Kapitel 96

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P.o.V. Paluten

Geschockt rührte ich mich nicht. Mein Körper schüttete sich in einem erneuten Schluchzen, aber der Laut wurde von seinen Lippen geschluckt. Das war ein Traum, das musste ein Traum sein. 

Manuel küsste mich, der Manuel küsste mich. Der, wegen dem ich in den letzten Tagen untätig und unfassbar traurig in meinem Bett gelegen hatte, der, wegen dem ich geweint und gelacht hatte, wegen dem ich verzweifelt war, der mich an meinem Lebenssinn zweifeln ließ, an meiner Persönlichkeit, an allem. Und trotzdem war ich nicht böse. Ich liebte ihn immer noch genau gleich, wenn nicht sogar mehr.

So nah wie noch nie spürte ich seinen Körper bei mir, seine schmalen Schultern, seine feingliedrigen Hände, die auf meinem Oberschenkel lagen, seine Lippen auf meinen.

Dann riss ich mich aus der Starre und erwiderte die unendlich liebevolle Lippenbewegung, die mein Herz flattern ließ. Sein sanftes Streicheln meines Knies, seine andere Hand immer noch an meinem Gesicht, ließen mich so gut fühlen, wie schon seit Wochen nicht mehr. All die Trauer, die Angst, die Selbstzweifel hatten sich in Luft aufgelöst und ich genoss den Moment.

Leicht atemlos löste wir uns und ich schaute ihn an. "Warum?", fragte ich ihn. Leicht verlegen starrte er auf den Boden. "I-Ich.. A- also mir ist klargeworden, dass... Man, Palle, ich bin so dumm!" Noch verwirrter zog ich die Augenbrauen zusammen, unterbrach ihn aber nicht. "Ich wollte einfach nicht einsehen, dass ich unrecht hatte! Ich bin schwul, ja, das hat mir Zombey klar gemacht. Und er meinte, dass ich- indichverliebtbin", sprudelte es aus ihm heraus. Unsicher, ob ich das richtig verstanden hatte, schüttelte ich den Kopf. Ich musste mich verhört haben. Manuel konnte mich doch nicht lieben, er war zu perfekt. So perfekt, dass es weh tat. Aber er hatte gesagt, dass er schwul war. hieß das wirklich, dass...

Er schien zu merken, dass ich ihn nicht verstanden hatte, denn er meinte hilflos: "Kann ich dir einfach zeigen?" Ich nickte leicht, nahm alles nur schemenhaft wahr.

Dann verband er wieder unsere Lippen. Erneut fing mein Herz an zu rasen, mein Bauch kribbelte unnormal. Ich schloss die Augen und erwiderte.

Mit kribbelten Lippen fragte ich wieder: "Warum?" "Weil... Ach, Palle, ich liebe dich, aber das ist alles so neu und-" Schnell unterbrach ich ihn, indem ich ihn wieder küsste. Er aber löste sich, sprach weiter: "Es ist so neu und ungewohnt, ich weiß einfach nicht, was ich denken soll! Auf einmal checke ich, dass ich in dich verliebt bin und jetzt bin ich hier. Das ist alles so verwirrend und ich fühle mich irgendwie nicht wohl, aber dann doch, weil du da bist und... ach, keine Ahnung-" Er brach ab. Nachdenklich sah ich ihn an. Einerseits war ich unfassbar glücklich, dass er das gleicht für mich empfand, aber ich wollte auch dass es ihm gut ging. Er schien so unschlüssig und unsicher, ich wollte, dass er sich wohlfühlte. Natürlich hatte ich nicht vergessen, was er für Erfahrungen mit seinen Eltern gemacht hatte, da war es verständlich, wie er sich fühlte.

"Wir können es langsam angehen, wenn du willst. Vorausgesetzt, du willst etwas von mir.", meinte ich am Schluss noch scherzhaft, aber trotzdem leicht besorgt. Manu schwieg erst nachdenklich, dann antwortete er langsam: "Ja, das können wir machen. Wollen wir vielleicht erstmal unsere Freundschaft weiterführen, aber mit.." "Mehr?", ergänzte ich und er nickte zustimmend. "Wenn du das willst, gerne. Ich habe so lange auf dich gewartet, da macht ein bisschen länger auch nichts aus." Er schaute schuldbewusst. Schnell fügte ich hinzu: "Aber das Warten hat sich ja gelohnt, mach dir bitte keinen Kopf. Du siehst glücklich einfach besser aus" Wie auf Kommando strich er sich seine inzwischen bis zur Brust reichenden Haare aus dem Gesicht, lächelte und bekam wie immer Grübchen. Seine grünen Augen glänzten wieder fröhlich und ein leichter roter Schimmer zog sich über eine Wangen. Ich grinste verliebt und seufzte. Er war einfach so perfekt..

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Es kommt immer ein neues Kapitel diesen Nachmittag online, wenn ich dran denke. Auf jeden Fall kommt bis Kapitel 100, so weit habe ich vorgeschrieben.

Mal ne Frage an die Leute, die ein Problem mit Lemons haben: Wenn sie an sich 'nur' küssen, würde es euch etwas ausmachen, wenn ich kein zusätzliches Kapitel schreibe? Den Aufwand wäre es mir nicht wert, wenn es im Endeffekt nichts bringen würde.

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt