Kapitel 98

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P.o.V. Germanletsplay

Nachdem der Zug abgefahren war, schauten Paluten und ich uns ratlos an. "Was machen wir jetzt?", sprach er genau das aus, was mir durch den Kopf geisterte. "Keine Ahnung", antwortete ich wahrheitsgemäß.

Er schien kurz zu überlegen. "Wie wär's, wenn wir einfach zu mir gehen?" Die Zweideutigkeit in diesem Satz versuchte ich krampfhalt zu ignorieren. "Ich dachte wir wollten es langsam angehen lassen", scherzte ich, meinte es aber trotzdem irgendwo ernst. Errötend stotterte er: "Äh, ja klar. Du kannst ja auch einfach zu dir gehen oder wir nehmen ein Video auf, wenn du magst auch nicht mit mir und-" Ich lachte. "Ist schon okay, Palle. Lass uns zu dir" "Ähm, okay gut."

Der Rest des Weges verlief in peinlichem Schweigen. Wir beide wussten irgendwie nicht, was zu sagen war. Er offensichtlich verlegen wegen der Situation gerade und ich, weil... keine Ahnung. Ich war einfach super nervös, immerhin wollte ich ihm nicht wehtun, aber wusste nicht, wie weit ich meine Comfort Zone dehnen konnte. 

Der Kuss war zwar einerseits wunderschön gewesen, aber es war wieder dieses Gefühl in meiner Brust, das einfach nur verlangte, dass ich mich lösen sollte und das nächste Weib knutschen. Aber ich hatte für mich beschlossen, dass ich es auch für ihn machen wollte. Er hatte so vieles wegen mir erleiden müssen, da wollte ich ihm nicht auch noch sagen, dass ich irgendwie noch nicht bereit dafür war. Am liebsten hätte ich einfach sofort eine Beziehung mit ihm angefangen, in der wir uns küssen konnten, wann wir wollten, aber ich hatte Angst, Angst, dass mein Hirn wieder dagegen war und es mich sperrte. Ich wollte ihn wirklich einfach nicht verletzten. Da war doch einfach das, was wir jetzt hatten, beziehungsweise haben wollten doch viel sinnvoller. Ich hatte Zeit, alle Zeit der Welt, um mich einfach an das 'schwulsein' zu gewöhnen und an die Tatsache, dass ich in Paluten verliebt war und er hatte trotzdem etwas von mir. Auf gewisse Weise eben. Irgendwie.

Bei ihm zuhause angekommen, setzten wir uns auf die Couch und schwiegen uns wieder an. Schließlich ergriff er das Wort: "Wie geht es eigentlich Julia? Ich bin in den letzten Tagen nicht dazu gekommen, sie zu besuchen." Sofort sank meine Laune. Er hatte genau das Thema angeschnitten, das ich eigentlich um jeden Preis vermeiden wollte. "Schlechter.", erwiderte ich knapp, wollte nicht weinen. Schnell rutschte er zu mir, nahm mich in den Arm. Das bedrückende Gefühl in meiner Brust ignorierend kuschelte ich mich näher an ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Ich genoss das Gefühl von seiner Hand, die durch meine langen Haare stich und meinen Nacken streichelte. Es lenkte mich von der gewaltigen Trauer in meinem Inneren ab, die gerade wieder hochgeschäumt war und schenkte mir ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch und an den Stellen, zehn Mal heftiger als bei Zombey.

Entspannt seufzte ich, lehnte aber meinen Kopf seitlich an seine Schulter und schaute zu ihm hoch. In seinen Augen lag so viel Liebe und Zärtlichkeit, dass mir heiß wurde und mein Herz anfing schneller zu klopfen. Leicht lächelte er und ich musste einfach erwidern. Er strich mit seinen Finger über meine Wange und beugte sich zu mir herunter. Kurz vor meinem Gesicht stoppte er und wartete.

Kurz überlegte ich, dann verband ich unsere Lippen. Zwar nur für eine Millisekunde, aber es reichte, um irgendwas in meinem Brustkorb zu verengen.

Innerlich kochte ich vor Wut. Auf mich selbst. Warum konnte ich nicht gut für ihn sein? "Manu? Alles okay?", fragte Palle, der wahrscheinlich die Änderung meines Gesichtsausdruck bemerkt hatte. Rasch nickte ich. Er lächelte wieder. Ich lächelte zurück.

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt