Kapitel 55

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Sie gingen nach draußen. Die Location lag direkt an der Isar. Er zog sie ein Stück runter zum Fluss. Dort waren ein paar Betonklötze, auf die sie sich setzten. Und dann redeten sie. Er berichtete von der Begegnung mit Yvonne, und dass ihn das völlig aus der Bahn geworfen hatte. Das er Angst hatte und deswegen so reagiert hatte. “Warum hast du denn nicht einfach mit mir gesprochen? Ich hätte doch versucht, dir diese Angst zu nehmen.” Steffi streichelte seine Hand. “Ich weiß es nicht. Mein Kopf hat einfach dichtgemacht. Es tut mir so leid. Ich dachte einfach, es wäre besser so. Aber danach ging es mir noch schlechter. Aber es war so eine Blockade in meinem Kopf. Ich dachte, du würdest mich jetzt abgrundtief hassen.” “Wincent, ich hasse dich nicht.” sagte Steffi bestimmt. “Du hast mir verdammt wehgetan, aber ich kann dich sogar ein bisschen verstehen.” “Wie kannst du das nur? Wie kannst du so einen verkorksten Kerl wie mich nur verstehen?” Wincents Lippen formten sich zu einem kleinen Lächeln. Steffi legte ihre Stirn an seine. “Wahrscheinlich, weil ich irgendwie genauso verkorkst bin, wie du.” Sie setzten sich so hin, dass Steffi vor ihm saß und sich an seinen Rücken anlehnen konnte. Er hatte die Arme um ihre Brust geschlungen und hielt sie einfach fest. Sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt und er drückte sein Kinn an ihre Schläfe. “Es tut mir so unfassbar leid, ich hoffe du verzeihst mir das. Ich kann dich nicht nochmal gehen lassen. Ich brauche dich so sehr.” sagte er leise und wiegte sie langsam hin und her. “Ich brauche dich doch auch. Aber versprichst du mir, dass du nochmal Kontakt zu deiner Therapeutin suchst?” “Versprochen. Und es tut mir Leid, dass ich dachte, du würdest wie Yvonne reagieren, das war unfair.” “Alles gut, das habe ich dir längst verziehen.” “Du bist echt unglaublich. Mit dir fühlt sich alles so anders an. Ich hab echt das Gefühl, dass ich endlich jemanden gefunden habe, der zu mir gehört.” “Du bist süß. mir geht es mit dir genau so. Aber deine Worte könnten auch ein neuer Song sein.” Steffi grinste ihn an. “Stimmt. Schreibst du ihn mit mir zusammen?” Steffi nickte. Dann schwiegen sie und beobachteten noch eine Weile den Fluss. 

[2] Später im Bett waren beide zu müde für weitere Aktivitäten und Steffi schlief sofort ein. Wincent hatte einen Arm um sie gelegt und spürte, wie sie langsam ein und aus atmete. Er musste erst noch begreifen, was da heute passiert war. Bei dem Gedanken daran, wie sie auf der Bühne vor ihm stand, kamen ihm sofort wieder Freudentränen in die Augen. Er hielt einfach seine Traumfrau in den Armen, die so perfekt zu ihm passte. Er musste sich jetzt wohl langsam mal eingestehen, dass er nicht alles zerdenken muss und es manchmal auch einfach alles richtig läuft. Und das tat es. Auch wenn er es fast nicht erkannt hatte. Das Steffi so um ihn gekämpft hatte und ihn auf keinen Fall aufgeben wollte, bedeutete ihm soviel und er war sich jetzt zu tausend Prozent sicher, dass sie es Ernst mit ihm meinte. Und endlich hatten sie es auch geschafft, sich die drei magischen Worte ins Gesicht zu sagen. “Ich liebe dich” flüsterte er ihr ans Ohr, küsste ihre Wange und schmiegte sich dann an sie und schlief ein.

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt