Kapitel 110

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Micha hatte Steffi zum Glück schnell eingeholt und holte gerade Luft, um etwas zu sagen. “Sag nichts, ich will nichts hören davon, dass Wincent Recht hatte.” maulte sie ihn direkt an und erhöhte das Schritttempo. “Steffi jetzt warte doch mal.” “Lass mich einfach in Ruhe. Ich will euer Gelaber nicht hören.” Das ließ Micha sich allerdings nicht gefallen. “Ey, Madame. Jetzt komm mal wieder runter. Es hat dir keiner etwas getan und ich am allerwenigsten. Ich habe dir sogar noch geholfen, die Situation zu entschärfen.” “Worum ich dich nicht gebeten habe. Ich kann mir auch gut alleine helfen, warum kapiert das denn keiner?” “Weil du uns wichtig bist, verdammt nochmal. Du bist mir wichtig, du bist Lara wichtig und vor allem bist du Wincent wichtig. Und genau das wollte er dir vorhin nur zeigen. Er konnte doch von außen gar nicht wissen, was der Typ von dir wollte und hatte doch nur vor, das zu klären. Natürlich hätte er dabei ruhiger bleiben müssen. Aber wir haben alle nicht wenig Alkohol getrunken und da kochen die Emotionen manchmal einfach hoch.” Steffi wurde langsamer. “Mir ist schlecht.” Oh nein, bitte nicht, dachte Micha nur, aber da war es schon zu spät. Steffi rannte zum nächsten Busch und hockte sich dahinter. Als sie kurze Zeit später zu ihm zurück kam, liefen ihr die Tränen runter. Micha reichte ihr ein Taschentuch und nahm sie in den Arm. Steffi ließ sich darin fallen und heulte drauf los. “Man Steffi, du bist aber auch echt ein Sturkopf.” sagte Micha zu ihr, nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte. “Eigentlich ist doch gar nichts schlimmes passiert, oder?” “ich weiß nicht, irgendwie ging das alles so schnell und dann sind einfach die Worte aus meinem Mund gesprudelt. Ich glaube, manches davon war echt nicht so nett. Aber ich dachte einfach, dass er mir immer noch nicht vertraut.” “Ich glaube nicht, dass du das Problem dabei bist. Wincent weiß wahrscheinlich leider zu gut, was Männer für Arschlöcher sein können und will dich davor schützen. Man der Typ ist so verliebt in dich, dass er alles für dich tun würde. Und du schreist ihn dafür auf offener Straße auch noch an. Das war schon echt hart.” “Oh shit, ich bin auch ein Idiot manchmal. Aber warum musste er denn so aggressiv werden?” fragte sie geknickt. 

[2] Ihr tat es inzwischen unendlich leid, was sie Wincent vorhin an den Kopf geknallt hatte. Sie hatte ihm ja überhaupt keine Chance gegeben, sich zu erklären. Manchmal hasste sie ihren Dickkopf selber. “Er ist nunmal auch ein Hitzkopf und lässt sich eben leicht triggern. Das erleben wir ja nicht zum ersten Mal. Wir gehen jetzt nach Hause und morgen redet ihr. Das werdet ihr ja wohl wieder hinkriegen.” “Meinst du, er kommt heile nach Hause? er ist doch so planlos hier.” “Keine Sorge, Lara ist bei ihm” Stimmt, dass Lara gar nicht hier war, hatte Steffi noch nicht registriert. Sie war den beiden unendlich dankbar, dass sie da waren aber es war ihr auch echt unangenehm, die beiden damit reinzuziehen. Als wenn Micha ihre Gedanken lesen konnte, klopfte er ihr auf die Schultern. “Mach dir keinen Kopf wegen uns, okay. Wir sind für euch da, weil wir euch gerne haben. Lara und ich sind jetzt über 10 Jahre zusammen. Meinst du, bei uns ist immer alles gut? Wir haben uns auch öfter heftig gefetzt, aber haben uns immer wieder zusammengerauft. Das gehört zu den besten Beziehungen dazu.” Steffi jammerte noch ein bisschen und dann schlenderten sie erschöpft nach Hause.

[3] Dort angekommen, brannte noch das Licht im Flur und Lara kam gerade aus dem Gästebad. “Da seid ihr ja. Wincent liegt schon auf dem Sofa und pennt, nachdem er vorher noch über der Schüssel hing.” “Na super, Steffi hat das schon im Busch erledigt.” lachte Micha. “Gut, dann habt ihr euch ja jetzt genug ausgekotzt und könnt euch wieder lieb haben.” grinste Lara Steffi an. “Haha, sehr witzig. Ich glaube, ich habs ziemlich verbockt. Ist Wincent doll wütend?” “Nein, ich glaube nicht. Aber das solltet ihr morgen klären, und erstmal drüber schlafen.” gähnte Lara. mit einem unwohlen Gefühl ging Steffi ins Schlafzimmer und legte sich ins leere Bett, konnte aber nicht einschlafen. Immer wieder wälzte sie sich hin- und her und schaute ständig zu Wincents Seite rüber, die weiterhin leer war. Auch wenn sie häufig alleine in diesem Bett schlief, fühlte es sich diesmal anders an, weil sie wusste, dass er gerade auf dem Sofa lag. Sie hatten in der Wohnung noch nie getrennt geschlafen und sie waren auch noch nie im Streit eingeschlafen. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und tapste leise ins Wohnzimmer. Sie stellte sich ans Ende vom Sofa und beobachtete Wincent. “Wincent? Bist du wach?” Ihre Stimme war sehr zaghaft und sie dachte schon, er hätte es nicht gehört, als sie sah, wie sich etwas unter der Decke regte und er sie verschlafen anschaute. “Kommst du zu mir ins Bett? Ich kann nicht schlafen” fragte Steffi zögerlich. Doch Wincent zog die Decke wieder über den Kopf. “Bitte…” wimmerte Steffi leise, drehte sich dann aber um und schlich langsam traurig wieder zurück

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt