Kapitel 95

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Der nächste Morgen lief leicht hektisch ab. Ich war so aufgeregt und hibbelig, dass ich kaum still sitzen konnte. Zombey meinte, es sähe süß aus, trotzdem wusste ich, dass es ihn stresste.

Er musste mir eine halbe Stunde lang halfen, Klamotten rauszusuchen und gleichzeitig seine Sachen wieder einpacken. Er würde heute Abend wieder fahren. Der Grund seines Besuchs in Köln war einfach, dass er einem Familienmitglied- seinem Onkel, einem Großbauern- helfen sollte, nicht der Norm entsprechende Kartoffeln in extra Säcke zu füllen. Dieser allerdings hatte spontan eine Supermarktkette gefunden, die ihm die Knollen abnahm. Somit war seine Großfamilie umsonst nach Köln gereist. Es war wohl so eine Art Familientradition gewesen, die sich jetzt wohl erledigt hatte. Den Unmut seiner Familienmitglieder konnte ich nachvollziehen, doch er war so fröhlich und gelassen wie eh und je.

Er hatte versprochen erst dann zu fahren, wenn ich glücklich mit Palle zusammen war. Die Warnung, die ich ihm gegenüber ausgesprochen hatte, dass das vielleiht mit Pech nie eintreffen würde, hatte er übergangen. Ein schnelles "Viel Erfolg!" rief er mir noch zu, bevor ich zügig aus der Wohnung ging. 

Die Aufregung hielt den ganzen Weg, aber je weiter ich kam, desto unsicherer wurde ich. Was, wenn er mich abwies? Was, wenn er nichts mehr von mir wissen wollte? Was, wenn ich ihn so verletzt hatte, dass er nicht mehr der fröhliche Paluten war, den ich so sehr vermisste? Was, wenn...?

Entschlossen schüttelte ich den Kopf. Ich musste endlich aufhören, mir so viele Gedanken über alles zu machen. Das hatte mich schon so oft am Handeln gehindert und blockiert, es musste aufhören!

Trotzdem zögerte ich kurz, als ich vor seiner Türe stand. Was sollte ich sagen? In der Aufregung, endlich zu ihm zu kommen, hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich mich ihm anvertrauen sollte.Bevor ich wieder umdrehen konnte, zwang ich meine Hand zu klingeln.

Keine halbe Minute Später öffnete sich die Türe und Paluten stand mir wirren Haaren, tiefen, dunklen Augenringen und einem aufgesetztem Lächeln im Türrahmen. Sobald er mich erkannte, verblasste das Lächeln langsam.

"Können wir- können wir reden?", fragte ich unsicher, aber ermutigt von der Tatsache, dass er mir nicht direkt die Türe vor der Nase zuschlug. "Klar", seine Stimme klang hölzern und ohne jede Emotion.

"Glückwunsch", sprach er in demselben Tonfall, kaum, dass wir uns auf das Sofa gesetzt hatten. Als ich ihn fragen ansah, ergänzte er: "Na, zu deiner Beziehung mit Zombey. Ich freue mich für euch". Alles an seinem Körper verriet mir das Gegenteil und ich empfand Schuldbewusstsein und Schmerz, als ich die Trauer in seinen Augen sah. Trotzdem freute mich, dass es ihm so viel ausmachen schien, denn das hieß, dass ich ihm noch etwas bedeutete. "Ich bin nicht mit Zombey zusammen", stellte ich klar. Kurz blitzten seine Augen glücklich auf, dann verschwand der Glanz wieder. "Aber ich will mit dir über etwas anderes reden" "Was habe ich jetzt schon wieder getan, was habe ich dir getan, Manuel?! Ich bin wohl nie gut genug, oder? Ich bin einfach nur der dumme Paluten, den eh keiner braucht!" Tränen stiegen ihm in die Augen und bald flossen sie wie Wasserfälle über seine leicht eingefallenen Wangen. Er hatte generell etwas an Gewicht verloren, schien schwächer zu sein, zerbrechlicher.

Während er herzzerreißend schluchzte, konnte ich mich nicht rühren. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, schließlich war ich immer derjenige gewesen, der Trost gespendet bekommen hatte.

Instinktiv fasste ich mit den Fingern meiner rechten Hand an sein Kinn, drückte es gewaltsam nach oben und zwang ihn mich anzusehen. In seinen Augen lag so viel Trauer und Schmerz, dass ich nicht mehr lange zögerte. Kurz wischte ich noch mit dem Daumen eine seine vielen Tränen von seiner Wange.

Dann presste ich sanft meine Lippen auf seine, die von den Tränen nass und salzig waren.

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AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH

3.0

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt