Lionels Sicht:
Skeptisch betrachtete ich mich im Spiegel. Ich probierte mich gerade durch die möglichen Anzüge für den diesjährigen Maskenball des Landkreises. Meine Eltern legten viel Wert auf Qualität und gutes Aussehen bei Veranstaltungen dieser Art. Ich probierte mich durch Anzüge, die ich ausschließlich für diese Anlässe besaß. Durch meine geringe Größe, für einen Mann meines Standes und als Sohn eines reichen Grundbesitzers, musste ich mich mit meiner Kleidung bei der Damenwelt bemerkbar machen. Das sagte zumindest immer meine Mutter.
Gerard, mein bester Freund seit Kindheitstagen stand neben mir und betrachtete mich ebenfalls im Spiegel.
„Du siehst verdammt gut aus in diesem Anzug. Wie er dein Hintern betont ... ein Traum.", war der Anfang seines Fazits. „Aber ich denke dieser Anzug macht eher Eindruck bei der Männerwelt und nicht bei den Frauen, wie deine Eltern es gerne hätten, auch wenn dir die Aufmerksamkeit der Männer lieber wäre."
Ich seufzte ergeben. Meine Eltern waren streng, sehr streng, was die möglichen Partner ihrer Kinder angeht und sie hatten mir direkt nach meinem Coming-Out als Bisexuell mit Vorliebe für das männliche Geschlecht gesagt bekommen, das ich dies als Teil der Familie nicht ausleben werde, da es ein schlechtes Licht auf meine Eltern werfen würde. Mir blieben also nur die Maskenbälle, welche meist viermal im Jahr stattfanden, um mit einem anderen Mann zu tanzen.
Es war wie verhext.
„Kopf hoch!", forderte Geri, „Du kannst noch einige Male nach deinen Wünschen das Tanzbein schwingen, bevor dieses Mädchen, welches von deinen Eltern ausgewählt wird hier herkommt.", erinnerte er mich daran, dass ich seit einem Monat eine Ablaufende Uhr habe, was meine Freiheit angeht in Sachen Beziehung. Meine Eltern hatte sich für mich nach einer jungen und passenden Frau umgesehen, da ich ihnen mit meiner eigenen Wahl zu lange brauchte. Antonella würde in einem Jahr hierherkommen und ein Monat später ist bereits die Hochzeit von unseren Eltern angesetzt worden.
Ich blickte entschlossen in den Spiegel. Das Jahr, welches ich noch als halbwegs freier Mann hatte werde ich auch genießen, komme was wolle.
---
Wenige Wochen später stand ich im Saal des Rathauses der Nachbarstadt, in dem dieses Jahr der Herbstball stattfindet. Ich stand mit Gerard in dem Rest meiner Freunde in einer lockeren Gruppe beisammen und beobachtet das treiben um mich herum.
Ich hatte noch keinen möglichen Tanzpartner ausgemacht für den Abend, mit dem ich auch etwas flirten konnte. Meine baldige Verlobung und Hochzeit werden mich heute nicht davon abhalten Spaß zu haben.
Nach und nach löste sich meine Gruppe auf, um einzeln sich nach Tanzpartnern umzusehen. So standen nur noch Geri und ich da, als dieser seinen Verlobten ausmachte. Sergio war wegen seinem etwas anderen Kleidungsstil leicht auszumachen, als er in den Raum trat. Auch seine Augen fanden Gerard schnell und er machte sich, wie immer leicht Verspätet, zu uns auf den Weg.
„Habt Spaß.", wies ich die beiden an und erhielt als Antwort nur das strahlende Lächeln von den beiden, während sie sich aufmachten die Tanzfläche auszuprobieren.
Ich blieb allein zurück und ließ meinen Blick über die Paare gleiten und beobachtet besonders meine Freunde. Sie hatten alle Spaß und hatten Partner gefunden, die ihnen gefielen und mit denen sie gut das Tanzbein schwingen konnten.
Ich wurde durch eine sanfte Berührung an meinen Arm aus meinen Beobachtungen gezogen und blickte die Person, die mich angetippt hatte leicht verwirrt an.
Ein groß gewachsener Mann mit breiten Schultern und einen erahnbaren Muskellösen Körper hatte sich neben mich gestellt. Er sah verdammt gut aus, mit den perfekt gestylten Haaren und seinem ganzen Auftreten. Er war genau mein Typ. Sollte sein Charakter jetzt noch stimmen ...
„Hi, ich bin Cris. Wollen wir es mal mit einem Tanz versuchen?"; fragte er mich mit seinem Angenehmem tiefen Stimme.
„Gerne.", antwortete ich und legte meine Hand in die mir darauf hin hingehaltene von ihm.
---
Der Abend danach war perfekt. Cris und ich waren ein gutes Tanzpaar und konnten uns wären unserer Pausen oder während des Tanzens gut unterhalten. Gerard wackelte immer mit seinen Augenbrauen, wenn er durch mein Blickfeld tanzte.
Etwa eine halbe Stunde bevor die Uhr zwölf schlagen würde und wir alle unsere Masken abnehmen werden, führte mich Cris in den Garten, um etwas Privatsphäre zu haben.
Gemeinsam liefen wir Händchenhaltend durch den Parkähnlichen Garten.
Unter einer Weide am kleinen See setzten wir und auf eine dort ausgebreitete Decke und beobachten das Lichtspiel, welches von den Fackeln auf die schwarz schimmernde Wasseroberfläche geworfen wird.
Ich konnte meine Augen kaum von diesem Anblick lösen, aber ich tat es um Cris anschauen zu könne, der nicht weniger gut aussah. Unsere Augen trafen sich, da Cris Blick bereits auf mir lag.
Unsere Gesichter näherten sich, bis unsere Lippen vorsichtig aufeinandertrafen und wir einen weichen und forschenden Kuss teilten. Als wir uns wieder lösten und unsere Blicke in den Augen des jeweils anderen verloren gingen schlug die Glocke des nahen Kirchturms zum ersten Mal zur 0. Stunde.
Genau mit dem zwölften Glockenschlag nahmen wir unsere Masken ab. Wir grinsten uns nur kurz gegenseitig an, bevor sich unsere Lippen erneut trafen.
***
Ein Jahr später und drei Maskenbälle später war ich wieder hier. An meiner Seite meine Verlobte und baldige Frau Antonella.
Zu den letzten Maskenbällen war ich alleine gegangen und hatte die Abende und Nächte mit Cris verbracht, etwas was ab jetzt nicht mehr sein darf. Es waren unvergessliche aber leider auch zeitlich begrenzte Stunden zu zweit.
Ich hielt mich diesmal an meine Familie, Antonella und ihre Familie. Ich hatte, bis auf eine kurze Begrüßung, noch nicht einmal Zeit mich einige Minuten ungestört mit meinen Freunden unterhalten zu können.
Mit der Ausrede, dass ich mal eben auf die Toilette muss schaffte ich es die Gruppe zu verlassen und jemand bestimmtes zu suchen.
---
Cris wartet unter der Weide auf mich.
„Es tut mir leid.", sagte ich direkt als Begrüßung und legte eine Hand an seine Wange.
„Es muss dir nicht leidtun. Du kannst nichts dafür.", versuchte Cris mich aufzuheitern.
„Ich kann nur wenigen Minuten hierbleiben.", erklärte ich ihm betrübt über diese Tatsache.
Vorsichtig trafen sich unsere Lippen zu einem gefühlvollen Kuss, bevor mich Cris zum Tanz aufforderte.
„Ein letzter Tanz?"
„Liebend gerne.", hauchte ich meine Antwort und erhielt ein strahlendes aber gleichzeitig betrübtes Lächeln als ich meine Hand in die seine mir dargebotene legte.
Wir begannen uns im Takt der Musik, welche vom Ballsaal zu uns durch die offenen Fenster rüber wehte zu tanzen. Eng umschlungen genossen wir ein letztes Mal diese Nähe zueinander.
Fast passend zum Ende des Liedes hörte ich Antonella nach mir rufen, "Leo? Bist du hier draußen?"
„Ja! Ich komme zu dir, warte!", rief ich zurück und löste mich von Cris „Machs gut, Cris:" murmelte ich schweren Herzens und drehte mich um, um meine zukünftige auf der Veranda zu treffen um mit ihr zu den anderen zugehen.
Ein Blick über meine Schulter ließ mich Cris erkennen, wie er mit hängendem Kopf durch den Garten schlurfte.
Ich hatte ihn verloren.
Meine Idee zu „der letzte Tanz", wie die Champions League Gruppenphasenspiele der beiden gegeneinander bezeichnet wurden.
Leider hat es diese Woche ja nicht nicht geklappt mit dem direkten Duell der Beiden.
Ich hoffe es gefällt euch, lasst gerne eure Meinung und Verbesserungen da.
LG,
Ju
(30.10.2020)
DU LIEST GERADE
Sport OneShots Boy x Boy
FanfictionBeinhaltet OneShots und Kurzgeschichten! Meine eigene Ideen und gerne auch Vorschläge oder Ideen von euch. Sportarten: - Formel 1 - Fußball - Biathlon Begonnen: 31.05.2020 Beendet: 31.05.2022 Nachfolger Buch: Sport OneShots BoyxBoy II Das Cover ist...