Sport OneShots Boy x Boy

48. Norris

Hinweis: Corona ist hier nicht existent!

Landos Sicht:

Ich war zu schwach um aufzustehen. Die letzte Nacht habe ich vor lauter Gedanken kaum ein Auge zugemacht. Ich war von Hölzchen auf Stöckchen gekommen und hatte nicht abschalten können.

Neben meiner physikalischen Müdigkeit war ich auch emotional am Ende meiner Kräfte und dies war auch der Auslöser meiner Gedankenreise während der Nacht.

Ich war allein, zumindest fühlte es sich so an, in einer Welt voller Liebespaare und bester Freunde, die nicht noch ein fünftes Rad am Wagen brauchten. George hatte Alex, die beiden waren schon zu unserer gemeinsamen Formel 2 Zeit zusammengekommen und nun, wo sie so viel Zeit wie noch nie zuvor in ihrer Beziehung getrennt voneinander verbringen mussten konnte man George nicht mehr von seinem Handy und dem Chat mit Alex trennen. Carlos musste sich noch bei Ferrari eingewöhnen und den noch viel höheren Erfolgsdruck, der dort herrschte, gerecht werden, sonst könnte er seinen Traum für Ferrari zu fahren bald schon wieder an den Nagel hängen und das wünsche ich ihm natürlich nicht. Daniel war bei ihnen im Team auch noch eher in der Eingewöhnungsphase, aber sie hatten ja auch erst zwei Rennen hinter sich. Aber mit ihm hatte ich nicht so enge Beziehung, wie zu den anderen beiden. Mit allen anderen Fahrern verstand ich mich auch nicht ganz so schlecht, es kam auch immer auf den jeweiligen Fahrer an, wie gut wir miteinander auskamen. Es gab keinen, mit dem ich Streit hatte, aber ich hatte manche auch lieber um mich, als andere.

Ich schleppte mich höchst unmotiviert ins Bad meines Hotelzimmers. Es musste sein, heute war schließlich der Freitag vor dem Großen Preis von Portugal und das bedeutete einen engen und straffen Terminplan mit den beiden Sessions, Besprechungen mit dem Team über die gesammelten Informationen und Daten, Interviews und zwischen drin noch Training, wo es mal eine kleine Lücke im Plan gab.

Gestern war komisch gewesen. Ich hatte mir mal wieder Hoffnungen gemacht, nachdem ich mit meinen engen Vertrauten hier im F1 Circus die letzte Woche mehr als zuvor in diesem Jahr hin und her getextet hatte, dass ich wieder etwas mehr Anschluss finden würde und sich hier und da ein paar Treffen organisieren lassen würden. Aber natürlich hatte keiner Zeit und alle waren fest eingebunden in ihre persönlichen Dinge, wenn sie gerade nichts für ihr jeweiliges Team machten. Daniel und ich waren uns auch nur zufällig ein oder zwei Mal über den Weg gelaufen und bis auf ein paar Sätze die wir ausgetauscht hatten, bis wir uns wieder trennten, war nichts dabei rumgekommen.

Mit meiner Familie konnte ich nicht darüber sprechen. Meine Geschwister und mein Vater würden es meiner Mutter erzählen und diese würde sofort in den ‚Gluckenmodus' schalten und versuchen mich zu verhätscheln und das war gerade das letzte, was ich aktuell wollte.

Ich wollte doch einfach wieder etwas mehr dazugehören! Aber gleichzeitig wollte ich auch allen ihre Freiräume geben.

Mein Frühstück rührte ich kaum an, schob nur die einzelnen Bestandteile auf dem Teller herum. Ich hatte einfach keinen Hunger und bekam auch kaum etwas runter, obwohl so ziemlich allein hier im Frühstückssaal saß und ich meine Ruhe hatte, bevor es an die Strecke geht.

Ich spulte den Vormittag einfach nur ab. Ich funktionierte, aber es hätte besser für mich laufen können. Am liebsten wollte ich nach Hause und mich in meinem Bett verkriechen um zu versuchen mich selbst wieder aufzubauen.

Nach dem ersten freien Training merkte ich deutlich die Auswirkungen eines nicht ausrechenden Frühstücks. Ich ignorierte es aber. Ich musste einfach nur durchhalten, dann wird das schon gehen, bis ich heute Abend wieder ins Hotelbett fallen konnte.

---

Es ging nicht. Nach dem zweiten Training merkte ich deutlich, wie mein Körper gegen meinen Willen aufhörte so zu gehorchen, wie ich es wollte. Irgendwie musste ich es schaffen durch die große Besprechung zu kommen und es warteten auch noch zwei Interviews danach auf mich. Schwäche konnte ich gerade gar nicht gebrauchen.