Kapitel 67

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Abends machten sie es sich mit einer Flasche Wein, zwei Pappbechern und einer Tüte Chips auf der Wiese vor dem beleuchtete Eiffelturm gemütlich. “Also was romantischeres gibts jetzt aber wirklich nicht mehr.” grinste Wincent Steffi an und prostete ihr mit dem Becher zu. “Das stimmt. Von mir aus hätten wir auch gerne noch länger hier bleiben können. Ich hab noch gar keine Lust auf den Alltag, der zuhause auf mich wartet.” Steffi seufzte leise. Dieser Urlaub tat ihr so unglaublich gut, sie konnte wirklich mal abschalten und hatte nicht den Druck bei der Arbeit ständig im Nacken. Hinzu kam, dass ihr Lieblingskollege bald das Team verlassen würde. Aber daran wollte sie jetzt noch gar nicht denken. Sie genoss die Zeit mit Wincent hier so sehr. “Aber zuhause wartet ja auch schon das nächste Abenteuer auf uns. Johannes hat mir übrigens schon ein paar Exposés von Wohnungen geschickt. Hast du Lust, sie dir mal anzuschauen? Ich habe auch noch nichts angesehen.” “Auja, zeig mal her.” sie rutschte näher an Wincent und legte ihren Kopf an seiner Schulter ab. Wincent hielt das Handy so, dass sie beide sehen konnten und öffnete die erste Datei. Gespannt schauten sie sich die Infos und Fotos an. Es waren echt schöne Wohnungen dabei, von Altbau bis moderner Neubau. Eine Wohnung hatte es Steffi besonders angetan. sie war sehr offen geschnitten und es war eine Altbauwohnung mitten im Schanzenviertel. “Also ich muss echt kein Schicki-Micki in den angesagten Stadtteilen haben. Ich möchte etwas, wo man sich direkt wohl und zuhause fühlt.” nuschelte sie an seiner Schulter. “Sehe ich auch so. Das sieht zwar alles toll aus, aber in so nem Luxus-Appartement sehe ich uns auch einfach nicht.” lachte Wincent. “Dir gefällt die hier im Schanzenviertel am besten, oder?” Steffi nickte. “Mir auch. Ich glaube, dann wirds die, oder?” Steffi setzte sich auf und schaute ihn an. Er hatte schon wieder dieses Funkeln in den Augen. “Die nehmen wir.” sagte sie und legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel. “Die ist perfekt. Ich schreibe Johannes gleich mal. Er kennt den Makler glaube ich persönlich.” Dann hob er seinen Becher in die Höhe. “Auf unsere Zeit in Hamburg”.

[2] Sie stießen an und dann zog er Steffi zu sich, so dass sie auf seinem Schoß saß. Er hatte ihr die Hände an die Hüfte gelegt und sie stützte sich mit den Armen auf seinen Schultern ab. Sie schauten sich tief in die Augen und strahlten sich an. Im Augenwinkel sah Wincent den Eiffelturm leuchten. Was in aller Welt könnte diesen Moment noch perfekter machen? Es gab nichts. Er war einfach perfekt. Er hielt eine absolute Traumfrau an einem absoluten Traumplatz im Arm und würde schon ganz bald in die absolute Traumwohnung mit ihr ziehen. Er blendete alles um sich herum aus und auch die Realität, die bald wieder einkehren würde, wurde gerade in weite Ferne gerückt. Es gab gerade nichts, woran er denken konnte, außer dass er gerade gefühlt der glücklichste Mensch auf der Welt war. Noch vor ein paar Monaten hatte er es nie für möglich gehalten, dieses Gefühl wieder zu spüren. Er konnte dem Schicksal (oder seiner Band) gar nicht genug danken, dass es ihn und Steffi an der Tankstelle zusammengebracht hatte. Er hatte von Anfang an gespürt, dass sie ein ganz besonderer Mensch war, aber wie wichtig sie in seinem Leben werden würde, konnte er sich damals noch überhaupt nicht ausmalen. “Du machst mich so unfassbar glücklich!” er strich ihr eine Strähne hinter die Ohren und zog ihren Kopf langsam näher. Er konnte ihren Atem ganz dicht in seinem Gesicht spüren. Noch immer schauten sie sich gebannt in die Augen. Steffi kam ihm noch ein Stückchen näher, so dass sich ihre Lippen ganz leicht berührten. Wincents ganzer Körper kribbelte vor Spannung und er wünschte sich, dass dieser Moment nie vergehen würde. Ganz langsam würde die Berührung ihrer Lippen fester, bis Wincent etwas salziges an seinen Lippen schmeckte. Vorsichtig zog er seinen Kopf einen Stück zurück und sah Steffi an, eine kleine Träne kullerte über ihre Wange. Behutsam strich er sie mit seinem Daumen von ihrer Wange. “Warum weinst du?” flüsterte er leise. “Ich bin gerade einfach so überwältigt.” Steffi strahlte ihn an und ihre Augen glänzten. “Ich habe nie damit gerechnet, dass ich mal so starke Gefühle für jemanden haben kann und diese auch erwidert werden. Wince, du bist einfach unglaublich. Ich liebe dich.” Wincent saugte die Wörter auf und drückte seine Hände noch ein Stück fester auf ihre Hüften. “Ich liebe dich auch. Oder wie man hier sagt: Je t’aime.”

[3] Noch eine ganze Weile lagen die beiden auf der Wiese und malten sich schon mal aus, wie sie die Wohnung einrichten wollten. “Auf jeden Fall brauchen wir einen Raum für mein Klavier, welches aktuell bei meiner Oma steht. Das hätte ich wirklich gerne wieder bei mir. War ein Geschenk von meinem Opa damals.” “Das wird einen Ehrenplatz erhalten. Johannes hat mir auch gerade geschrieben, dass wir nach unserem Urlaub in Prinzip direkt zu einem Besichtigungstermin kommen können. Wenn dann alles passt, können wir auch schon den Kaufvertrag unterschreiben.” “Kaufvertrag? Na du scheinst dir ja sehr sicher zu sein.” “Das bin ich mir tatsächlich.” Wincents Stimme wurde ernster. Er stütze sich auf seinen Arm und beugte sich über Steffi. “Steffi, ohne Scheiß, ich glaube mir war lange nichts so ernst wie das hier mit dir. Außer meine Musik. Vielleicht klingt das alles so unglaublich, wir kennen uns ja erst knapp 8 oder 9 Monate. Aber irgendwas in mir sagt mir einfach, dass es richtig ist. Mit dir fühlt es sich einfach anders an. Du verstehst mich und nimmst mich einfach so, wie ich bin. Ich kann einfach ich sein. Und ich habe das Gefühl, das kannst du auch sein.” “Man Winnie, du bringst mich gleich wieder zum heulen.” grinste Steffi ihn an. “Ja, ich bin total ich selber und du gibst mir so ein gutes Gefühl. Das ist echt schön. Danke für alles.” Sie legte ihre Hände um seinen Nacken und zog ihn zu sich runter. Was machte dieser Typ nur mit ihr? Sie konnte gar nicht aufhören, ihn zu berühren und zu küssen. Sie wollte ihn jede Sekunde bei sich spüren und es versetzte ihr einen Stich, wenn sie nur daran dachte, dass sie bald wieder zeitweise getrennt waren. Solche Gedanken kannte sie gar nicht von sich. Bisher war sie immer froh, wenn sie auch mal ihre Ruhe hatte und hätte auch nie gedacht, dass sie sich einem Typen mal so hingeben könnte. Aber genau das war passiert. Und dann auch noch in ihrer Lieblingsstadt. Die Stadt der Liebe. bei dem Gedanken musste sie grinsen. “Was freust du dich so?” fragte Wincent lächelnd. “Das ist alles so verrückt. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal völlig verliebt knutschend vor dem Eiffelturm liege. Was macht diese Stadt nur mit uns?” “Genau das Richtige.” hauchte Wincent ihr zu, bevor sie sich in einem weiteren intensiven, leidenschaftlichen Kuss verloren.

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt