Kapitel 56

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POV. paluten

Vor ihrer Zimmertüre angekommen, drückte er die Türe zögerlich hinunter und betrat den Raum. Ich konnte nachvollziehen, wie aufgeregt er, schließlich machte ich mir jetzt schon große Sorgen um sie und das, obwohl ich gerade einmal eine halbe Stunde mit ihr verbracht hatte. Das ganze mit mindestens zehn, 365 und 25 1/2 multipliziert und man hatte sein Sorgenlevel erreicht. Drinnen stellte ich die Vase auf ihren Nachttisch, die Einkäufe an die Wand und ging wieder zu Manu. Julia schien zu schlafen, aber als wir uns auf den Weg zur Tür raus machten, grummelte sie leise:  "Ich bin doch schon wach, bleibt hier" Ich kicherte leise und ging mit Manu im Gänsemarsch zurück.

Während die zwei sich unterhielten und Manu von der Autofahrt, dem Unfall und noch einigem mehr berichtete, überlegte ich still daneben, wie ich die Möglichkeit bekam, alleine mit Julia zu reden. Ich hatte den Beschluss gefasst, dass ich, wenn ich wirklich mit dem Gedanken spielte, Manu über meine Gefühle aufzuklären, am sinnvollsten zuerst mit seiner Schwester zu sprechen. Erstens kannte sie ihn am längsten und zweitens hatte ich bei ihr die größte Chance, Informationen über Manu und sein Liebesleben zu bekommen. Wenn ich mit jemandem sprechen sollte, dann auf jeden Fall zuerst mit ihr. Entschlossen ging ich zum Bett und wollte einfach fragen, ob ich mich kurz mit Julia unterhalten dürfte. So unter vier Augen. Doch wie auch beim letzten Mal war sie es, die Manu rausschickte, bevor ich überhaupt den Mund aufmachen konnte. Er ging mit ausdrucksloser Miene widerstandslos hinaus und schloss die Türe hinter sich.

"Also: wo genau drückt der Schuh?", fragte sie und schaute mich besorgt an. Ich räusperte mich kurz. Irgendwie machte mich die ganze Situation verlegen, sehr verlegen. Immerhin hatte ich vor die Schwester meines Angebeteten über seine Gefühle und meine Chancen bei ihm ausquetschen. Ich hustete leicht, um meine Unsicherheit zu überspielen. "Ja..?", harkte sie nach. "Also... ich hab... beschlossen, dass ich ihn aufklären will". Sie lachte und ich ergänzte schnell: "über meine Gefühle aufklären, denk an nichts falsches!" Sie lachte wieder und sah mich nachdenklich an. "Ich will die keine großen Hoffnungen machen, aber ich kann dir sagen, dass du vielleicht mit unerwiderter Liebe dann leben musst. Es wäre vielleicht so schlimm, als hättest du es ihm nicht gesagt, aber ich rate dir sogar, das zu tun weil er denn seine Augen mal öffnet, dass nichts schlimm daran ist, auf Männer zu stehen." "Ich stehe nicht nur auf Männer!", beschwerte ich mich. "Ist ja im Endeffekt egal. Hauptsache, du fühlst dich wohl dabei." "Kannst du mir vielleicht sagen, warum er so... abgeneigt von dem Gedanken ist, auf das eigene Geschlecht zu stehen?", fragte ich und hoffte auf irgendwas, was mir helfen konnte. Sie sah kurz bedrückt aus, dann sprach sie: "Naja.. Ich hatte in der Pubertät einige Probleme in meiner Selbstfindungsphase. Ich habe eines Tages ein Mädchen nach Hause gebracht, von dem ich gegenüber unseren Eltern behauptet hätte, dass es meine feste Freundin sei, weil wir zu dem Zeitpunkt rumgemacht und miteinander geschlafen hatten. Unsere Eltern waren... wie soll ich das sagen... eher abgeneigt davon. Um nicht sagen zu müssen, dass sie es ekelhaft fanden und ich in meinem Leben noch nie auf so viel Intoleranz gestoßen bin. Arrangiert haben sie sich damit nie richtig und als ich mich nach drei Monaten von ihr getrennt hatte und geschworen hatte, absolut hetero zu sein, haben sie wieder angefangen, mit mir zu reden. In der Zeit war Weihnachten, unnötig zu erwähnen, dass ich keine Geschenke bekommen hatte, ich durfte nicht zum Essen mit der Familie und auch nicht zu sonstigen Feierlichkeiten. Das einzig gute daran war vielleicht, dass ich nicht in die Kirche musste." Sprachlos schaute ich sie an und war einfach nur über alle Maße schockiert, was Eltern ihren Kinder antuen konnten. "Wie alt warst du da?" "Fünfzehn. Manu war zu dem Zeitpunkt drei und hat natürlich alles mitbekommen. Seither ist er... so. Er ist in manchen Dingen einfach unglaublich stur und das ist eines davon. Wie gesagt, er wird es wahrscheinlich akzeptieren, aber ob daraus etwas wird, kann ich dir nicht sagen."

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt