Erschöpft saß ich in der Ecke auf einem Stuhl, der für Besucher gedacht war und beobachtete Julia, während sich ihre Brust regelmäßig hob und senkte. Allein der Gedanke, dass dieses Atmen aufhören könnte, verursachte mir Magenschmerzen und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Der Arzt hatte mich aufgeklärt. Das Gespräch erzog sich über eine halbe Stunde, in der er mir Risiken und Chancen erklärte und mir eröffnete, dass Julia eine relativ geringe Wahrscheinlichkeit des Überlebens hatte. Die Therapie, die sie mit ihr machen wollten, hatten sie zu spät angesetzt und auf den verzögerte Beginn hatte Julias Körper nicht positiv reagiert. "Alles liegt jetzt an ihr, sie muss es aus eigener Kraft schaffen. Aber sie war stark und hatte sich gut von dem Unfall erholt, sodass sie es vielleicht doch noch schaffen könnte" So hatte es mir Herr Feldmann gesagt. An diesem 'könnte' klammerte ich mich fest und versuchte nicht die Hoffnung zu verlieren, denn ich wusste: ich würde in ein Loch fallen, wenn ich mich auf ihren Tod einstellte. Außerdem wollte ich die Hoffnung noch nicht aufgeben, noch war nichts verloren.
Vorsichtig begab ich mich zu ihrem Krankenbett und ließ mich darauf sinken. Behutsam streichelte ich ihre Wange und ihre Hand, die an unzählige Geräte,die in regelmäßigen Abständen piepsten, angeschlossen war.
Meine Gedanken kreisten und fanden kein Ziel. Was war das Leben bitte schön? Mein Leben? Bisher waren fünfundzwanzig Jahre an mir vorbeigezogen, es kam mir vor wie ein Wimpernschlag. Wenn ich Glück hatte war jetzt vielleicht erst ein Drittel oder auch erst ein Viertel vorbei, aber niemand konnte bestreiten: das Leben war scheiße nochmal vergänglich. Jede Sekunde könntest du sterben, einfach aufhören zu atmen, überfahren werden, ersticken oder umgebracht werden. Vielleicht würde es enden, obwohl es noch nicht einmal richtig begonnen hatte. Obwohl ich es nicht einmal richtig begonnen hatte. Ich meine, Julia war erst dreißig, sie könnte noch so viel anfangen. Heiraten, Kinder bekommen eine großartige Karriere machen. Alles!
Ich hatte mir nie Pläne für die Zukunft gemacht, aber ich wollte immer viel mit meinem Leben anfangen und erleben. Was, wenn es morgen einfach vorbei war? Einfach so? Wenn ich tot wäre? Was, wenn es weh tat?
Mein Gedankengang wurde je unterbrochen, als eine Schwester ins Zimmer kam, die Julia reinigen musste. Betrübt verließ ich den Raum und schlurfte durch die Straßen zurück zu meiner Wohnung.
Ich lenkte mich ab, indem ich überlegte, wie und wo ich Kabel hinlegen könnte, wo meinen Schreibtisch hinstellen.. Was mir erst dann auffiel war, dass ich keine Möglichkeit hatte, ein Bett herzuholen. In das Auto meines Bruders, der sich tatsächlich bereit erklärt hatte, meine Sachen rüberzufahren, würde es nicht reinpassen und ein neues zu kaufen, fand ich unnötig. Das war wohl ein Problem, das ich schnell lösen musste, weshalb ich erst nach günstigen Bettgestellen, dann nach Luftmatratzen googlete, die mir nach einer Weile eine sinnvollere Alternative schienen.
Schlussendlich bestellte ich eine, die in zwei Tagen ankommen würde und einigermaßen fair preislich gesehen (WTF?) war.
Nachdem auch das erledigt war, packte ich die paar Sachen, die ich mitgenommen hatte, zusammen und fuhr mit dem Zug zurück, um alles, was ich brauchen würde in Pappkartons und Taschen einzupacken. Dann konnte der 'Umzug' doch starten, oder?_______________________________________________________________________________________________
Verschwitzte Grüße aus Rom👋
und
Danke für über 4k reads 💛😱
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Endlos Telenovela...(#kürbistumor)
FanfictionAls Manu nach Köln fährt, um seine große Schwester zu besuchen, ahnt er nicht, dass er bald eine Unterkunft bei seinem Freund Paluten finden muss. Für Paluten schien sein Glück perfekt, denn er hatte schon eine Weile das Gefühl, nicht nur gute Freun...