Kapitel 116

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"Oh, Gott, Palle..", jammerte ich, "ich glaub ich schaff das nicht.." Er verdrehte kopfschüttelnd die Augen und erwiderte mit leicht spöttischem Unterton in der Stimme: "weil ja auch so viel schief gehen kann.. och, Manu.. das schaffst du schon. Es sind nur meine Eltern, keine bösartigen, unbezwingbaren Kreaturen" "ja, haha. Mach dich nur über mich lustig. Aber weißt du, wie unfassbar aufgeregt ich bin?" Zum Beweis hielt ich meine Hand nach oben, die einfach nicht mehr aufhören wollte zu zittern, seit wir den Zug verlassen hatten.
Liebevoll ergriff er sie, küsste leicht meinen Handrücken und legte sie sich auf sein Herz. Seinen verschnellerten Herzschlag spürte ich kaum durch unsere dicken Pullis, doch er schien mir wohl auf diese Weise mitteilen zu wollen, dass er auch aufgeregt war. "Schau, Manu. Ich bin auch nervös. Ich meine, wer wäre das nicht? Aber ich kann dir wirklich sagen, dass meine Eltern wirklich cool mit dem Thema und generell eigentlich mit allem sind. Hauptsache du fängst am Tisch nicht an mit meinem Vater über Fußball zu reden. Da bist du schnell nen Kopf kürzer." " Beruhigend.. sonst noch irgendwelche Themen, die ich nicht ansprechen sollte?" "Nein, ich glaub das war's.. aber du wirst mit der Frage rechnen müssen, dass mein Vater fragt, ob du Fußball schaust." Leichte Panik machte sich in mir breit "Palle, ich schau kein Fußball.. was soll ich sagen?!" "Ähm, die Wahrheit?" Zwar legte sich die Panik kein Stück, allerdings gab es für mich jetzt einen neuen Grund für noch mehr Panik. "Wir sind da" "ahhhhhh", schrie ich gepresst und zerquetschte Palutens Arm unsanft. "Hey.. du schaffst das, ja? Wir schaffen das." Mit den Worten hab er mir einen kurzen Kuss auf den Mund, eröffnete mir Einsicht in alles, was ich jetzt so unendlich viel lieber gemacht hätte.
Patrick klingelte. Oh Gott, ich könnte sterben vor Nervosität..
Eine gut genährte Dame im mittleren Alter öffnete uns die Türe. An ihrem strahlenden, herzlichen Lächeln mit dem sie uns bedachte, konnte ich abschätzen, dass sie wohl Palles Mutter war. "Patrick, Schatz", sagte sich sanft und zog ihn in eine Umarmung. "Hallo, Mama.."
Ich fühlte mich leicht fehl am Platz und starrte unsicher und unbehaglich in der Gegend herum. "Und du bist der Manuel", stellte sie fest. "Ja, genau" Ich lächelte unsicher. "Freut mich, dass du da bist, Patrick hat schon viel erzählt" und umarmte mich auch kurz vorsichtig.
"Kommt doch rein, ich hab gekocht, ich hoffe es reicht für uns alle." "Hm.. Mama, da wäre ich nicht so sicher. Du siehst Manu ja an, dass er unglaublich viel isst." "Ja, haha. Verwechselst du mich nicht mit irgendjemandem? Ich war's ja nicht der gestern meine zweite Pizzahälfte zu meiner eigenen noch dazugegessen hab", konterte ich mit hochgezogener Augenbraue. Palles Mutter lachte und schob uns ins Esszimmer, an dessen gedeckten Tisch Patricks Vater saß und gerade die letzten Servietten zurechtzupfte. "Hallo Papa", machte Patrick auf uns aufmerksam. "Paddy, schön dich zu sehen!" Er umarmte Paluten feste und klopfte ihm beinahe brüderlich auf den Rücken. Mir gab er mit einem festen Druck die Hand und stellte sich als Stephan vor. "Manuel", sagte ich ebenso knapp, aber mit dem gleichen höflichen Lächeln.
"Ach ja, ich bin Paula", rief Patricks Mutter im Vorbeigehen mit einer Salatschüssel in der Hand. "Kann ich irgendwie helfen?" fragte ich höflich, während Palle sich im Hintergrund mit seinem Vater über das letzte Länderspiel unterhielt, wobei ich eh nicht mitreden konnte. "Im Moment eigentlich nicht wirklich, aber ich wäre sehr entzückt, wenn du mir den Salatvorleger aus der Küche holen könntest, ich muss Platz auf dem Tisch schaffen" "Alles klar, ich hole ihn"
In der Küche, die zum Glück nur eine Türe weiter war, fand ich das Besteck sehr schnell auf der Arbeitsplatte und wollte mich gerade auf den Rückweg machen, als mit der Braten im Ofen auffiel. Der köstliche Geruch schlug auf meinen leeren Magen und ich könnte schwören es riss eine Hand an mir vor Hunger. "Männer und Fußball" mit diesen Worten betrat Paula die Küche, schüttelte den Kopf und sah mich an. "Auch nicht so deines, oder?" Ich nickte. "Ne, das interessiert mich ungefähr so viel wie wenn in China ein Sack Reis umfällt" Sie lachte herzlich und blickte mich noch einen Moment abschätzend an. Danach befand sie mich wohl als gut und lächelte warm. "Du kannst mir noch helfen, wenn du mir schnell als weitere zwei Hände an die Bratenschüssel gehst, ja? Ich hole ihn aus dem Ofen, du schnappt dir das Küchentuch und hilfst mir dann das ganze rüber zu tragen?" "Geht klar, soll ich die Soße vorher noch rübertragen, dann haben wir hinterher kein Platzproblem und müssen die schwere Schüssel nicht herumschieben" "Gute Idee! Warte, ich bin gleich wieder da" sie schnappte sich den Topf mit der Sauce und verließ im Eiltempo die Küche richtig Esszimmer. Lächelnd sah ich ihr nach. Also in dem Falle hätte ich mir wirklich keine Sorgen machen müssen.

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Hach, nette Mutter hat Palle da..
(Warum lief das Gespräch mit den Eltern meiner Freundin so viel beschissener eigentlich, dat is nicht fair!)

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt