Kapitel 103

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Als Wincent auf sein Handy schaute, sah er, dass sein Akku fast leer war. Er wollte es aufladen, bevor er einige Instagram Nachrichten lesen wollte. Und er hatte den Fans ja versprochen, noch das Foto hochzuladen. Er suchte im Wohnzimmer nach dem Ladekabel und dann fiel ihm ein, dass dies noch im Schlafzimmer lag. Er wollte es nur schnell holen, aber als er den Raum betrat, hörte er sofort Steffis Schluchzen unter der Bettdecke. Besorgt setzte er sich an die Bettkante und wollte die Bettdecke von Steffis Kopf ziehen. Aber diese zog sie sofort wieder hoch und drehte sich von ihm weg. “Hey, was ist denn los?” fragte Wincent, doch Steffi reagierte nicht. “Bitte rede mit mir, ist alles in Ordnung?” “Nein, nichts ist in Ordnung. Deine Fans hassen mich.” Sie warf ihm das Handy hin. Er griff danach und sah einen Screenshot von einem Instagrampost. Zu sehen war ein Foto mit einem der Mädels nach dem zweiten Interview. Darunter stand Folgendes. “Endlich konnten wir noch ein Foto mit Wincent machen, nachdem wir fast eine Stunde in der Kälte warten mussten. Nur weil seine Freundin ihm das vorher verboten hatte. #dankedafür #wirwollenameliezurück” er wischte zur Seite und sah weitere Screenshots mit Kommentaren unter dem Post. Häufig wurde der Hashtag #wirwollenameliezurück genutzt und es wurde danach gefragt, ob Steffi jetzt Amelies Job machen würde. Viele hatten scheinbar Angst, dass Steffi Amelie verdrängt hatte, um Wincent besser kontrollieren zu können. Ihr wurde sogar vorgeworfen, dass sie den Fans Amelie und vor allem aber auch Wincent wegnehmen würde und ihm den Kontakt nicht gönnen würde. “Oh Scheiße” murmelte er vor sich hin. “Ey, das tut mir Leid, ich wusste nicht, dass das bei den Fans so rüberkommen würde. Bisher wurdest du doch immer gut von den Fans aufgenommen und akzeptiert.” Steffi drehte sich zu ihm um. “Ja, bisher konntest du ja auch immer in Ruhe Fotos machen, wenn ich dabei war. Heute war ich dann der Buhmann.” sagte sie bitter. “Und das passt deinen Fans natürlich nicht.” “Du bist doch nicht der Buhmann, wir hatten ja wirklich keine Zeit mehr. Du hast doch richtig reagiert.” 

[2] “Ja, nachdem du mir in den Rücken gefallen bist.” sie klang wütend und wollte sich gerade wieder umdrehen, als Wincent sie an der Schulter festhielt. “Wann bin ich dir denn in den Rücken gefallen? ich bin doch sofort hinterhergekommen. Aber ich wollte den Fans doch kurz erklären, dass ich danach Zeit habe.” “Das ist ja auch alles okay, kannst du gerne machen. Aber du hast mich total doof dastehen lassen, als du mich gefragt hast, ob wir wirklich keine Zeit mehr haben. Was hätte ich da denn sagen sollen? Das nehmen die Fans jetzt natürlich als Aufhänger, mir zu unterstellen, ich würde es dir verbieten. Und das stimmt einfach verdammt nochmal nicht. Aber ich hatte in dem Moment keine andere Möglichkeit zu reagieren.” mit den letzten Worten fing sie wieder an zu weinen. “Oh Scheiße, habe ich das wirklich so gemacht? Das war mir nicht bewusst.” sagte Wincent kleinlaut. Er wusste, dass er Amelie sowas häufiger fragte, aber da war es nie ein Problem gewesen, wenn sie dann sagte, er habe keine Zeit mehr. Aber jetzt, wo Steffi ihm das geschildert hatte, verstand er, dass es bei ihr eine ganz andere Wirkung hatte. Da hatte er natürlich gar nicht dran gedacht. “Fuck, ich wollte dich damit absolut in keine blöde Situation bringen, ehrlich nicht.” Er streichelte ihr über die Schulter. “Hast du aber. Und guck, was da jetzt draus passiert ist.” sie deutete auf ihr Handy. “Manchmal solltest du echt etwas mehr dein Hirn einschalten. Oder dir nicht am Abend vorher die Hirnzellen wegsaufen.” Sie griff nach einem Taschentuch, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. “Das tut mir Leid, das war wirklich nicht meine Absicht. Ich bringe das wieder in Ordnung, okay? Ich werde gleich ne Story dazu machen und das klarstellen. Ich will doch auch nicht, dass du so dastehst.” Er zog sie zu sich, um sie in den Arm zu nehmen. Etwas widerwillig ließ Steffi dies dann auch zu. “Woher hast du eigentlich die Bilder?” wollte er dann wissen. “Die haben Maria und Sophie mir geschickt. Sie wollten, dass ich weiß, was über mich geschrieben wird.” “Haben die beiden da etwa auch was mit zu tun?” fragte Wincent ungläubig. 

[3]“Nein, die beiden waren richtig süß und meinten direkt, das ist nur dummes Gelaber von einigen. Ich will dir deine Fans echt nicht schlecht machen, aber die beiden meinten, es sind auch immer die Gleichen, die am meckern sind. Eine von denen heute hat sich wohl auch ziemlich darüber ausgelassen, warum du ausgerechnet Maria und Sophie ausgewählt hast.“ Wincent liebte seine Fangemeinschaft, aber er wusste auch, dass es darunter ein paar schwarze Schafe gab, die einfach nur neidisch waren, wenn sie nicht das kriegten, was sie wollten. Und was er jetzt von Steffi hörte, ließ ihn nachdenklich werden. Er wollte den Fans auf keinen Fall vermitteln, dass Steffi ihn für sich alleine haben wollte und gegen den Kontakt mit den Fans war. Nur weil er jetzt in einer Beziehung war, sollte das doch daran nichts ändern, er war doch immer noch derselbe Junge, der die Musik machte, die sie liebten. Nur dass er jetzt eben noch ein ganzes Stückchen glücklicher war, was sie doch eigentlich freuen sollte. Und warum es untereinander immer noch so viele Neider und Hater gab, konnte er auch nicht verstehen. Auch wenn er gerne könnte, würde er es nie schaffen, alle seine Fans glücklich zu machen und ihnen alle Wünsche zu erfüllen.

[4] Er drückte Steffi noch einen Kuss auf die Wange und griff nach dem Ladekabel. “Ich regel das, okay? Es tut mir wirklich leid, wenn ich dich verletzt habe. Ich liebe dich.” Steffi drehte sich wieder um. “Bist du mir noch böse?” fragte Wincent vorsichtig. Er hatte wirklich ein schlechtes Gewissen und konnte verstehen, dass Steffi gerade etwas auf Abstand gehen wollte. Auch wenn er es am liebsten nicht wahrhaben würde, wusste er, dass dieses Thema immer wieder zu einer Herausforderung zwischen den beiden werden würde. “Ich bin dir nicht böse, aber bitte lass mich noch ein bisschen alleine, okay?” Steffi wusste natürlich, dass es Wincent wirklich leid tat und sie hatte ihm auch verziehen, aber die Situation ging nicht spurlos an ihr vorbei und das musste Wincent auch mal spüren. Sie konnte über vieles hinwegsehen, aber es gab auch Punkte, wo sie eben Zeit brauchte, das zu verarbeiten. So sehr sie das Leben mit Wincent auch genoss und liebte, hasste sie solche Momente um so mehr. Natürlich könnte es ihr egal sein, was andere über sie denken. Aber das war ihr nicht egal. Weiter wollte sie darüber aber nicht nachdenken.

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt