Kapitel 108

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P.o.v. Paluten

"Tadaaaaa!", mit einem schwungvollen Schritt trat Manu zur Seite und eröffnete mir somit quasi sein Reich, das ich heute zum ersten Mal sehen durfte.

Die letzten zwei Wochen hatten wir noch in Köln verbracht, er war die meiste Zeit bei mir gewesen. Außer, wenn er schlief oder aufnahm. Essen war zu voll mit Erinnerungen, hatte er mir als Begründung genannt, warum er noch nicht in seine Wohnung wollte. Jetzt aber, nachdem er seine kleine Wohnung gekündigt und vor zwei Tagen schon hier angekommen war, hatte er mich gerade vom Bahnhof abgeholt und wir wollten die nächste Woche bei ihm verbringen. Wie es danach weiterging, wussten wir beide nicht, es würde aber wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass ich nach Köln zurückmusste, denn meine Vorproduktion war auch nur beschränkt und außerdem war Köln meine Heimat. Naja, meine zweite Heimat nach Hamburg, der schönsten Stadt der Welt, wenn es nach mir ging.

"Alsoooo", gab Manuel gedehnt von sich, "hier befindet sich der Flur" er deutete mit übertriebenen Handbewegungen um sich. Ich grinste. Er war zum Glück nach wenigen Tagen die meiste Zeit der alte, fröhliche Manu, wie man ihn kannte. Ich konnte nicht in Wort fassen, wie erleichtert ich darüber war. "Du bist so ein Spinner, Mänjuel..", murmelte ich. Er schien es doch zu verstehen, denn er kam auf mich zu und drückte mir kurz einen Kuss auf die Wange. "Ja, aber dein persönlicher Spinner" "Da muss ich dir ausnahmsweise mal Recht geben", erwiderte ich gespielt wichtigtuerisch. "Wer ist jetzt hier der Spinner? Ich hab immer Recht!" Empört schaute er mir kurz in die Augen, ich sah, wie er versuchte nicht zu lachen, seine Wange zuckte verräterisch, doch er schaute an mir vorbei an die Wand. 'Cheater', dachte ich und fing an, ihn in die Seiten zu zwicken. "Vergiss es, ich bin nicht kitzelig, keine Chance", lehnte er ab und tatsächlich. Ich konnte so viel ich wollte versuchen, er verzog keine Miene. Höchstens ein überlegenes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. "zumindest nicht da" "wo dann?", fragte ich neugierig, ich wollte unbedingt seine Schwachstelle wissen. "Als ob ich dir das verrate, das wäre ja komplett blöd" "och, menno", schmollte ich und verzog den Mund. Ich hörte ihn leicht quietschen. "Du bist so süß, wenn du so ein Gesicht machst" Grimmig schaute ich ihn an. "Ich. Bin. Nicht. Süß." "Doch." "Nein." "Doch!" "Nein!" Er musste lachen. "Okay, du bist nicht süß" "Geht doch", brummte ich beleidigt. "Nur super ober niedlich", gab er in seiner besonderen Stimme zurück. Ungläubig schaute ich ihn an, danach konnte ich mich nicht mehr halten.

Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis wir uns wieder beruhigt hatten. Er führte mich von Raum zu Raum, immer bedacht, dass er mir genug Zeit ließ, alles anzuschauen. "Warum ist es bei dir so unfassbar ordentlich, Mänjuel?" "Ähm, ich räume auf?" "Mach ich doch auch, bei mir schaut's trotzdem immer aus wie im Schweinestall." "Ne, wie bei Hempels unterm Sofa." Er war gut drauf, das merkte man.

Nachdem ich sein recht helles Wohnzimmer gesehen hatte, dessen Einrichtung schlicht und edel war, kam mir sein Aufnahmezimmer um einiges düsterer vor. An der Wand gegenüber standen auf einem recht großem Schreibtisch drei Monitore, auf einem war noch Minecraft gestartet, seine In-Ears und seine Maus auf einem Dunkelgrauen Mauspad.

In einem kleinen Regal standen -ähnlich wie bei mir- seine Konsolen, allerdings waren sie mit praktischen HDMI-Anschlüssen ausgestattet. Die passende Fernbedienung lag auch auf dem Regal. In einem kleinen Schrank, dessen Tür leicht offen stand, konnte ich seine blau-schwarz Strickjacke erkennen. An der Wand neben seinem PC standen graue, leicht rau wirkende Trennwände, etwa so groß wie ich. "Für was sind die?", fragte ich verwirrt. Ich konnte mir nicht vorstellen, für was das sein sollte. "Zum Aufnehmen. Wenn ich die Wände um meinen Stuhl aufstelle, ist der Sound noch besser. Ich hab die mir ursprünglich wegen der Maschine geholt, damit man die nicht so krass hören kann. Jetzt benutze ich sie immer noch, weil einfach überhaupt keine Störgeräusche mehr zu hören sind" Er klang stolz. Ich küsste ihn sanft. Leicht lächelnd schaute er mir in die Augen. Ich musste ein bisschen nach oben schauen, um es ihm gleich tun zu können.

Er nahm meine Hand. "Komm, wir müssen noch in mein Schlafzimmer" Ich konnte mir ein dreckiges Lächeln nicht verkneifen. Ihm war die Zweideutigkeit wahrscheinlich eher weniger bewusst, denn er schritt mit mir im Schlepptau in das letzte Zimmer, das ich noch nicht gesehen hatte.

Es war -wie alles in seiner Wohnung bisher- Recht farbneutral eingerichtet. Der graue, weiche Teppichboden, der mir schon in Wohnzimmer und Aufnahmezimmer aufgefallen war, erstreckte sich bis hier. Das einzige Fenster in dem Raum war groß und mit blassblauen, leicht durchsichtigen Vorhängen behangen. Sein Kleiderschrank war auch recht groß und hatte einen Ganzkörperspiegel in der Mitte. Ein kleines Bücherregal stand direkt neben der Tür. Das Bett aber war der Hammer. Es war ein französisches Doppelbett, also nicht so groß wie ein normales, sondern etwas schmäler. Es hatte cremefarbene Bettwäsche aufgezogen und mehrere Kissen am Bettende. Die Matratze schien sehr weich und alles lud dazu ein sich da hineinzuwerfen. Ich warf Manu einen Blick zu, den er erwiderte. Fragend zog ich die Augenbrauen nach oben und wartete auf seine Reaktion. Verstand er, was ich von ihm wollte?

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt