Kapitel 8

852 30 5
                                    

“Wie bist du denn jetzt darauf gekommen, hier vorbeizukommen? Damit habe ich wirklich gar nicht gerechnet. Aber freut mich natürlich.” “Naja ich hab mir gedacht, dass es schon ziemlich komisch wäre, wenn ich schon in deiner Heimatstadt spiele und wir uns nicht sehen würden. Hast du eigentlich Lust, heute abend auch zu kommen? Ich könnte dich mit einer Freundin auf die Gästeliste schreiben. Oder natürlich auch mit ner anderen Person. Äh ja also bring einfach jemanden mit, wenn du willst” “Ohja gerne, ich frag mal mein Tinder-Date, ob wir statt nem schicken Restaurant nicht lieber auf dein Konzert gehen wollen” grinste Steffi ihn an. “Wäre auf jeden Fall ein geiler Ort fürs erste Date. Aber Moment, du hast nachher ein Tinder-Date?” Wincent schaute mich neugierig an. “Davon hast du ja noch gar nichts erzählt.” “Das war auch nur ein Scherz” Steffi rollte mit den Augen. “Da habe ich im Moment wirklich die Schnauze voll von. Ständig muss man die gleiche Geschichte von sich erzählen und die Hälfte der Männer wollen eh nur wissen, auf was man im Bett steht. Super Basis für eine Beziehung. Ne danke, muss nicht sein.” “Naja, also grundsätzlich ist es doch schon wichtig, auch sowas zu wissen, oder nicht?” fragte Wincent. “Ja natürlich ist das wichtig, aber ich finde, das sollte nicht die erste Frage nach einem ‘Hi, wie gehts’ sein.” “Okay das klingt anstrengend, dann möchte ich mich hiermit offiziell für alle männlichen Kollegen entschuldigen, die so drauf sind.” Steffi berichtete noch ein wenig von ihren Erfahrungen mit Tinder-Dates und Wincent war in dem Moment eigentlich ganz froh, dass er davon bisher verschont geblieben war. “Ich glaube ja immer noch, dass man seinem Gegenstück irgendwann in der Stadt oder sonst wo einfach in die Arme läuft, ohne es vorher zu wissen.” verkündete Steffi. “Vielleicht auch an der nächsten Tankstelle” zwinkerte Wincent ihr zu. “Vielleicht auch das”. Steffi schmunzelte. “ Aber vor denen muss man sich in Acht nehmen. das sollen ganz üble Typen sein.” Beide mussten lachen. Es war ein sehr unbeschwerter Moment und beide genossen es. Steffi hatte das Gefühl, als wenn Sie Wincent schon ewig kannte und als wäre es das normalste der Welt, hier mit ihm in ihrer Küche am Frühstückstisch zu sitzen. Auch Wincent war dankbar, für Steffis unkomplizierte Art und die Spontanität. Wenn er sonst bei Damen zuhause war, ist er entweder vorm Frühstück abgehauen oder es haben sich häufig Diskussionen ergeben, warum er denn nicht bleiben konnte. Das war wirklich ein großer Nachteil an seinem Job. Es gab nur wenig Leute, die nicht in der Branche tätig waren und trotzdem ein großes Verständnis dafür hatten. Steffi brachte ihm allen dadurch, dass sie sich nicht ständig bei ihm meldete, sehr großes Verständnis entgegen. Und dabei war es auch egal, in welche Richtung sich das entwickeln sollte. Er hatte auch viele Leute im Freundeskreis, die mit seinem Lebensstil nicht klarkamen und sich von ihm abwandten oder sauer waren, wenn er sich mal nicht meldete. 

“Erde an Wincent! Hey, wo warst du denn gerade mit deinen Gedanken?” Steffi wedelte mit ihrer Hand vor seinem Gesicht rum. “Oh sorry, ich hab gerade nur darüber nachgedacht, was ich wohl auf mein nächstes Brötchen mache.” “Ahja, scheint ja eine sehr schwere Entscheidung zu sein. Ich kann dir den Käse hier sehr empfehlen.” Und genau das war es, was Wincent an Steffi echt zu schätzen gelernt hatte. Sie wusste genau, wann sie nachbohren sollte, aber auch, wann nicht. Und überspielte das dann meistens mit einem banalen Kommentar, um das Thema zu wechseln. “Was liegt denn heute noch bei dir an? Wann musst du bei der Halle sein?” Wincent schaute auf seine Uhr. “Also in 3 Stunden ist Soundcheck und letzte Besprechung. Bis dahin hat Amelie mir für heute frei gegeben. Ich war ewig nicht mehr in Bremen. Ich hätte also nichts gegen eine Stadtrundfahrt.” “Das können wir gerne machen.” Keine 10 Minuten später saßen die beiden in Steffis Auto. Wincent hatte sich vorsichtshalber eine Cap aufgesetzt, um nicht sofort erkannt zu werden. Grundsätzlich hatte er damit natürlich kein Problem, aber gerade wenn er mit anderen Frauen unterwegs war, blieb er doch lieber unerkannt, auch zum Schutz der Dame neben ihm. Die drei Stunden vergingen wie im Fluge, die beiden quatschen über alles mögliche und es fühlte sich an, als würden sie sich schon ewig kennen. Langsam fuhren Sie wieder in Richtung der Konzerthalle und Steffi setzte Wincent in einer Seitenstraße etwas abseits ab, damit die schon wartenden Fans nicht mitbekamen, dass er aus ihrem Auto ausstieg. Sie konnte sich vorstellen, was das für eine Aufruhr bedeuten könnte. Wie beim letzten Mal sah sie ihm noch eine Weile hinterher und ertappte sich dabei, wie sie vielleicht etwas zu lange auf seinen Hintern schaute. Junge, der war aber auch gut gebaut, dachte sie und musste unweigerlich grinsen. Irgendwas machte dieser Typ mit ihr. Aber darüber wollte sie nicht weiter nachdenken. Die beiden waren gerade dabei, eine gute Freundschaft aufzubauen, und dabei sollte es auch bleiben. Oder?

Nachdem Wincent Fotos mit den ersten Fans, die vor der Halle warteten, gemacht hatte, machte er sich auf den Weg nach drinnen und suchte nach Amelie. DIe kam ihm schon entgegen und schaute mahnend auf ihre Uhr. “Du bist eine halbe Stunde zu spät, die Band wartet schon auf dich. Was grinst du eigentlich so ekelig. Hängt das mit dieser Steffi zusammen?” Amelie boxte ihm gegen die Schulter. “Aua, was soll das?” schrie Wincent lachend und knuffte ihr gegen den Oberarm. “Ich hatte einen schönen Vormittag und bin jetzt richtig motiviert für das Konzert.” Amelie sah in prüfend an. “ja und mit Steffi ist das irgendwie alles so leicht, ich kann abschalten und einfach drauf los plaudern. Egal was für ein Quatsch da aus meinem Mund kommt. Ich habe das Gefühl, dass sich da eine enge Freundschaft draus bilden könnte. Aber keine Sorge, dir wird sie keine Konkurrenz machen.” Er legte Amelie einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. “Na dann ist ja gut. Aber es freut mich, dass es dir wieder besser geht. Und Wenn Steffi ihren Teil dazu beiträgt, soll es mir recht sein. Ich kann ja leider auch nicht 24/7 für dich da sein. Und jetzt ab zum Soundcheck.” “Du wirst sie heute abend auch kennenlernen, sie kommt mit einer Freundin vorbei. Kannst du die beiden vor der Halle abholen und dann mit in den Backstage Bereich bringen? Ich glaube, ihr könntet euch gut verstehen.” Dann schnappte er sich sein Mikro und lief auf die Bühne. “ Sorry Jungs, kann losgehen”.

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt