- schwach bin." Mitleid überflutete mich und ich legte wieder einen Arm um ihn. Er seufzte und lehnte seinen Oberkörper an meinen. "Was ist denn jetzt los?", fragte ich wieder nach. Er seufzte wieder und antwortete: "Ich habe beim Schneiden einen Anruf von Doktor Feldmann bekommen. Er meinte, dass- dass sie die Nacht vermutlich nicht überlebt." "Aber... kann sie nicht wiederbelebt werden?"
Manu schüttelte traurig den Kopf. Mir wurde schlecht. "Warum nicht?" Ich wollte gar nicht wissen, wie er sich fühlen musste. Ich hatte zu Glück noch nie einen Todesfall in der engsten Familie, aber alleine bei der Vorstellung schmerzte mein Magen wieder. Ich hatte aber leider dadurch auch keine Erfahrung, was man in solchen Momenten sagen sollte. Ich kannte es ja nicht.
"In ihrem Patientenschein steht, dass sie, wenn es wirklich keine Aussicht auf Besserung gibt, eine Wiederbelebung verweigert. Sie fand das unnatürlich, wenn ein Mensch sterben soll, dann muss er das auch, hat sie immer gesagt. Aber ich wette- ich wette sie hätte niemals damit gerechnet, dass sie so -" Er beendete seinen Satz nicht. "Niemand hätte das vermutet, Manu. Aber wir können es nicht ändern. Jetzt müsst ihr einfach an die schönen Zeiten denken, die ihr schon erlebt hat." "Aber ich will etwas daran ändern!" Beruhigend streichelte ich ihm wieder den Rücken, weil er erneut angefangen hatte zu zittern. "Ich wünschte, ich hätte mich richtig verabschiedet", flüsterte er dumpf. "Oder hätte mehr Zeit mit ihr verbracht. Aber jetzt ist es vorbei" "Ihr werdet euch wiedersehen" "Denkst du wirklich?" Sein Gesichtsausdruck war zweifelnd. "Sicher, irgendwann seht ihr euch wieder und könnte unendlich viel Zeit miteinander verbringen" "Selbst wenn, das dauert doch noch, bis ich tot bin." "Vielleicht. Aber deine restliche Lebenszeit kannst du auch so noch nutzen. Gib nicht auf, Manu, okay?" "Okay.", murmelte er und lächelte mit leicht verschleierten Augen schief. Dann küsste er mich. Lange und intensiv, klammerte sich an mir fest und suchte Schutz. Ich nahm ihn wieder in den Arm, ohne den Kuss zu lösen und legte eine Hand in seinen Nacken. Wie sehr ich mich nach seinen weichen, vollen Lippen gesehnt hatte. Seine Lippen, die sich mit meinen im Einklang befanden, sich rhythmisch gegeneinander bewegten und meine Brust zum Wachsen brachten.
Als wir den Kuss beendeten, fehlte mir sogleich das Gefühl, das eben noch meinen Körper erfüllt hatte.
"Was machen wir jetzt?", fragte Manu und schaute mich süß. Wenn wir nicht in dieser Situation gewesen wären, hätte ich sofort unanständige Dinge vorgeschlagen, aber der Gedanke an Julias immer schwächer werdenden Körper, erinnerte mich, wo und warum wir dort waren. Ich zuckte daraufhin nur ratlos mit den Schultern.
"Ich will da nicht wieder rein", murmelte Manuel leise mit Blick auf die Tür. Aber bevor ich etwas vorschlagen konnte, wurde sie geöffnet. Heraus trat einer der Brüder. Als Manu ein leises "Tobi" wimmerte, war mir auch klar, wer es war. Während die zwei sich umarmten, betrachtete ich ihn genauer. Er sah von allen dreien Manu am ähnlichsten. Er hatte genau die gleiche Haarfarbe, auch grüne Augen, wenn auch blassere und die gleichen Lippen. Ich wusste von ihm, dass er das einzige der fünf Kinder war, das keine Blutsgeschwister hatte, trotzdem war die Verwandtschaft von ihm und Tobi unübersehbar. Auch hatte ich von Manu erfahren, dass er nach Julia mit Tobi das engste und vertrauteste Verhältnis hatte.
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Endlos Telenovela...(#kürbistumor)
FanfictionAls Manu nach Köln fährt, um seine große Schwester zu besuchen, ahnt er nicht, dass er bald eine Unterkunft bei seinem Freund Paluten finden muss. Für Paluten schien sein Glück perfekt, denn er hatte schon eine Weile das Gefühl, nicht nur gute Freun...