Kapitel 37

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Die vier saßen noch ewig am Esstisch und quatschten und lachten bis spät in die Nacht. Wincent war so glücklich, hier mit einem seiner besten Kumpel und Steffi neben sich zu sitzen. Sie gab ihm immer so ein gutes Gefühl und so viel Sicherheit. Seitdem er sie um sich hatte, hatte er nicht einen richtigen schlechten Tag. Das Gefühl, nichts zu schaffen oder ausgebrannt zu sein, war wie verflogen. Er hoffte nur, dass es wirklich okay war, was er heute im Interview gesagt hatte und dass es ihr nicht zu schnell ging. Aber eigentlich konnte er es kaum erwarten, sie komplett in seine Welt mitzunehmen. Trotzdem würde er da mit ihr nochmal drüber sprechen. Aus seiner letzten Beziehung hatte er gelernt, dass er wirklich offen kommunizieren muss, damit sie eine Chance hatten. Mit Steffi fiel ihm das zum Glück so leicht. Als sie später auf dem Sofa lagen, zog er sie fest an sich ran. "Ich will dich nie mehr loslassen." Flüsterte er ihr zu. "aber ich hoffe, es war wirklich okay, was ich heute im Interview gesagt habe." Steffi schmiegte sich an seine Brust. "Wir werden ja morgen sehen, wie die Fans reagieren. Erstmal freue ich mich jetzt drauf, dich morgen meinen Freunden und meiner Familie vorstellen zu können." 

[2] "Ich bin auch echt schon etwas aufgeregt, vor allem wegen deiner Familie. Was sagen die denn überhaupt dazu, dass du nen berühmten Freund hast?" "Also meinen Onkel und meine Cousins interessiert das nicht wirklich. Meine Oma sieht das sicher auch ganz locker und meine Tante findet das alles ganz aufregend. Die wird dich sicher auch mit Fragen löchern. Aber das überstehst du schon." Sie griff seine Hand und streichelte sie. "Und bei Collin und Micha mache ich mir absolut gar keine Sorgen. Jan könnte noch ein bisschen aufgeregt sein, aber auch mit dem verstehst du dich sicher gut. Ich glaube, der spricht sogar noch schneller als du." "Das geht? Na da bin ich ja gespannt. Was machen wir denn vorher noch?" "Da hab ich mir schon was überlegt. Darf ich fahren?" Steffi schaute ihn an. "Kannst du gerne. Zum Glück bin ich mit dem VW gefahren." "Ey was soll das denn heißen? Traust du mir nicht zu, dass ich mit deinen Rennkisten fahren könnte?" Sie stürzte sich auf ihn und boxte ihn. Wincent packte sie, drückte sie auf den Rücken und hielt sie an den Handgelenken fest. "Nicht mit mir, junge Dame." Dann beugte er sich zu ihr runter und küsste sie leidenschaftlich. 

[3] Nach dem Frühstück am nächsten Morgen machten die beiden sich auf den Weg zurück nach Bremen. Steffi hatte allerdings noch einen kurzen Abstecher nach Bremerhaven geplant. Denn dort im Hafen hatte sie ihr Büro und sie wollte ihm gerne zeigen, wo sie arbeitete. Als sie durch das Hafengebiet fuhren, war Wincent schon sehr beeindruckt. "Wow, so groß hatte ich mir das alles hier gar nicht vorgestellt." Sie hielten noch an einem Aussichtsturm und Steffi erklärte Wincent, wie die Autos und Container hier im Hafen umgeschlagen wurden. Er freute sich, endlich auch mehr über ihre Arbeit und das Arbeitsumfeld kennenzulernen und damit auch ein Stück tiefer in Steffis Welt einzutauchen. Die Liebe zum Wasser war hier deutlich zu spüren und deswegen beschloss Steffi, mit ihm noch einen kurzen Abstecher an die Nordsee zu machen, um dort die Ruhe und das Meer zu genießen. Es gab hier leider keinen Strand, aber sie suchten sich einen ungestörten Platz am Deich und setzten sich. "Es ist so schön, dass du diese Liebe zum Meer auch hast. Das fehlt mir in München total." Wincent schaute verträumt auf das weite Meer. Er konnte sich nicht vorstellen, für immer davon weg zu sein und jedes Mal, wenn er wieder im Norden war, merkte er, dass er hier her gehörte. Da war es natürlich perfekt, dass auch Steffi so im Norden verwurzelt war. Er zog sein Handy raus, um zu schauen, ob es schon Reaktionen auf das Interview gab. Bisher waren die aber eher verhalten. Er erzählte ja auch auf Konzerten früher öfter, dass er jemanden gedatet oder kennengelernt hatte. Wahrscheinlich dachten die meisten wirklich noch nicht soweit, dass er etwas Festes begonnen hatte. Und das war auch gut so. Auch wenn es sich mit Steffi alles so gut anfühlte und er das Gefühl hatte, sie seien schon viel länger zusammen, sollten sie es langsam angehen. Zum Schutz von beiden. 

[4] "Und? Hat sich die Klatschpresse schon auf deine Aussagen gestürzt?" Fragte ihn Steffi. "Noch geht's. Klar gibt es ein paar Kommentare, aber es hält sich noch in Grenzen. Bisher haben sie ja auch noch nichts Konkretes." Er nahm ihre Hand. "Lass uns einfach versuchen, da nicht so hinterher zu gehen oder zu viel zu lesen." "Okay, ich vertraue dir da einfach." Nach einer Stunde machten sie sich dann auf den Weg nach Bremen. "jetzt haben wir noch genug Zeit, um eben unter die Dusche zu gehen und dann holen uns Collin und Liv auch schon ab. Aber wir könnten natürlich noch ein bisschen Zeit sparen, wenn wir gemeinsam unter die Dusche springen." Steffi lächelte ihn verführerisch an und verschwand im Bad. Das ließ Wincent sich natürlich nicht zweimal sagen. Er war so vernarrt in diese Frau. Und sie überraschte ihn immer wieder aufs Neue. Er stand auf Frauen, die wussten was sie wollten und nicht immer nur das süße Mäuschen spielten. Er bewunderte Steffi auch, wie taff sie mit der ganzen Situation umging. Er hoffte nur inständig, dass es nicht nur eine Fassade war, die irgendwann anfangen würde zu bröckeln und sie auch offen zu ihm wäre, wenn ihr das alles zu viel würde. Er freute sich, sie endlich auch mal in ihrem persönlichen Umfeld kennenzulernen, denn da würde er noch mal ein Stückchen mehr über ihren Charakter herausfinden.

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt