Als sie endlich vor ihrer Haustür ankam, stand Jan bereits dort. Schnell wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, aber Jan erkannte sofort, was los war. “Sweetie, was ist passiert? Komm her!” Er nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. “Lass uns bitte nach oben gehen. Dann erzähle ich dir alles in Ruhe.” schluchzte Steffi. Es tat so gut, ihn zu sehen. Jan hatte schon soviel mit ihr gemeinsam durchgemacht und war einfach immer für sie da. In der Wohnung angekommen, setzten sich die beiden aufs Sofa und Steffi begann zu erzählen. Sie erzählte von ihrem ersten Treffen mit Wincent, dem Konzert in Bremen und dem Wochenende in Eutin. Beim Erzählen wurde sie ruhiger und irgendwann überwiegten auch wieder die Glücksgefühle, die sie in der Zeit mit Wincent in Eutin so häufig gespürt hatte. Jan schaute sie an. "Steff, du klingst so glücklich wenn du von ihm erzählst. Was war im Auto denn los? Hat er dir am Ende doch gesagt, dass er dich nicht wieder sehen will?" "Nein, eher das Gegenteil. Wir wollen uns definitiv wieder sehen. Im Auto kamen nur wieder so viele Gedanken hoch, dass ich in letzter Zeit so viel Pech mit Männern hatte, weißt du?" Steffi sah Jan ernst an. "Ohman, ja das verstehe ich. Aber bei euch scheint es ja gerade in die richtige Richtung zu gehen, das solltest du genießen. Du hast das sowas von verdient! Und wenn er dich doch verletzen sollte, gibt's richtig Ärger mit mir!" Steffi musste lachen. Jan konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun.
[2] Aber es tat gut, zu hören dass da jemand war, der immer für sie da war. Und er hatte ja Recht. Sie sollte nicht zu viel drüber nachdenken, was schief gehen könnte. Sonst würde sie sich am Ende vielleicht selbst im Weg stehen. "Und wann seht ihr euch jetzt wieder?" "Ja, das ist eine gute Frage. Er wird jetzt viel in München sein, und für Samstag/Sonntag runter fahren, lohnt sich nicht wirklich." "Aber du hast doch zwei Tage die Woche Home Office, oder? Was spricht denn dagegen, wenn du diese Tage von München aus arbeitest? So wie das klingt, ist Wincent ja dort auch am arbeiten." Steffi dachte kurz nach. Warum war sie nicht selber auf diese Idee gekommen? "Man Jan, wieso ist mir das nicht eingefallen? Klar, das müsste gehen. Vielleicht sollte ich trotzdem kurz mit meinem Chef sprechen. Und mit Wincent natürlich." "Na das klingt doch nach nem Plan." Zum Abschied Bahn Steffi Jan noch einmal fest in den Arm. "Danke für alles." "Für dich doch immer, Sweetie." Als Steffi im Bett lag, merkte sie erst, wie kaputt sie war. Fest entschlossen, morgen mit ihrem Chef zu sprechen, drehte sie sich um und schlief ein. Am nächsten Morgen wachte sie mit einem etwas mulmigen Gefühl auf. Sie hatte keine Lust zur Arbeit. Und erst Recht hatte sie keine Lust auf die Nachfragen zu ihrem Wochenende. Aber da würde sie sich einfach was ausdenken. Zum Glück war es noch relativ leer, als sie im Büro ankam. Ihr Chef war allerdings schon da. Sie wollte die Chance gleich nutzen, um Wincent so früh wie möglich zu informieren. Dieser hatte ihr heute morgen schon eine süße WhatsApp geschrieben "Guten Morgen, ich wünsche dir einen guten Start in die Woche. Du fehlst mir ♥️ Melde mich nachher." Als sie in das Büro ihres Chefs trat, blickte er von seinem Bildschirm auf und schaute Steffi erwartungsvoll an. "Na Steffi, hattest du ein schönes Wochenende?" "Ja, das hatte ich. Und genau darüber wollte ich gerne mit dir sprechen. Also nicht über das Wochenende direkt aber…" sie schloss die Tür hinter sich. Ihr Anliegen müsste ja erstmal keiner der anderen Kollegen mitbekommen. "Also, ich hab da jemanden kennengelernt. Und der wohnt aktuell in München." Sie kam sich gerade total dumm vor. "Naja und ich würde meine Home Office Tage ganz gerne dafür nutzen, um ihn in München zu besuchen. Ich würde natürlich ganz normal erreichbar sein." Ihr Chef schaute sie amüsiert an. "Na da scheint es dich ja echt erwischt zu haben, du brauchst doch nicht rot werden. Aber wie findet man denn hier im Norden jemanden, der in München wohnt? Nicht, dass du uns hier bald abhaust!" lachte er. "Ne, also er wohnt nicht komplett in München. Eigentlich wohnt er auch im Norden, ist aber mit seiner Arbeit irgendwie in ganz Deutschland unterwegs." "Klingt kompliziert. Aber im Grunde spricht da natürlich nichts gegen. Du musst mir nur versprechen, dass wir uns trotzdem auf dich verlassen können und du in deiner Kernarbeitszeit immer erreichbar bist." Steffi wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. "Danke! Ihr könnt euch immer auf mich verlassen! Aber eine Bitte hätte ich noch. Kann das erstmal unter uns bleiben?" "Na klar. Das scheint dir ja wirklich ernst zu sein." Steffi nickte lächelnd. Dann stand sie auf und verließ freudestrahlend das Büro. Sie konnte es kaum erwarten, Wincent von ihrem Plan zu berichten.
[3] "Was strahlst du denn so? Hast du gerade eine Gehaltserhöhung bekommen?" musterte ihr Kollege sie, als sie sich an ihren Schreibtisch setze. "So ähnlich" grinste sie zurück. Zum Glück fragte er nicht weiter nach. Sie schnappte ihr Handy und begann, eine Nachricht an Wincent zu tippen: “Hey, du fehlst mir auch. Aber ich hab da ne Idee. was hälst du davon, wenn ich im April für ein langes Wochenende zu dir komme? Ich habe eben mit meinem Chef gesprochen und ich könnte donnerstags und freitags Home Office machen. Auch aus München :)” Zufrieden widmete sie sich wieder ihrem Postfach. Ungeduldig spähte sie immer wieder auf ihr Handy, um zu schauen, ob Wincent schon geantwortet hatte. Bis zum Mittag blieb das Handy allerdings still. Steffi begann schon wieder, daran zu zweifeln, ob das wirklich ein guter Plan war. Wollte er sie überhaupt in München haben? Passt es ihm zeitlich? Dann kam endlich die erlösende Antwort: “Klingt mega! Die nächsten zwei Wochen sind leider ziemlich voll aber danach das Wochenende kann ich etwas freischaufeln. Da wollte Kevin eh mehr mit Fabi arbeiten.” Steffi spürte, wie ihr Herz einen kleinen Hüpfer machte. Auch wenn sie noch fast 3 Wochen warten musste, freute sie sich darauf, Wincent wieder zu sehen. Sie öffnete die Bahn-App und suchte nach einer geeigneten Zugverbindung am Mittwoch Nachmittag. Dann wäre sie zwar erst spät abends in München, aber das war ihr in dem Moment egal. Sie schickte Wincent eine Verbindung, mit der sie gegen 23 Uhr in München wäre. “Das passt doch. Wir sind meistens eh solange noch im Studio. Aber keine Sorge, für die kommenden Tage würde ich natürlich etwas früher Schluss machen ;). Kevin kann dich vom Bahnhof abholen.” Natürlich fand Steffi es etwas schade, dass Wincent sie nicht persönlich abholte, aber sie konnte auch verstehen, dass er wenig Lust darauf hatte, an einen öffentlichen Platz zu kommen. Wincent war Kevin sehr dankbar, dass er sofort angeboten hatte, Steffi vom Bahnhof abzuholen. Auch wenn sie erst spät ankommen würde, hatte er keine Lust darauf, womöglich noch erkannt zu werden. Er freute sich schon sehr darauf, Steffi zu sehen und es gefiel ihm, dass sie sich sofort darum gekümmert hatte, dass sie sich wiedersehen konnten. Die ersten Tage in München war er damit beschäftigt, mit Kevin die nächsten Wochen zu planen. Dabei erzählte er ihm und seinen Mitbewohner Fabi direkt von Steffi. Dabei war er wohl etwas zu euphorisch, denn Fabi und Kevin waren inzwischen ganz heiß darauf, sie endlich kennenzulernen. Er hoffte nur, dass er und Steffi auch ein wenig Zeit zu zweit haben würden.
[4] Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Steffi hatte viel auf der Arbeit zu tun und wann immer es den beiden möglich war, telefonierten sie. Das war leider meistens nur kurz. Dafür schrieben sie sich regelmäßig, wie sehr sie sich auf das Wiedersehen freuen würden. Zweifel daran, dass es mit den beiden irgendwie weitergehen könnte, hatte Steffi so gut wie gar nicht mehr. Dabei war ihr Alina auch eine große Unterstützung. "Du bist für dein Glück verantwortlich. Und du hast nun wirklich alles dafür getan. Seine Nachrichten zeigen doch, dass er es genau so sieht. Die Zeit in München wird euch sicher nochmal ein Stückchen weiterbringen." Die beiden waren mal wieder zu einem ihrer Sushi Abende verbracht und quatschten über alles, was gerade so passierte. Steffi war froh, dass es mit Alina neben Wincent auch noch genügend andere Themen gab. Mit ihrer Mädelstruppe war das anders. Natürlich wollten sie auch alle das Beste für Steffi, aber sie waren immer noch total aufgeregt, dass Steffi etwas mit einem berühmten Musiker angefangen hatte und konnten es kaum erwarten, ihn endlich kennenzulernen. "Hast du es eigentlich schon deinen Eltern erzählt?" Steffi schluckte schnell die nächste Sushi Rolle runter, bevor sie antwortete. "So halb. Also meine Mama und mein Stiefpapa wissen ja, dass ich Kontakt zu ihm habe, und dass wir uns auch sehen. Aber bisher habe ich unseren Kontakt in den Erzählungen freundschaftlich gehalten. Mein Papa weiß noch nichts. Da will ich mir erst sicher sein, was das wird. Der will ihn sonst sofort kennenlernen und aufs Korn nehmen" lachte sie. Insgeheim hoffte sie natürlich, Wincent auch bald ihren Eltern vorstellen zu können. Die waren wahrscheinlich froh, dass sie überhaupt wieder jemanden kennengelernt hatte.
[5] Als sie wieder Zuhause war, packte sie schnell ihren Rucksack. Morgen war es endlich soweit, nach der Arbeit würde sie sich in den Zug setzen und 7 Stunden nach München fahren. Ein bisschen aufgeregt war sie inzwischen schon. Hoffentlich verstand sie sich mit Kevin und co. auch so gut, wie mit Wincents anderen Freunden. Sie öffnete eine Schublade und fischte ihre schönste Unterwäsche heraus. Dieses mal hatte sie ein gutes Gefühl! Bevor sie schlafen ging, schickte sie Wincent noch eine kurze Nachricht: "ich freue mich auf morgen. Schlaf gut 😘" Eine Antwort bekam sie nicht. Wahrscheinlich war er noch im Studio, da lag sein Handy meistens irgendwo rum. Egal, morgen sehen sie sich ja endlich wieder. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, blinkte eine Nachricht auf. Von Wincent, geschrieben nachts um 3 Uhr. Er freute sich auch sehr auf sie. Hoffentlich machten sie die nächsten Tage nicht so lange. Sie musste immerhin Donnerstag und Freitag früh aufstehen und sich an ihrem Laptop einloggen.
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Auf Halbem Weg - Steffi (1)
أدب الهواةTeil 1 Steffi und Wincent Steffi (28) gerät durch einen dummen Streich in Kontakt mit Wincent Weiss, den sie bis dahin so gut wie kaum kannte. Wie kam es zu diesem Treffen und wie wird es ausgehen?