46. 2/2 HradeckyxWolf

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Hannes war sehr zufrieden mit den heutigen Trainingseinheiten. Alle hatten gut mitgemacht und es gab keine Zwischenfälle. Selbst die Taktikschulung vom Vormittag schien zumindest bei den meisten hängengeblieben zu sein und so ging eine gewisse Struktur nicht verloren. Die einzelnen Spieler, besonders natürlich die, die regelmäßig gemeinsam auf dem Feld stehen, harmonierten als Team wirklich gut zusammen.

Sein Blick wanderte ständig von einem zum anderen und er versuchte sich schnellstmöglich von allen ein Bild zu machen und herauszufinden, wer wo und wie noch Unterstützung braucht und wo die Stärken der jeweiligen Spieler liegen. Zuvor hatte er für solche Dinge mehr Zeit, aber hier in Leverkusen ging es nur darum direkt alles zugeben, um einen zufriedenstellenden Saisonabschluss rauszureißen. Also hieß es: Coaching im Schnelldurchlauf.

Als sich die Mannschaft splittete und die Torwärter sich mit ihrem Trainer etwas von der restlichen Gruppe entfernten, um eine spezielle Taktikbesprechung zu erhalten und sich danach ans Üben zu machen, blieb Hannes Blick an dem Rücken eines Torwarts hängen, während dieser über den Platz zum dem Tor lief, welches sie für das Training auserkoren hatten.

Lukas sah verdammt gut aus, stellte Hannes erneut fest. Gut gebaut und er schien auch wirklich einen angenehmen Charakter zu haben. Dem Torwart fiel es auch sehr leicht sich unter seinen Mannschaftkollegen zu bewegen, wobei auch er ab und zu eine beobachtende Rolle, gegenüber den anderen Spielern, einnahm.

Hannes hatte echt Mühe sich davon abzuhalten, nicht ständig zu der kleinen Gruppe am Tor zu schauen. Irgendwie wurde sein Blick beinahe magisch von dem finnischen Torwart angezogen und immer wieder hatte er das Gefühl, als ob sich eine Erinnerung sich regte, aber er sie nicht abrufen konnte.

Es war zum Mäusemelken! Er wollte doch nur wissen, was es war, was diese Erinnerung so wichtigmachte!

Er riss sich für den Rest des Trainings zusammen und war am Ende erschöpft, aber glücklich über das heute geschaffte und die Mannschaft. Es waren gute Leistungen, auf denen man aufbauen konnte und er meinte das Licht am Ende des Tunnels sehen zu können.

Doch dann stand der ungeliebte Teil seines Jobs an. Schreibtischarbeit, Besprechungen und Analysen standen an. Zudem allen kam noch ein Gespräch mit der sportlichen Leitung. Ihn behagte es gar nicht, dass er auch Entscheidungen was Transfers in der Sommerpause anging fällten muss, obwohl er die Mannschaft ja auch nur bis zum Sommer hat. Nebenbei musste er alles geben für seine eigene Zukunft, denn er wollte natürlich auch mal wieder als Trainer eine richtige Mannschaft trainieren, ohne Interimstrainer zu sein, sein Job als U18 Coach des DFBs kam auch nicht richtig an eine normale Trainerstelle ran.

Die nächsten Stunden vergingen eher schleppend, aber dennoch produktiv. Müde aber mit einem Gefühl der Zufriedenheit fuhr Hannes schließlich zu seinem alten Haus, welches er schon zu seiner Zeit bei Dortmund gekauft hatte und welches aktuell auch frei war, da sein letzter Mieter kurz vor Weihnachten ausgezogen war. Eingerichtet war es auch und die Fahrtzeit und –strecke nach und von Leverkusen waren auch vertretbar.

Auf dem Beifahrersitz hatte er eine Tupperdose mit seinem Abendessen abgestellt, welches er sich in der Kantine des Vereins abfüllen hatte lassen. Die freundliche ältere Dame hatte ihn, den armen alleinstehenden Mann, mit einem führsorglichen Lächeln bedacht während sie die mitgebrachte Dose füllte.

Zuhause machte er sich seine Errungenschaft nur schnell in der Mikrowelle warm, bevor er sich noch etwas mit seinem Laptop zum Arbeiten auf die Couch zurückzog. Wieder einen Vollzeit Trainerjob zu haben hatte auch so seine Nachteile.

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Erinnerungsfetzen zogen vor seinem inneren Auge vorbei. Es war die Erinnerung, die er im wachen Zustand nicht hatte greifen können.

Sport OneShots Boy x BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt