Sport OneShots Boy x Boy

113. DollxJ.T Bø

Wunsch von IchmagBiathlon auf Ao3

Bennis Sicht:

„Überraschungssieg für Benedikt Doll im Massenstart von Antholz."

„Formkriese von Bø geht weiter. Nur zweiter trotz Chance auf Sieg im Massenstart."

„Doll gewinnt, weil Bø ihn ziehen lässt."

„Chancen bei Olympia? Bø lässt Sieg liegen."

„Bø lässt Doll einfach ziehen und wird nur Zweiter."

„Sensationssieg für Doll weil Bø auf der Schlussrunde aufgibt."

So und ähnlich klingen die Schlagzeilen nach meinem Sieg im Massenstart von Antholz. Obwohl ich nach Jahren mal wieder überraschend ein Rennen gewonnen habe, konzentriert sich alle Welt auf Johannes.

Ich gönne es meinem Freund. Wirklich. Aber trotzdem ist es komisch zu gewinnen und danach diese Schlagzeilen zu lesen. Für mich heißt die allgemeine, zusammengefasste, Botschaft: „Du hast nur gewonnen, weil Johannes Thingnes Bø nicht das abgeliefert hat, was er eigentlich kann. Deswegen ist dein Sieg auch unwichtiger, als sein anhaltendes Formtief in dieser Saison."

Nach meinen Interviews hatte ich mich möglichst schnell verkrümelt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob meine Meinung an diesem Tag nicht zählen würde. Und ich hatte Recht. Kaum etwas ist aus meinen Interviews in die Presse gelangt, sondern nur die Meinungen der Reporter. Auch Johannes Interviews waren nicht groß erwähnt worden und so geht nur die Meinung der Reporter durch die Presse.

Heute, am Tag nach besagtem Rennen, scheint es keine anderen wichtigen Nachrichten aus der Welt des Wintersports zu geben und so bin ich egal, welches Medium ich nutze von diesen Schlagzeilen umgeben. Mein Handy hatte ich schon ausgeschaltet und nun schaltete ich auch den Fernseher aus. Ich hatte mich versucht vor der Herren-Staffel nachher noch etwas zu entspannen, bevor ich meine Kollegen an der Strecke anfeuern werde. Auch das wird kritisch gesehen, da ich ja gestern der Beste gewesen bin und nun die Staffel, sowieso schon recht kompakt, weil Erik ja gar nicht erst hier antritt, ohne mich an den Start gehen wird.

Gefrustet lasse ich mich Rücklinks auf mein Bett fallen. Bald geht es für uns los zur Strecke und ich werde wieder den Reportern ausgeliefert sein, die garantiert meine Meinung über die Berichterstattung des gestrigen Tages hören möchten. Am liebsten würde ich mich unter meiner Decke verstecken wollen, aber das geht nicht und lieber ist es mir, schon hier vor die Presse zu treten, als noch ein paar Wochen das Ganze wie eine Gewitterwolke über mir schweben zu haben.

Ein klopfen an der Tür lässt mich wieder ins Hier und Jetzt kommen. Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass ich noch nicht zu spät bin zur Abfahrt und so wundert es mich, dass jemand jetzt etwas von mir möchte.

„Komm rein! Ist offen!", rufe ich deswegen und setzte mich in der Zeit wieder auf.

Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, als mein Freund den Raum betritt. Nach über zwei Jahren sind wir noch genau dieselben ‚Turteltäubchen' – wie Arnd, Erik und Tarjei uns nennen – und ich hoffe, das wird sich auch nicht so schnell ändern.

Der Jüngere grinst mich ebenfalls an, während er die restlichen Schritte zu mir überwindet und sich zu mir runter beugt, um mir einen Begrüßungskuss zu geben. Danach setzt er sich neben mich und lässt seinen Kopf müde auf meine Schulter sinken. Er, im Gegensatz zu mir, wird gleich an der Staffel teilnehmen und so bin ich etwas besorgt, weil in dieser Laune konnte ich ihn nicht in die Loipe schicken.

„Was ist los?", frage ich ihn besorgt und nehme seine rechte Hand in die meine, damit er aufhört an seinem Geburtstagsgeschenk des letzten Jahres von mir, ein Lederarmband mit unseren Initialen drin eingeprägt, herum zu spielen und auch zum gegenseitigen Sicherheit geben.

„Die blöden Presse-Futzis. Es regt mich auf, wie sie über uns beide berichten. Du hast verdient gewonnen. Ich habe mir das Rennen Falsch eingeteilt und musste auf der letzten Runde aufpassen nicht blau zu laufen und dann noch mehr zurückzufallen. Du hast fair und square gewonnen und es nervt mich tierisch, dass das nicht so berichtet wird.", seufzt er gefrustet.

„Du solltest dich auf dein Rennen heute konzentrieren. Lass dich von sowas nicht ablenken. Wir kümmern uns nach dem Rennen gemeinsam um die Presse. Bis dahin werde ich dich heimlich anfeuern und du lässt den gestrigen Tag aus den Gedanken der Leute verschwinden.", versuche ich ihn aufzumuntern. „Und für Olympia trainieren wir nochmal.", foppte ich ihn, um ihn etwas aufzuheitern.

„Hey, das ist nicht fair!", protestierte er, würde dann aber auch wieder Ernst: „Ich werde mein Bestes geben, nur für dich, Kjære.", versichert er mir und ich kann den von ihn gewohnten Ehrgeiz in seinen Augen funkeln sehen.

„Das musste jetzt sein. Und das weiß ich, aber du weißt ja auch, dass ich dich auch trotz schlechten Ergebnissen lieb.", versichere ich ihm noch einmal.

„Das weiß ich und das gleiche gilt ja auch für dich. Ich bin so froh, dass ich dich an meiner Seite habe, Kjære." Weiche Lippen legen sich wieder auf meine und es tut mir in der Seele weh, dass wir uns schnell wieder lösen müssen, da wir beide losmüssen.

Gemeinsam gehen wir noch nach unten zu unseren Treffpunkten, aber dann trennen sich unsere Wege bis nach dem Rennen.

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Heute läuft es für meinen Freund deutlich besser. Die Norweger liegen weit in Führung und er kann sie sogar noch erweitern. Schade, dass ich ihm nicht laut zu jubeln kann, aber ich weiß, dass auch einige Kameras stets auf mich am Streckenrand gerichtet sind.

Die letzte Runde wird für Lukas, unserem deutschen Schlussläufer zum Krimi, aber er kämpft sich durch und schafft es uns den dritten Platz zu sichern.

Johannes stellt in seinem Interview danach noch einmal klar, dass er gestern wirklich auf der letzten Runde mit seinen Kräften haushalten musste und er mich nicht einfach hatte ziehen lassen.

Abends ist der gestrige Tag vollkommen verdrängt und ich genieße die Zeit mit meinem Freund, der sich für die Nacht in mein Zimmer geschlichen hat und keine Corona-Regel der Welt wird uns jetzt noch trennen können. Die Zweisamkeit haben wir uns redlich verdient.

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Und dann kam der letzte Wettkampf bei Olympia für uns. Ein Massenstart. Und Johannes ist superb auf der Strecke und mit etwas Glück beim letzten Schießen, was den Wind angeht, und viel Kraftaufwand rast er zu einem brillanten Sieg.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich den Wunsch genauso umsetzten können würde, wie du es dir gewünscht hast, aber zum Glück kam dann Olympia und Johannes hat fort dann den Massenstart gewinnen können.

Ich hoffe es gefällt euch, lasst gerne eure Meinung und Verbesserungen da.

LG,

Ju

(25.03.2022)