Kapitel 79

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P.o.V. Paluten

Etwas überrasch war ich schon, als mich ein fremder Arzt im Gang angesprochen hatte. Wie jeden Tag war ich Julia besuchen gegangen, in der Hoffnung, dass sie wieder aufwachen würde oder, dass ich Manuel sah. Weder das eine, noch das andere war passiert. Leider. Die Sorge um Julia und die Sehnsucht nach Manu brachten mich um. Wie gewohnt ging ich meiner Arbeit nach, konnte aber immer noch nichts richtig machen, ohne die ganze Zeit an Manu erinnert zu werden.

Eben jener wurde von diesem Arzt mir gegenüber angesprochen und sofort hatte er mein Interesse geweckt. Anscheinend besuchte Manuel Julia auch jeden Tag, nur früher. So hatte er mich gestern gefragt, ob ich einen Mann mit langen, braunen Haare kennen würde, weil wir immer zur gleiche Patientin  kommen würden. Er machte sich Sorgen um diesem jungen Mann, so  hatte er gesagt. Mit dem Versprechen, heute schon am Vormittag zu kommen, hatte ich mich verabschiedet.

Wie angekündigt, stand ich heute bereits um zehn Uhr auf der Matte, um Manu zu sehen. Mein Magen machte beim Gedanken an diesen nervöse, aber auch freudige Luftsprünge. Trotzdem besorgte mich die Aussage des Arztes. Ging es ihm gesundheitlich nicht gut oder war er einfach wegen der Situation fertig? Ich tippte ja auf Zweiteres, aber womit ich letztendlich konfrontiert wurde, hätte ich nicht gerechnet.

Ich erschrak, als ich Julias Zimmer betrat, aber nicht wegen ihr, sondern wegen des Anblicks eines jungen Manne, den ich erst auf den zweiten Blick erkannte. Ein unrasierter, ungepflegter Manu starrte mir aus weit aufgerissenen, fast irre wirkenden Augen entgegen.

Wortlos verschwand der Arzt neben mir aus dem Zimmer und ließ mich mit Manu alleine. Eine unangenehme Stille füllte den Raum, bis er aus heiterem Himmel anfing, laut zu schluchzten und stark zu zittern. Er sank vom Stuhl auf den Boden, die Hand seiner Schwester immer noch fest umklammert. Dieser Anblick war so herzzerreißend, dass mir heiße Tränen in die Augen traten. Mit schnellen Schritten ging ich auf ihn zu, doch bevor ich ihn in den Arm nehmen konnte, sprang er auf und flüchtete. Mit dem Rücken drängte er sich an die Wand, Tränen liefen seine Wangen hinunter. Hysterisch schluchzend sank er wieder zu Boden, doch als ich mich ihm erneut nähern wollte, floh er aus der Türe und rannte den Gang hinunter. Verwirrt, aber auch über alle Maßen besorgt rannte ich ihm hinterher, weil es mir in der Situation zwar nicht am sinnvollsten, aber am besten für mein Gewissen schien.

Er sprintete in eine komplett andere Richtung als meine Wohnung lag, weswegen ich mich hier nicht mehr so gut auskannte. Immer wieder drehte er sich paranoid zu mir um, doch ich blieb weiterhin dicht hinter ihm. Bald wurde er langsamer und auch meine Ausdauer ließ nach, weswegen ich ganz froh war, als er vor einem kleinen Haus zu stehen blieb und schnell aufschloss. Bevor er es schaffte, die Türe hinter sich zuzuschlagen, stellte ich meinen Fuß dazwischen. Schmerz zog sich durch diesen, als der Schwung auf ihn traf, aber ich biss die Zähne zusammen und drückte diese wieder auf. Gegen einen Manuel kam ich körperlich zumindest an und so stand ich neben ihm in einem Hausflur.

Keuchend versuchten wir zu Atem zu kommen. Das Wegrennen hatte er wohl aufgegeben, denn er bewegte sich keinen Zentimeter mehr von der Stelle. "Können wir reden, bitte? Manuel?", fragte ich immer noch außer Atem. Mit einer kurzen Kopfbewegung deutete er mir an, dass ich ihm folgen sollte und er führte mich in eine kleine Wohnung, in der wir uns im Eingangsbereich auf den Boden setzten.

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Danke, dass ihr so fckn' süß seid <333

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt