Kapitel 57

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Als sie in Nürnberg angekommen waren, warteten bereits einige Fans vor der Halle. Wincent ging auf sie zu, um mit ihnen Fotos zu machen. Amelie und Steffi warteten ein paar Meter weiter. Steffi war etwas mulmig zu Mute, bisher hatte sie nicht die besten Erfahrungen damit gemacht, auf Wincents Fans zu treffen. Und diese hatten bestimmt schon seine neueste Story gesehen. Zumindest waren sie schonmal nicht aufdringlich, sondern eher schüchtern und stellten sich verlegen neben ihn, um ein Foto zu machen. “Ist das dahinten jetzt deine Freundin?” wollte ein Mädchen dann doch neugierig wissen. Wincent nickte. “Wir haben das Video von Fabis Konzert gesehen. Das war sooo schön.” schwärmte ein anderes Mädchen. “Ihr seid süß zusammen. Wir wünschen euch alles Gute.” rief ihm noch eine dritte hinterher, als er sich schon verabschiedet hatte und wieder bei Steffi war. “ Na siehst du, das lief doch gut.” Er legte einen Arm um sie. “Ja okay, es gibt natürlich auch viele positive Beispiele von deinen Fans. Ich werde mich daran schon gewöhnen.” Als sie in die Halle gingen, wurden sie von allen herzlich begrüßt. “Na endlich. Schön, dass du wieder bei uns bist, Steffi. Wincents Laune die letzten Tage war nicht mehr auszuhalten.” rief Benni. Etwas leiser sagte er dann zu Steffi. “Also wirklich, es tat uns allen weh, ihn so zu sehen. Richtig mutig von dir, was du da mit Fabi gemacht hast.” “Danke dir. Und danke auch, dass ihr ihn trotzdem weiterhin so unterstützt habt.” sagte sie ihm leise. Sie hatte inzwischen auch schon von Tom gehört, wie der Abend abgelaufen war und wie schnell jeder reagiert hatte, um die Situation möglichst unbemerkt zu lassen. Der kam gerade auch freudestrahlend auf sie zu. “Na da biste ja wieder. Ich kann dich heute Abend gut gebrauchen, mein Assistent ist ausgefallen. Haste Bock?” Das ließ Steffi sich nicht zweimal sagen und sofort hatte sie wieder das Gefühl, Teil der Crew zu sein. 

[2] Das Konzert war großartig und die Stimmung auf der Bühne war wirklich gut. Natürlich hatte auch ‘Auf halbem Weg’ wieder in die Setlist gefunden und Wincent sang das ganze Lied mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Die nächsten Tage verliefen ähnlich wie beim letzten Mal. Tagsüber verkroch Steffi sich in den Tourbus, um hier ungestört zu arbeiten. Sie hatte ihrem Chef und auch ihren Kollegen versprochen, dass es klappen würde und sich alle darauf verlassen konnten, dass sie normal erreichbar war und ihre Aufgaben erledigte. Dieses Vertrauen wollte sie nicht aufs Spiel stellen. Wincent hatte seine Crew darüber informiert und dafür gesorgt, dass sie auch wirklich ihre Ruhe hatte. Nach ihrem Feierabend suchte sie sich dann neue Aufgaben, um die Crew zu unterstützen. So langsam hatte sie sich auch daran gewöhnt, ständig unter Strom zu sein und es machte ihr Spaß. Zwischendurch telefonierte sie immer mal wieder kurz mit Jan, Alina und auch ihrer Mama, die natürlich alle wissen wollten, wie es ihr geht, wie ihre Überraschung gelaufen ist und wie es nun mit den beiden weitergeht. Alina und Jan freuten sich natürlich wahnsinnig, dass die beiden alles klären konnten. Ihre Mama war da noch sehr skeptisch. “Steffi, bist du dir wirklich sicher, dass es diesmal funktioniert? Du hast es nicht verdient, wieder verletzt zu werden.” “Mama, ja ich bin mir sicher. Wir haben lange darüber gesprochen. Ich hab ihm das verziehen.” “Du bist einfach zu gut. Und was sagt dein Chef denn dazu, dass du da jetzt durch die Weltgeschichte tourst?” “Der weiß Bescheid und hat mir das Go gegeben, Mama. Ich hab hier alles unter Kontrolle und kann tagsüber normal arbeiten, wie im Home Office.” “Aber das kannst du doch nicht auf Dauer so machen. Kind, du musst doch mal etwas Struktur in dein Leben kriegen. Wie willst du denn sonst je mal eine Familie managen können?” Langsam wurde Steffi sauer. Was mischte sich ihre Mutter nur ständig in ihr Leben ein? “Ich kriege das schon geregelt. Und vielleicht ist es ja genau das Leben, was ich jetzt gerade führen will. Vielleicht will ich ja auch gar keine Familie managen können.” wütend legte sie auf. 

[3] “Willst du nicht?” Steffi hatte gar nicht gemerkt, dass Wincent hinter ihr stand. Über das Thema Familie hatten sie bisher nie wirklich gesprochen. Steffi wusste, dass Wincent sich eine eigene Familie und Kinder wünschte. Bis vor ein paar Jahren hatte sie auch immer geglaubt, dass sie das auf jeden Fall auch wollte. Aber inzwischen war sie sich da gar nicht mehr so sicher. Sie mochte zwar Kinder, aber sie konnte auch schnell von ihnen genervt sein. Und ihre Mutter hatte auch irgendwo recht. Ihr Leben war schon so chaotisch, sie bekam es ja nicht mal hin, einen Zahnarzttermin für sich zu organisieren. Die Verantwortung für ein Kind würde sie sich überhaupt nicht zutrauen. Das hatte sie Wincent bisher noch nicht gesagt. Dazu war es auch noch viel zu früh. “Naja, also jetzt auf jeden Fall noch nicht.” druckste sie ein wenig rum. Wincent nahm sie von hinten in den Arm und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. “Aber es wäre schon süß, wenn hier so ein kleiner Mini Winnie rumlaufen würde.” sagte er verträumt. “Wenn der genauso chaotisch ist, wie seine Eltern, dann haben hier alle viel Spaß.” lachte Steffi. Dann drehte sie sich zu ihm um. “Wollten Tom und Noah nicht noch ne Runde Basketball mit uns spielen?” Hoffentlich konnte sie das Thema so schnell beenden. Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging zu dem Platz, wo die Jungs schon fleißig am dribbeln waren. Wincent schaute ihr kurz hinterher und folgte ihr dann. Er hatte gemerkt, dass sie dem Thema auswich und da noch nicht mit ihm drüber sprechen wollte. Aber irgendwann würde er es nochmal versuchen. Er wollte schon wissen, wie sie grundsätzlich zu dem Thema Familienplanung steht. Bisher hatte sie sich dazu nie wirklich positiv zu geäußert.

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt