Kapitel 17

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P.o.V. Paluten

Nachdem ich heute Morgen recht spät aufgestanden war, hatte ich mir ein kleines Frühstück aus dem letzten, schon leicht hart gewordenem Brot, das ich vor einer halben Woche gekauft hatte, gemacht und mich danach ein bisschen auf Social Media herumgetrieben. Ein paar Tweets meiner Zuschauer geliked und ein Bild auf Instagram geposted. Heute war ein typischer Faulenzertag, an dem man nichts vorhatte und zu unmotiviert war, um hinauszugehen. Dementsprechend überrascht war ich, als es an der Tür klingelte. "Wird wohl der Postbote sein...", dachte ich, als ich mich mit einem kleinen Stöhnen aus meinem Bett erhob und langsam Richtung Tür bewegte.

Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, wer dort auf mich warten würde, wäre ich nicht annähernd so gelassen gewesen. Denn als ich die Tür öffnete, stand eine Person vor mir, die man sonst nur hinter einem Bildschirm, doch niemals in echt sah. Geschockt sah ich sie an. Mein Gesicht musste gerade so dumm aussehen, doch das war mir so egal. Sprachlos schaute ich mein Gegenüber an. Als auch dieser nichts sagte, zwang ich mich den Mund aufzumachen. "Manu? Bist du das echt?" Immerhin bestand noch die Gefahr, dass es sich nur um einen Zuschauer handelt, der mir einem Streich spielen wollte. Doch als von ihm ein gedämpftes "Der einzig wahre, meine Schmalette..."kam, war ich mir tausendprozentig sicher. Er war es. Diese Stimme würde ich unter tausenden erkennen.  Mein Manu... 

Noch völlig mit der Situation überfordert, bat ich ihn leicht stotternd hinein. Scheinbar interessiert schaute er sich meinen Flur an. Ich dankte dem guten Geist, der mich dazu gebracht hatte, aufzuräumen. Andernfalls wäre dieser unerwartete Besuch wohl ziemlich unangenehm gewesen.

 Ich ging voraus in mein improvisiertes  Wohnzimmer und drehte mich in der Tür nochmal kurz um, um zu sehen, ob er noch hinter mir war. Seine plötzliche Nähe, die ich verspürte, als ich mich ihm zuwendete, durchströmte mich und mein Herzschlag nahm um ein vielfaches zu. Er stand direkt hinter mir und ich musste leicht nach oben schauen, um in sein Gesicht zu sehen.

Einige Sekunden standen wir nur da und sahen uns an. Es war irgendwie magisch. Ich konnte mich nicht rühren und ich hatte das Gefühl, dass er meinen unregelmäßigen Atem bemerken müsste. Auch, wenn es ein bisschen wehtat, riss ich diesen Faden, der uns bis gerade eben noch verbunden hatte und trat einen Schritt zurück. Ich sah, wie er leicht den Kopf schüttelte und seine Haare dabei in sein Gesicht flogen.

"Setzten wir uns am besten auf's Sofa...", murmelte ich leise. Obwohl ich ihn als einen meiner besten Freunde bezeichnen würde, fühlte ich mich leicht um Worte verlegen. Immerhin stand er mir nun richtig gegenüber und sprach mit mir, nicht nur aus meinem Computer. Von der Tatsache, dass ich einen kleinen Crush auf ihn hatte, mal abgesehen.

Langsam ließen wir uns auf der Couch nieder. Meine Nervosität nahm aber nicht ab, sondern zu, als er so nahe bei mir saß. Unwohl knetete ich meine Hände und versuchte, ihn nicht anzustarren.

 Ich nahm meinen Mut zusammen und hoffte einfach, dass diese nicht vorhandene Gesprächigkeit nur eine kleine Mauer der Schüchternheit war, die wir nach einer Weile zerbrechen würde. "Was machst du hier?". Alleine diese wenigen Worte, waren eine Überwindung gewesen.

Ich wartete auf seine Antwort, doch sie kam nicht. Als ich ihn mit besorgt zusammengezogenen Augenbrauen ansah, räusperte er sich kurz. "Das ist eine etwas längere Geschichte...". Seine Stimme klang gedämpft und war kaum verständlich, so leise war sie. Herausfordernd schaute ich ihn an. "Ich habe Zeit!" Als er leise lachte, fiel ein Teil der Unbehaglichkeit von mir ab und ich merkte, wie sich die Situation entspannte. Er holte hörbar Luft und setzte zum Sprechen an.   

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt